Bei einer Entgleisung der historischen Standseilbahn „Elevador da Gloria“ sind in Lissabon mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen. Das teilte ein Sprecher der Rettungsteams vor Journalisten in der portugiesischen Hauptstadt mit. Unter den Toten seien auch ausländische Staatsbürger. Über ihre Nationalität machten die Behörden zunächst keine Angaben. 18 weitere Menschen sollen verletzt worden sein, fünf davon schwer. Unter den 13 Leichtverletzten soll auch ein Kind sein, berichtete CNN Portugal.
Die historische und bei Touristen beliebte Bahn in der portugiesischen Hauptstadt war aus zunächst ungeklärter Ursache entgleist und verunglückt. Aufnahmen vom Unfallort zeigten einen gelben, zerstörten Waggon, aus dessen Trümmern Rettungskräfte Menschen bargen. Der zweite Waggon am unteren Ende der Strecke wurde offenbar nicht schwer beschädigt. Von CNN Portugal ausgestrahlte Videos zeigten jedoch, wie er zum Unfallzeitpunkt heftig ruckelte und mehrere Fahrgäste aus den Fenstern sprangen und schrien.
Der Nachrichtensender SIC Notícias berichtete unter Berufung auf den Bahnbetreiber, die Lissabonner Verkehrsgesellschaft Carris, als Unfallursache werde ein Versagen der Bremsen vermutet. Carris beteuerte, dass die Bahn gemäß den Vorschriften regelmäßig gewartet worden sei. Man bedauere, dass es Opfer gegeben habe und arbeite mit den Behörden gemeinsam daran, die Ursache des Unglücks herauszufinden, hieß es in einem Statement. SIC Notícias zitiert jedoch einen Gewerkschaftsvertreter, der dem staatlichen Unternehmen widerspricht. Immer wieder hätten Mitarbeiter auf notwendige Wartungsarbeiten der verunglückten Bahn hingewiesen. Die zuständige Gewerkschaft fordere, dass die Instandhaltung nicht weiter an externe Unternehmen vergeben werde, sondern von Carris selbst erfolgen solle.
Die Kriminalpolizei ist mit mehreren Beamten vor Ort und hat Ermittlungen aufgenommen, auch die Staatsanwaltschaft ist eingeschaltet. Einen solchen Unfall mit einer der Standseilbahnen hatte es in Lissabon bisher nicht gegeben.
Eine Augenzeugin sagte SIC Notícias, die Bahn sei mit lautem Getöse entgleist, die abfallende Straße hinuntergerutscht und gegen ein Gebäude am Restauradores-Platz im Zentrum Lissabons gekracht. „Das war ohrenbetäubend, ich und andere Passanten sind weggerannt.“ Schnell seien Sanitäter und Polizisten an der Unfallstelle gewesen, erzählte die junge Frau, die noch sichtlich mitgenommen war.
Portugals Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa bedauerte den Unfall „zutiefst“ und forderte, dass der Vorfall „rasch von den zuständigen Stellen aufgeklärt“ werde. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus.
Laut CNN Portugal sprach der Bürgermeister von Lissabon, Carlos Moedas, von einem „tragischen Tag“ für die Stadt. „Es ist ein sehr harter Tag für uns alle“, zitiert der Sender den Bürgermeister, der den Familien der Opfer sein Beileid aussprach. „Lissabon trauert, es ist eine tragische Zeit für unsere Stadt.“ Die Regierung erklärt den Donnerstag zum Tag der Trauer.
Der „Elevador da Gloria“ wurde im Jahr 1885 eröffnet und ist eine der drei historischen Stadtseilbahnen Lissabons. Er verbindet den zentralen Platz Praça dos Restauradores mit dem höher gelegenen Stadtteil Bairro Alto und legt dabei eine Strecke von rund 200 Metern zurück. Die Bahn ist heute in erster Linie eine Touristenattraktion, sie wird aber auch von vielen Einheimischen benutzt, für die die Strecke zu Fuß zu steil ist.