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Ukraine-Gespräche Die Welt blickt nach Berlin – wer trifft wann wen?
Stand: 15.12.2025 12:31 Uhr
Es ist ein wahrer Marathon an Terminen, die bei den Ukraine-Gesprächen in Berlin anstehen. Der wichtigste dürfte am Abend das Treffen zahlreicher Staats- und Regierungschefs bei Kanzler Merz sein. Das hat auch Auswirkungen auf den Berliner Alltag.
Die Bemühungen um einen möglichen Waffenstillstand zwischen der Ukraine und dem Angreifer Russland werden heute in Berlin fortgesetzt. Welche Vorschläge dabei aktuell konkret auf dem Tisch liegen, ist öffentlich bislang nicht bekannt. Klar ist nur, dass die US-Regierung den Verhandlungen in Berlin zumindest vorab Erfolgsaussichten eingeräumt hat – denn davon hatte sie die Entsendung einer Delegation nach Deutschland abhängig gemacht, die dann am Sonntag eintraf.
Am heutigen Montag stehen verschiedene Termine an:
- Am Vormittag begann das Deutsch-Ukrainische Wirtschaftsforum, das vom Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft mitorganisiert wurde. Teilnehmen sollen unter anderem Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche, Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan und die ukrainischen Ministerpräsidentin Julia Swyrydenko. Am Nachmittag sollen dann auch Bundeskanzler Friedrich Merz und Präsident Wolodymyr Selenskyj an den Wirtschaftsgesprächen teilnehmen.
- Selenskyj soll am Nachmittag weitere Vertreter der deutschen demokratischen Institutionen treffen – etwa Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundestagspräsidentin Julia Klöckner.
- Für den Abend hat der Kanzler Merz dann – neben Selenskyj – mehrere europäische Staats- und Regierungschefs eingeladen: Keir Starmer (Großbritannien), Emmanuel Macron (Frankreich), Giorgia Meloni (Italien), Donald Tusk (Polen), Mette Frederiksen (Dänemark), Jonas Gahr Störe (Norwegen), Alexander Stubb (Finnland) und Dick Schoof (Niederlande). Teilnehmen werden auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, EU-Ratspräsident António Costa und NATO-Generalsekretär Mark Rutte.
Am Sonntag waren der US-Sondergesandte Steve Witkoff und der Schwiegersohn und Berater von US-Präsident Donald Trump, Jared Kushner, mit einer ukrainischen Delegation um Präsident Selenskyj im Kanzleramt zusammengekommen.
Nach gut fünf Stunden wurden die Gespräche am Abend vorerst beendet. Witkoff schrieb danach auf der Plattform X von „großen Fortschritten“. Intensiv habe man über den 20-Punkte-Friedensplan diskutiert, über Wirtschaftsthemen und weitere Fragen. Details blieben zunächst unklar. Bundeskanzler Friedrich Merz hatte die Gäste nur kurz begrüßt, nach übereinstimmenden Berichten aber nicht länger an dem Treffen teilgenommen.
Worüber wird gesprochen?
Der ukrainische Präsident Selenskyj will bei den Gesprächen vor allem seine jüngsten Vorschläge zum Friedensplan von US-Präsident Donald Trump erörtern. Ukrainischen Angaben zufolge geht es um einen 20-Punkte-Plan, an dessen Ende ein Waffenstillstand stehen soll.
Er baut auf dem 28-Punkte-Plan auf, den die Trump-Regierung im November vorgelegt hatte. Dieser Plan war allerdings vielfach kritisiert worden, weil er von der Ukraine massive Zugeständnisse verlangt und in vielen Punkten russischen Maximalforderungen sowie US-Wirtschaftsinteressen entsprach.
Trump macht Druck auf die Ukraine, einem Friedensabkommen zuzustimmen. Er sieht das von westlicher Unterstützung abhängige Land militärisch im Nachteil gegenüber dem Angreifer Russland. Zuletzt hatte Trump wieder verstärkt russische Positionen übernommen. Und auch in der neuen Sicherheitsstrategie der US-Regierung wird zwar Europa kritisiert, Russland taucht hingegen kaum auf.
Wie hoch sind die Sicherheitsvorkehrungen?
In Berlin sind derzeit hochrangige Politiker aus zahlreichen Staaten und Vertreter wichtiger Institutionen wie EU und NATO. Entsprechend gilt die höchste Sicherheitsstufe.
3.600 Polizisten aus ganz Deutschland sind dafür nach Berlin beordert worden. Polizisten aus fast allen Bundesländern sowie von der Bundespolizei würden die Beamten der Hauptstadt unterstützen, sagte Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel. Sie sprach von einer „Gefährdungsstufe 0“ – also noch über der Sicherheitsstufe 1 für sehr hochrangige Staatsgäste.
Die Bundesregierung habe erst am Freitagabend mitgeteilt, dass Selenskyj einen Tag früher komme. Das habe tatsächlich zu organisatorischen Schwierigkeiten geführt, sagte Slowik Meisel. Wegen der kurzfristigen Änderung bei dem Besuch seien auch Polizisten aus der eigentlich sicheren Freizeit in den Dienst gerufen worden. Neben Selenskyj müssten 13 weitere Delegationen begleitet werden.
Welche Auswirkungen hat das für Menschen in Berlin?
Zu den Sicherheitsvorkehrungen gehören gesperrte Straßen und Bereiche im Regierungsviertel und rund um Hotels, Scharfschützen von Spezialeinheiten der Polizei, Sprengstoffsuchhunde auf den Straßen und Polizeiboote auf der Spree.
Details zu Orten und Zeiten der Ukraine-Gespräche werden aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgegeben. Entsprechend ist unklar, wann es wo genau zu Verkehrseinschränkungen kommt – Schwerpunkt ist aber das Regierungsviertel. Mehrere Buslinien werden umgeleitet oder fallen aus. Auch die U-Bahn-Linie 5 ist betroffen. Sie fährt ohne Halt an der Station Bundestag durch, berichtet der rbb.
Mit Informationen von Dietrich Karl Mäurer, ARD Hauptstadtstudio









