Stand: 15.12.2025 10:32 Uhr
Klares Votum für einen harten Kurs: Der rechtskonservative Politiker Kast hat die Präsidentschaftswahl in Chile gewonnen – und das noch deutlicher als vorausgesagt. Worauf basiert sein Erfolg?
Der Rechtsruck in Chile beginnt mit einer Party. Was sie sich als erstes von der Regierung Kast wünsche, wird eine Frau auf einer Wahlparty gefragt. Ihre Antwort: Dass Kast all die Migranten hinauswerfe – denn Chile habe ein „reines Vaterland“ verdient. Und: In Chile gebe es viele Menschen, die die ganze Woche mit Schweiß auf der Stirn arbeiteten.
Alle Prognosen hatten dem ultrarechten chilenischen Politiker José Antonio Kast einen Erfolg vorhergesagt. Nun ist genau das eingetreten – am Sonntagabend trat er vor jubelnden Anhängern auf. „Wir werden das Gesetz wieder herstellen. Den Respekt vor dem Gesetz. In allen Regionen und ohne Ausnahmen“, sagt er.
Harter Kurs in Migrations- und Sicherheitspolitik
Etwa 58 Prozent der Stimmen konnte Kast holen – ein deutlicher Abstand zu seiner Kontrahentin, der Kommunistin Jeanette Jara, die auf etwa 42 Prozent kam. Damit ist Jara weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben – das ist das schlechteste Ergebnis, das eine linke Kandidatin seit dem Ende der Diktatur hatte.
Jara gratulierte Kast zum Sieg. Sie sagte: Man müssen den Willen der Bürgerinnen und Bürger respektieren. Gerade durch eine Niederlage lerne man am meisten.
Chile schwenkt also nach rechts, wählt den harten Kurs, den Kast in der Migrations- und Sicherheitspolitik plant. Das sei ein riesiger Sieg für Kast, bestätigt auch die Wahlbeobachterin Marta Lagos.
Sie sagt: Die Menschen in Chile wollten in Sicherheit leben. Aber sie bezweifele, dass Kast mit seinen Methoden erfolgreich sein wird: „Chile möchte jemanden, der mit harter Hand gegen die Kriminalität vorgeht. Und Kast bietet das: Er will 300.000 illegale Migranten rauswerfen. Und er will mit Soldaten gegen die Kriminalität in den Straßen vorgehen.“ Lagos glaubt nicht, dass das funktionieren wird: Nirgends in Lateinamerika habe das bisher geklappt.
„Trauriger Tag für die Demokratie“
Kasts Sieg ist aber auch ein Bruch. Zum ersten Mal seit der Rückkehr zur Demokratie 1990 wird mit ihm ein Mann Präsident, der den ehemaligen Diktator Pinochet offen bewundert.
Und es geht hier nicht nur um Kast – in der Wahlnacht feierten einige seiner Anhänger mit Flaggen von Pinochet. Und mit Flaggen auf denen Miguel Krassnoff abgebildet war – ein Offizier der ehemaligen Geheimpolizei DINA, der für Folter und Mord verurteilt wurde.
Dino Pancani ist Journalist und lehrt an der Universidad de Chile. Er spricht von einem traurigen Tag für die Demokratie und für alle, die unter der Diktatur gelitten hätten. Und gerade verändere sich die Situation: „Die Diktatur spaltet uns nicht mehr, aber die neuen Generationen erinnern sich nicht mehr an sie. Weil sich ihre Lebensbedingungen zweifellos verbessert haben. Angst, Mord, Verbrechen, das gibt es seit der Rückkehr zur Demokratie nicht mehr.“ Das vergäßen die meisten wahrscheinlich, fürchtet er.
Eine Wahl gegen das Establishment
Wahlbeobachterin Lagos deutet den Sieg von Kast allerdings weniger als einen Sieg für Kast, sondern eher als eine Entscheidung gegen die etablierten Parteien. Ein Rechtsruck, ja. Aber ein Rechtsruck aus Enttäuschung über die anderen Parteien. Zu sagen, Chile habe rechtsextrem gewählt, sei nicht richtig, sagt sie: „Das war eine Wahl gegen die etablierten Parteien, gegen das Establishment. Und die Partei, die gegen das Establishment war, hat gewonnen.“
Natürlich sei Kast ein ultrarechter Politiker, sagt Lagos – aber er habe keine Mehrheit im Parlament und werde für seine Politik nach Mehrheiten suchen müssen.
Rechtes Erstarken in Lateinamerika
Nicht nur in Chile, auch in anderen Ländern Lateinamerikas regieren mittlerweile rechte und konservative Regierungen: in Argentinen, Bolivien, Honduras. In El Salvador und Ecuador.
Wonach der neue Präsident Chiles also nicht suchen muss, das ist die Unterstützung durch andere rechte Staatschefs. Der argentinische Präsident Javier Milei hat Kast auf X gratuliert. Dessen Wahlsieg sei ein weiterer Schritt, um in Südamerika das Leben, die Freiheit und das Privateigentum zu verteidigen. Ähnliches schrieb US-Außenminister Marco Rubio: Man werde mit Chile „gemeinsame Prioritäten“ voranbringen.










