Ein Jahr nach Weihnachtsmarkt-Attentat Gedenkgottesdienst für die Opfer in Magdeburg
Stand: 20.12.2025 16:16 Uhr
Ein Jahr nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt hat ein ökumenischer Gedenkgottesdienst am Samstag an die sechs getöteten Menschen sowie an die Betroffenen und Hinterbliebenen erinnert. Im Mittelpunkt standen Trauer, Trost und der Zusammenhalt in der Stadt.
Mit einem ökumenischen Gedenkgottesdienst hat in Magdeburg am Samstag des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt vor einem Jahr gedacht. Der Gottesdienst stand im Zeichen des Zusammenhalts: Man wolle die „warme Mitte“ zeigen – ein herzliches und unerschütterliches Miteinander, das der Gewalt nicht die Macht überlässt, sagte Regionalbischöfin Bettina Schlaudraff. Gleich zu Beginn sagte sie, das Entzünden von Licht in der Dunkelheit habe vielen Menschen Trost gespendet und Mut gemacht.
Ein Licht der Trauer wurde vor der Johanniskirche von Magdeburgs Kulturbürgermeisterin Regina-Dolores Stieler-Hinz in das Gotteshaus getragen. In der Kirche wurden damit Kerzen für die sechs getöteten Menschen, für die Trauernden und alle weiteren Betroffenen entzündet. Chormusik begleitete das Gedenken.
Auch Helfer brauchen Hilfe
Auch Ersthelfer kamen zu Wort. Karsten Wohlfahrt, Seelsorger aus Halberstadt, berichtet von zahlreichen Gesprächen, in denen er Trost gespendet habe. Später habe er auch Helfer unterstützt – denn auch sie bräuchten manchmal Unterstützung. Gemeinschaft mache in aller Trauer auch stark, sagte Wohlfahrt.
Der Chefarzt der Unfallchirurgie am Johanniterkrankenhaus Stendal, Senat Krasnici, schilderte, er habe bei den Betroffenen weniger Wut als vielmehr Dankbarkeit erlebt. Krasnici war bereits beim Anschlag 2016 in Berlin als Arzt im Einsatz. Seine Botschaft: Wir können darauf vertrauen, dass uns geholfen wird. Der Einsatz sei „gelebte Nächstenliebe“ gewesen.
Als „Grünkohl, Glühwein und Gebäck“ zu Blut wurde
Peggy Litzrod, selbst Betroffene, schilderte die Stimmung auf dem Weihnachtsmarkt kurz vor dem Anschlag: Kinderaugen, die in ein Märchen eintauchen, der Duft von Grünkohl, Glühwein und Gebäck, Lachen und Nähe. Innerhalb von einer Minute und vier Sekunden habe sich alles verändert. Die Bilder danach seien kaum zu ertragen gewesen. Litzrodt machte deutlich, dass auch ein Jahr später noch viele Menschen Unterstützung benötigten, und äußerte Kritik am Umgang der Behörden mit Betroffenen.
Bischof Feige: „Die Dunkelheit kann das Licht nicht ganz ersticken“
Der katholische Bischof Gerhard Feige vom Bistum Magdeburg sagte, der Anschlag habe großes Leid gebracht, dessen Dunkelheit auch ein Jahr später noch spürbar sei – bei den Opfern, den Hinterbliebenen und den Betroffenen. Doch die Dunkelheit könne das Licht niemals ganz ersticken. Die Hoffnung auf ein würdevolles Miteinander dürfe nicht aufgegeben werden.
Menschen versammeln sich auch vor der Kirche, leere Innenstadt
Während des Gottesdienstes versammelten sich auch vor der Kirche Menschen, um den Gottesdienst auf einer Leinwand zu verfolgen. Der Magdeburger Weihnachtsmarkt in der Innenstadt, der sonst von Lichtern, Musik und Besucherinnen und Besuchern lebt, wirkt derweil still und verlassen. Er ist heute geschlossen. Vereinzelt gibt es in der Stadt Mahnwachen – zum Beispiel am Karstadt und an der Kreuzung zum Petriförder. Auch Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) besuchte die Innenstadt bereits am Vormittag und machte sich ein Bild von der Lage – an dem Ort an dem ein neuer Gedenkstein für die Opfer des Anschlags aufgestellt wurde.
In der Innenstadt steht ein neuer Gedenkstein für die Opfer des Anschlags.
Die Stadt Magdeburg gedenkt am ersten Jahrestag des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt am 20. Dezember mit mehreren Veranstaltungen den Opfern.
MDR (Moritz Arand)









