Beschädigte Raumkapsel Chinas gestrandete Raumfahrer zurück auf der Erde
Stand: 14.11.2025 16:05 Uhr
Tagelang mussten sie im All ausharren: Eine beschädigte Kapsel brachte die Pläne chinesischer Raumfahrer durcheinander, die erst mit Verspätung auf die Erde zurückkehren konnten. Jetzt sitzen ihre Nachfolger fest.
Nach Tagen der Ungewissheit sind die drei Taikonauten der chinesischen „Shenzhou 20“-Mission sicher zur Erde zurückgekehrt. Kommandant Chen Dong und seine Crew-Mitglieder Chen Zhongrui und Wang Jie landeten erfolgreich in der Inneren Mongolei. Ursprünglich sollten sie bereits am 5. November von der chinesischen Raumstation zurückkehren.
„Wir sind endlich erfolgreich zurückgekehrt“, sagte Chen Dong kurz nach der Landung in einer Fernsehansprache. Er bedankte sich für die weltweite Anteilnahme und betonte, dass Chinas Raumfahrtprogramm eine „Prüfung gemeistert“ habe. Berichten zufolge befinden sich alle drei Raumfahrer in guter gesundheitlicher Verfassung.
Odysee im Weltraum
Grund für die verspätete Rückkehr war eine beschädigte Raumkapsel. In ihrem Fensterglas waren Risse entdeckt worden, wie die Chinesische Raumfahrtbehörde (CNSA) heute bekanntgab. Für den Defekt sei „sehr wahrscheinlich“ ein Aufprall von Weltraummüll verantwortlich. Das könnte auch schon beim Anflug der Raumkapsel auf das chinesische ISS-Pendant „Tiangong“ passiert sein.
Nach Schätzungen der Europäischen Weltraumorganisation ESA befinden sich mehr als eine Million Teile von Weltraumschrott mit einer Größe von mehr als einem Zentimeter in der Umlaufbahn um die Erde. Satelliten und ihre Trümmer kreisen dort mit teils gefährlicher Geschwindigkeit.
Das Problem für die chinesische Crew: Die Kapsel, die eine Besatzung ins All hochbringt, bringt sie eigentlich auch wieder zur Erde zurück. Die CNSA entschied, dass die gestrandeten Raumfahrer das Gefährt der Nachfolgemission für die Rückkehr zur Erde nutzen sollten. Die dreiköpfige Crew der „Shenzhou 21“ war bereits angereist.
Crew ohne Schiff
Nun ist die aktuelle Besatzung zwar wieder alleine, dafür aber ohne Rückkehrkapsel. Stattdessen will China „zu einem passenden Zeitpunkt“ das Raumschiff „Shenzhou 22“ zur Raumstation schicken. Wie dann die Rückkehr der nächsten Crew abläuft, steht noch nicht fest.
Die beschädigte Kapsel der Vorgängermission soll für weitere Tests im Weltraum verbleiben. Die „Tiangong“-Raumstation selbst ist in einem stabilen Zustand und die Crew kann ihre Arbeit fortsetzen.
Diese Verspätung im All erinnert an einen ähnlichen Vorfall bei der Internationalen Raumstation (ISS), als eine Besatzung der NASA ihren Aufenthalt im Juni 2024 aufgrund von Problemen mit ihrem Raumschiff verlängern musste. Barry Wilmore und Suni Williams sollten ursprünglich nur für eine Woche auf der ISS bleiben. Doch wegen technischer Schwierigkeiten mit ihrem „Starliner“ mussten sie neun Monate im All verbringen, bis die NASA sie sicher zurückholen konnte.
China mit ambitionierten Zielen
Zum ersten Mal seit Beginn der bemannten chinesischen Raumfahrt im Jahr 2003 mussten die Taikonauten ihre Rückkehrpläne unvorhergesehen ändern, während sie sich bereits im All befanden. Der Zwischenfall liefert Einblicke in die Notfallpläne und Reaktionsmöglichkeiten der chinesischen Raumfahrtbehörde.
Die Ereignisse rund um die „Shenzhou 20“ könnten auch Auswirkungen auf zukünftige Missionen haben. China hat ambitionierte Ziele im All, darunter eine bemannte Mondlandung bis 2030.









