
Israelische Geiseln Hamas übergibt zwei weitere Leichen
Stand: 19.10.2025 01:05 Uhr
Die Hamas hat laut Israel die sterblichen Überreste zweier weiterer Geiseln übergeben. Nun sollen ihre Identitäten festgestellt werden. Unterdessen warnt das US-Außenministerium vor Angriffsplänen der Hamas auf palästinensische Zivilisten.
Die militant-islamistische Hamas hat zwei weitere Leichname toter Geiseln an Israel übergeben. Sie seien im Gazastreifen vom Roten Kreuz in Empfang genommen und an das israelische Militär übergeben worden, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. Nun soll das Forensische Institut in Tel Aviv die Identität der Getöteten feststellen.
Laut der Waffenruhe-Vereinbarung muss die Hamas insgesamt 28 Leichen übergeben. Sollte Israel die Identität der nunmehr überstellten Leichen bestätigen, würden noch 16 tote Geiseln im Gazastreifen verbleiben. Die Hamas beruft sich darauf, dass es für sie schwierig sei, die Leichen zu finden, weil sie unter den Trümmern bombardierter Gebäude und Tunnel verschüttet seien. Zuletzt hatte Israel mitgeteilt, bei einer der zurückgegebenen Leiche habe es sich nicht um eine israelische Geisel gehandelt.
Streit um Grenzübergang Rafah
Bereits am vergangenen Montag hatten die Islamisten die letzten 20 lebenden Geiseln freigelassen. Die erste Phase der von US-Präsident Donald Trump initiierten Waffenruhe im Krieg zwischen Israel und der Hamas sieht die Freilassung und Übergabe aller lebenden und toten Geiseln vor.
Über die Umsetzung des Gaza-Plans gibt es allerdings weiter Streit zwischen der Hamas und Israel. Die Terrororganisation warf Netanjahu eine „eklatante Verletzung des Waffenstillstandsabkommens“ vor. Israels Premier hatte zuvor erklärt, die Wiedereröffnung des Grenzübergangs Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten hänge davon ab, dass die Hamas die sterblichen Überreste aller verstorbenen Geiseln übergebe. Die palästinensische Botschaft in Ägypten hatte angekündigt, der für die Bewohner des Gazastreifens wichtigste Übergang werde am Montag wieder geöffnet.
In Tel Aviv, Jerusalem und anderen israelischen Städten gingen am Samstagabend zahlreiche Menschen auf die Straße, um die Rückgabe aller noch im Gazastreifen verbleibenden Leichen getöteter Geiseln zu fordern. Sie hielten unter anderem Plakate hoch, auf denen „Bis zur letzten Geisel“ zu lesen war.
Wichtige Punkte noch ungeklärt
Das Waffenstillstandsabkommen sieht auch eine Aufstockung der Hilfslieferungen in das Küstengebiet vor, in dem im August nach Einschätzung der globalen Hunger-Beobachtungsstelle IPC eine Hungersnot für Hunderttausende Menschen festgestellt wurde. Seit der Waffenruhe gelangten nach Angaben des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) täglich im Schnitt 560 Tonnen Lebensmittel in den Gazastreifen. Dies sei aber deutlich weniger als benötigt.
Wichtige Streitpunkte in dem von den USA vermittelten 20-Punkte-Plan zur Beendigung des Krieges sind zudem noch ungelöst. Dazu gehören die Entwaffnung der Hamas, die künftige Verwaltung des Gazastreifens, die Zusammensetzung einer internationalen Stabilisierungstruppe und Schritte zur Gründung eines palästinensischen Staates.
Warnung des US-Außenministeriums
Nun warnte allerdings das US-Außenministerium vor einem Bruch der Waffenruhe in Gaza durch die Hamas. Man berufe sich auf „glaubwürdige Berichte“ über einen bevorstehenden Angriff der Terrororganisation auf palästinensische Zivilisten. Sollte die Hamas mit diesem Angriff fortfahren, werden Maßnahmen ergriffen, um die Menschen in Gaza zu schützen und die Integrität der Waffenruhe zu wahren“, heißt es in der Erklärung.
US-Präsident Trump hatte der Hamas am Donnerstag bereits gedroht, nachdem die Islamisten selbst Bilder von Hinrichtungen angeblicher Kollaborateure mit Israel verbreitet hatten. „Wenn die Hamas weiterhin Menschen im Gazastreifen tötet, was nicht Teil der Abmachung war, haben wir keine andere Wahl, als reinzugehen und sie zu töten“, schrieb er in seinem Onlinedienst Truth Social – ohne anzugeben, was damit genau gemeint und wer in den Gazastreifen „reingehen“ werde.
Netanjahu will 2026 wieder kandidieren
Unterdessen gab Israels Premier Netanjahu an, im kommenden Jahr erneut für das Amt des Regierungschefs kandidieren zu wollen. Auf eine entsprechende Frage zu der für Ende Oktober 2026 angesetzten Parlamentswahl antwortete er am Samstag in einem Interview des Senders Channel 14 mit einem knappen „Ja“. Die gleiche positive Antwort gab Netanjahu auf die Frage, ob er die Wahl gewinnen werde.
Netanjahu ist Chef der konservativen Likud-Partei und übt das Amt des Ministerpräsidenten mit Unterbrechungen bereits seit mehr als 18 Jahren aus. Er ist damit der am längsten amtierende Regierungschef der israelischen Geschichte.
Nach der Wahl 2022 hatte Netanjahu eine weit rechts stehende Regierungskoalition unter Beteiligung von Ultraorthodoxen und Rechtsextremen gebildet. Während des Krieges gegen die Hamas im Gazastreifen sah sich Netanjahu mit ständigen Großdemonstrationen für die Freilassung der von den Radikalislamisten gehaltenen Geiseln konfrontiert. Viele Angehörige der Geiseln warfen ihm vor, mit seiner harten Kriegsführung – aus Angst vor einem Bruch der Koalition – des Leben der Geiseln zu gefährden.