Stand: 20.12.2025 20:36 Uhr
Der IS gilt zwar militärisch als besiegt, trotzdem könnte die Terrororganisation der syrischen Übergangsregierung das Leben schwer machen. Auch deshalb sehen manche den jüngsten US-Angriff auf IS-Ziele als wichtiges Signal.
Von Andrea Beer, ARD-Studio Kairo
Mehr als 70 Ziele des sogenannten „Islamischen Staats“ seien in Syrien angegriffen worden – mit Kampfflugzeugen, Hubschraubern und Artillerie. Darunter sollen Infrastruktur, Waffenlager sowie Mitglieder der Terrormiliz sein, so das Regionalkommando Centcom des US-Militärs.
Fünf IS-Mitglieder seien getötet worden, teilte die regierungsunabhängige syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London mit. Auch Syriens Nachbarland Jordanien war an den Luftangriffen in der Nacht auf Samstag beteiligt. Als Teil der sogenannten Koalition gegen den IS. Ziel sei es, zu verhindern, dass sich extremistische Gruppen entlang der Grenze formieren könnten, hieß es.
Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (Syrian Observatory for Human Rights, SOHR) sitzt in Großbritannien und will Menschenrechtsverletzungen in Syrien dokumentieren. Sie bezeichnet sich als unabhängig. Die Informationen der Beobachtungsstelle lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Die Übergangsregierung in Damaskus sei weiterhin auf eine breite Allianz gegen den IS angewiesen, sagte Bente Scheller, Nahost-Expertin bei der Heinrich-Böll-Stiftung, dem ARD-Studio Kairo. „Der IS ist militärisch im Prinzip geschlagen, aber Schläferzellen können der Übergangsregierung das Leben sehr schwer machen.“ Es sei ein wichtiges Zeichen, dass jetzt internationale Kräfte von innerhalb der Region und außerhalb zusammengekommen seien, so Scheller.
IS noch immer in Syrien aktiv
Der IS gilt zwar militärisch als besiegt, doch Gruppierungen bestehen weiter, sind in Teilen Syriens und des Iraks aktiv und damit eine Gefahr, die ernst genommen werden muss. Der IS stelle mittlerweile eine Gefahr dar, die die internationale Koalition und in erster Linie Syrien bedrohe, sagte Abdullah Al Ghadawi, Direktor des Taqaddum Zentrums für Dialog und Friedensförderung in Damaskus, dem Fernsehsender Al-Hadath. „Der IS ist auf syrischem Boden präsent und untergräbt die syrische Regierung.“ Gleichzeitig nehme er Institutionen, Behörden und Mitglieder der syrischen Regierung ins Visier, so Al Ghadawi.
Seit dem Sturz des Assad-Regimes vor einem Jahr bemüht sich die syrische Übergangsregierung von Ahmed al-Scharaa intensiv um internationale Anerkennung und gute Beziehungen zu den USA.
Der syrische Übergangspräsident habe immer wieder bekundet, dass er extremistische Kräfte einhegen wolle, konstatiert Nahost-Expertin Scheller. „Das Problem ist jedoch, dass er versucht, viele verschiedene bewaffnete Gruppen in die syrische Armee zu integrieren – und hier ist er nicht davor gefeit, dass auch Extremisten bleiben.“
US-Angriff als Vergeltung für tödliche Attacke
Die Nachrichtenagentur AFP zitiert syrische Sicherheitskreise, laut denen bei den Angriffen vor allem IS-Gruppen in der weitläufigen Wüste Badia getroffen worden sein sollen – die meisten in den Provinzen Homs, Rakka und Deir ez-Zor im Nordosten des Landes in einem Gebirgszug nördlich der Stadt Palmyra. Die Angriffe seien heftig gewesen und hätten rund fünf Stunden gedauert.
Grund für die Luftangriffe war laut den USA Vergeltung für eine tödliche Attacke auf zwei amerikanische Soldaten und einen Dolmetscher. Die Soldaten gehörten zu den rund 1.000 US-Soldaten, die derzeit in Syrien stationiert sind. Im Frühjahr hatte Washington das Kontingent halbiert. Begründung damals: Erfolge gegen den IS.










