Streeck verteidigt Vorstoß „Es geht darum, Menschen etwas zu ersparen“
Stand: 15.11.2025 12:31 Uhr
Der CDU-Gesundheitspolitiker Streeck hat eine Debatte über die Vergabe teurer Arzneien an Hochbetagte angestoßen – und ist dafür kritisiert worden. Nun äußerte er sich erneut: Lebensverlängerung sei nicht immer das höchste Ziel.
Der CDU-Gesundheitspolitiker Hendrik Streeck hat seine umstrittenen Aussagen über die medizinische Versorgung von Hochbetagten verteidigt. „Es geht nicht ums Sparen, sondern darum, Menschen etwas zu ersparen: Wie wir sie in ihren letzten Lebensphasen verantwortungsvoll begleiten – statt sie aus falschen Anreizen zu überversorgen“, schreibt Streeck in einem Gastbeitrag für den Bonner General-Anzeiger und die Rheinische Post .
In einer TV-Debatte hatte Streeck, der auch Drogenbeauftragter der Bundesregierung ist, hinterfragt, ob sehr alte Menschen sehr teure Medikamente erhalten sollten. Es brauche in der medizinischen Selbstverwaltung klarere Richtlinien bei der Vergabe von Medikamenten mit Blick auf allgemeine Gesundheitskosten. „Es gibt einfach Phasen im Leben, wo man bestimmte Medikamente auch nicht mehr einfach so benutzen sollte“, so Streeck.
Dabei verwies Streeck beispielhaft auf eine teure Krebstherapie bei einer 100-Jährigen und auf Erfahrungen, die er in der letzten Lebensphase seines Vaters gemacht habe.
Bundesregierung geht auf Distanz
Streecks Aussagen hatten eine kontroverse Debatte ausgelöst. Die Bundesregierung distanzierte sich am Freitag vom Drogenbeauftragten. Ein Regierungssprecher sagte in Berlin, es sei klar, dass Streecks Haltung „nicht unsere Haltung als Bundesregierung“ sei. Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz hatte Streecks Ansatz zurückgewiesen.
In seinem Gastbeitrag schreibt der CDU-Politiker, der selber Arzt ist, das Gesundheitssystem in Deutschland funktioniere immer noch zu sehr nach dem Maßstab, dass Lebensverlängerung immer das höchste Ziel sei. „Doch wer je erlebt hat, wie ein hochbetagter Mensch auf einer Intensivstation um sein Leben ringt, weiß: Nicht alles, was medizinisch möglich ist, ist auch menschlich vertretbar.“
Streeck für Neuausrichtung des Gesundheitssystems
In Deutschland würden ältere, hochfragile Menschen nicht selten „tot operiert“ – nicht aus Böswilligkeit, sondern weil das System falsche Anreize setze, so Streeck. Entscheidend in solchen Fällen müssten aber der Wunsch des Patienten, seine Würde und sein Frieden sein. Er fordert: „Manchmal ist die größere Fürsorge, nicht alles zu tun, was man kann.“
Streeck sprach sich für eine Debatte über die Ausrichtung des Gesundheitssystems aus. „Wir müssen Gesundheit vergüten statt Krankheit. Pflegekräfte, Hausärzte und Angehörige müssten gestärkt werden, damit Behandlung zuhause möglich sei.“ Weiter sagte er: „Und wir müssen in Strukturen investieren, die Würde ermöglichen – statt in Eingriffe, die Erlöse bringen, aber keine Lebenszeit.“









