Partydroge
Kind bricht in Bus zusammen – 30 Jahre alter Mann festgenommen
Von Denis FenglerRedakteur WELT/WELT AM SONNTAG Hamburg
Stand: 14:24 UhrLesedauer: 2 Minuten
Ein Kind in Hamburg bricht in einem Linienbus zusammen. Zuvor soll es von einem Mann Drogen gekauft haben. Ein 30-Jähriger kann wenig später im Stadtteil Wandsbek festgenommen werden.
Weil er einem erst 13 Jahre alten Jungen Ketamin verkauft haben soll, ist ein Mann im Stadtteil Wandsbek festgenommen worden. Der 30-Jährige soll zudem mit weiteren Drogen gedealt haben. Er kam in Untersuchungshaft.
Wie ein Polizeisprecher mitteilte, war der 13-Jährige am Dienstagmorgen in einem Linienbus im Stadtteil Farmsen-Berne zusammengebrochen. „Eine Rettungswagenbesatzung transportierte das Kind daraufhin vorsorglich in ein Krankenhaus“, sagte der Sprecher.
Eine alarmierte Funkstreifenwagenbesatzung habe im „Rahmen der Sachverhaltsaufnahme“ Hinweise darauf erhalten, dass der 13-Jährige Ketamin eingenommen haben könnte, welches er mutmaßlich am Montagabend bei dem 30-Jährigen erworben hatte, sagte der Sprecher.
Ermittlerinnen und Ermittler des Drogendezernats (LKA 68) durchsuchten daraufhin im Stadtteil Wandsbek die Wohnung des Tatverdächtigen, den sie dort auch antrafen, sagte der Sprecher. Sie fanden zudem unter anderem rund 80 Gramm Amphetamine, circa 26 Gramm Ketamin, mehrere Ecstasy-Tabletten und etwas Kokain.
Das Kind wurde mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen und befindet sich in Obhut der Erziehungsberechtigten. Der 30-Jährige muss sich jetzt wegen des Verdacht verantworten, ein verschreibungspflichtiges Medikament an einen 13-Jährigen verkauft zu haben. Er soll heute einem Haftrichter vorgeführt werden.
Immer häufiger als Partydroge missbraucht
Ketamin ist ein Narkose- und Schmerzmittel aus der Medizin, das immer häufiger als Partydroge missbraucht wird. Das in den 1960er-Jahren entwickelte Medikament blockiert bestimmte Rezeptoren im Gehirn.
Ursprünglich wurde Ketamin als sicherere Alternative zu anderen Narkosemitteln entwickelt, heute nutzen Ärzte es hauptsächlich in der Notfallmedizin zur Schmerzbehandlung. Als Antidepressivum hat sich Ketamin einen neuen Platz in der Medizin erobert – seit 2019 ist das verwandte Esketamin als Nasenspray gegen schwere Depressionen zugelassen und wirkt oft schon nach Stunden statt Wochen.
In der Drogenszene ist Ketamin unter Namen wie „Special K“ oder „Vitamin K“ bekannt und wird meist als weißes Pulver geschnupft. Die Wirkung kann von Halluzinationen bis hin zum gefürchteten „K-Hole“ reichen – einem Zustand, der Nahtoderfahrungen ähnelt und bei dem sich Nutzer völlig von ihrem Körper getrennt fühlen.
Besonders gefährlich wird es, weil Ketamin die Bewegungsfähigkeit stark einschränkt und gleichzeitig das Schmerzempfinden ausschaltet – Unfälle sind daher häufig. Langfristiger Konsum kann schwere Schäden verursachen: Die sogenannte „Ketamin-Blase“ zerstört die Blasenwand und kann zur Inkontinenz führen, während im Gehirn Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen entstehen.
Anders als andere Drogen fällt Ketamin in Deutschland nicht unter das Betäubungsmittelgesetz, der illegale Handel wird aber nach dem Arzneimittelgesetz bestraft.