Stellungnahme des Spitzenverbands Krankenkassen legen Sparpaket in Milliardenhöhe vor
Stand: 03.12.2025 17:15 Uhr
Seit Jahren wächst der finanzielle Druck auf die gesetzlichen Krankenkassen. Ihr Spitzenverband macht nun Vorschläge für milliardenschwere Einsparungen – bei Krankenhäusern, niedergelassenen Ärzten und der Pharmaindustrie.
Die gesetzlichen Krankenkassen haben ein Sparpaket in Milliardenhöhe vorgeschlagen, um den erwarteten starken Anstieg der Beiträge abzubremsen. Das 77-seitige Papier, das dem ARD-Hauptstadtstudio vorliegt, sieht ein ganzes Bündel von Einzelmaßnahmen vor. Zuvor hatten die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland berichtet.
Ohne umfassende Einsparungen würde der durchschnittliche Kassenbeitrag von aktuell 17,5 Prozent auf bis zu 19,1 Prozent im Jahr 2030 und 22,7 Prozent im Jahr 2040 ansteigen. Das geht aus einer Stellungnahme des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen an die vom Bundesgesundheitsministerium eingesetzte Reformkommission hervor.
Bis zu 50 Milliarden Euro Einsparungen?
„Von den Kliniken über die Pharmaindustrie bis zu der niedergelassenen Ärzteschaft müssen nun alle einen fairen Beitrag leisten, damit die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler nicht länger unter immer weiter steigenden Krankenkassenbeiträgen leiden müssen“, erklärte Oliver Blatt, der Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands.
GKV-Vorsitzender Blatt fordert einen „fairen Beitrag“ von allen in der Branche.
Die Gesamtsumme der Einsparungen wollte der GKV-Spitzenverband nicht beziffern – diese Summe hänge davon ab, wann die Maßnahmen kommen sollten und wie schnell dann deren Wirkung eintrete, erklärte der Verband. Die RND-Zeitungen sprachen von einem Einsparvolumen von etwa 50 Milliarden Euro.
Pflege-Ausgaben sollen gedeckelt werden
Gespart werden soll nach Vorstellung des GKV-Spitzenverbands bei den Krankenhäusern, den niedergelassenen Ärzten und der Pharmaindustrie. Bei der Finanzierung der Krankenhäuser fordert der Verband unter anderem, die derzeit unbegrenzten Ausgaben für die Pflege in den Kliniken wieder zu deckeln. Auch die jährlichen Tarifsteigerungen sollen nicht mehr eins zu eins an die Kassen durchgereicht werden dürfen.
Bei den niedergelassenen Ärzten schlägt der Kassenverband vor, die vor einigen Jahren eingeführten Zusatzhonorare für eine schnellere Terminvergabe zu kappen. Zudem sollen die Budgets für Haus- und Kinderärzte wieder gedeckelt werden. Bei den Arzneimitteln wollen die Kassen die Preisregulierung verschärfen und den Zwangsrabatt der Pharmaindustrie an die Krankenversicherung erhöhen.
Bund soll Ausgaben für Bürgergeldempfänger tragen
Ein großes Entlastungspotenzial sieht der Verband im Bundeshaushalt: Der Bund müsse die Kosten für die Versicherung von Bürgergeldbeziehern vollständig übernehmen, fordern die Kassen. 2022 habe hier die Deckungslücke bei 9,2 Milliarden Euro gelegen, die von den gesetzlich Versicherten getragen werden musste. Diese Ausgaben hätten zu einer „stetigen Lastverschiebung vom Staat zu den Beitragszahlenden“ geführt, heißt es in der Stellungnahme.
Eine der generellen Ursachen für die schlechte Finanzlage sieht der Verband in den Vorgaben der Politik: Diese habe in den vergangenen Jahren „Entscheidungen vermehrt fern der gelebten Praxis getroffen“, kritisiert der Verband in der Stellungnahme. Dabei seien „die Interessen der Versicherten und Beitragszahlenden mehr und mehr aus dem Blick geraten“.
„Kein Einnahmen-, sondern Ausgabeproblem“
„Die gesetzliche Krankenversicherung hat kein Einnahmenproblem, sondern ein Ausgabenproblem“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Blatt. „Es braucht nun mutige Reformen, bei denen wir gerne als Unterstützer an der Seite der Politik stehen.“
Die von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken eingesetzte Kommission zur Reform der gesetzlichen Krankenversicherung hatte im September ihre Arbeit aufgenommen. Das zehnköpfige Gremium soll bis März 2026 Maßnahmen vorschlagen, mit denen die Finanzsituation und damit auch der Beitragssatz in der GKV stabilisiert werden können.








