Stand: 18.09.2025 17:29 Uhr
Im ersten Interview seines Pontifikats hat Papst Leo einigen Reformansätzen eine Absage erteilt. Er wolle den Umgang mit LGBTQ-Rechten, Frauen und Missbrauchsfällen vorerst nicht ändern, um die Polarisierung in der Kirche nicht zu verstärken.
Grundlegende Veränderungen in der katholischen Kirche? „Höchst unwahrscheinlich, zumindest in naher Zukunft“. Das kündigte Papst Leo XIV. im ersten Interview seiner Amtszeit mit der US-Journalistin Elise Ann Allen an. Dabei ging es insbesondere um den Umgang mit Frauen, LGBTQ-Rechten und sexuellem Missbrauch: „Wir müssen unsere Einstellungen ändern, bevor wir überhaupt daran denken können, die Haltung der Kirche zu einer bestimmten Frage zu ändern“, so Leo.
Damit unterscheidet sich der neue Papst im Ton deutlich von seinem Vorgänger Franziskus, der sich mehrfach für die Öffnung der Kirche ausgesprochen hatte. Beispielsweise hatte Franziskus Segnungen von gleichgeschlechtlichen Paaren in kleinem Umfang erlaubt. Diese Entscheidung hatte für scharfe Kritik seitens der Konservativen in der katholischen Kirche gesorgt.
Papst nennt LGBTQ-Themen „höchst polarisierend“
Papst Leo betonte in dem Interview dagegen, die „traditionelle Familie“ aus „Vater, Mutter und Kindern“ zu unterstützen. Zwar teile er Franziskus‘ Wunsch, jeden in der Kirche willkommen zu heißen. Er wolle aber niemanden „einladen, weil er eine bestimmte Identität hat oder nicht hat“. LGBTQ-Themen beschrieb Papst Leo zudem als „höchst polarisierend“. Die Lehre der Kirche wolle er diesbezüglich nicht reformieren, um „die Polarisierung in der Kirche nicht weiter zu verstärken“.
Auch die Stellung von Frauen in der katholischen Kirche wolle Leo nicht verändern. Dass Frauen Zugang zum Amt der Diakonin erlangen könnten, beabsichtige er derzeit nicht. Der sexuelle Missbrauch durch Kirchenangehörige war ebenfalls Thema in dem Interview, das am Donnerstag im Rahmen eines Buches erschien. Papst Leo bezeichnete den Missbrauchsskandal als „eine echte Krise“, bei der die Opfer mit „großem Respekt“ und „Verständnis“ behandelt werden müssten. Dennoch gelte erst einmal die Unschuldsvermutung, bis es Beweise für ein Fehlverhalten gebe. In jedem Fall solle der Missbrauchsskandal während seines Pontifikats „nicht zum zentralen Thema der Kirche werden“, wie Leo hervorhob.
Seit vier Monaten ist Papst Leo XIV. aus den USA im Amt. Vor seiner Wahl war der 70-Jährige lange als Missionar in Peru tätig.