analyse
Stand: 19.12.2025 18:30 Uhr
Die neue Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung heißt Annegret Kramp-Karrenbauer. Dass dieser Umstand dem Bundeskanzler als Niederlage ausgelegt wird, liegt auch in seiner Verantwortung.
Annegret Kramp Karrenbauer hat es geschafft. Die Ex-CDU-Vorsitzende, Ex-Ministerpräsidentin des Saarlandes und Ex-Verteidigungsministerin konnte die Mehrheit der 50 anwesenden stimmberechtigten Mitglieder von ihrer Qualifikation überzeugen und wird die erste Vorsitzende der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS). Unter normalen Umständen wäre das eine Meldung unter vielen. Nicht groß der Rede wert. Doch die Umstände sind nicht normal, und das hat auch viel mit dem diplomatischen Gespür des Bundeskanzlers zu tun.
Alte Rivalitäten
Merz hatte sich zuvor öffentlich für Unions-Fraktionsvize Günter Krings ausgesprochen, obwohl er wusste, dass Annegret Kramp-Karrenbauer auch um das Amt kandidiert. Er hätte ohne Zweifel weitere Komplikationen vermeiden können. Warum hat Merz nicht die Kandidatur seiner alten Konkurrentin begrüßt und sich auf ihre Seite geschlagen? Oder sich neutral verhalten? Das hätte vieles einfacher gemacht. Doch Merz, der 2018 bei der Stichwahl um den Parteivorsitz gegen AKK den Kürzeren zog, weigerte sich, die Widersacherin von einst zu unterstützen.
Stattdessen hob Merz weiterhin die Vorzüge seines Fraktionsvizes aus Nordrhein-Westfalen hervor. Nicht ohne Kalkül. Schließlich braucht Merz nach wie vor die Unterstützung seiner Bundestagsfraktion, die in diesen Tagen immer wieder mit Mehrheitsentzug droht, und Krings ist Vorsitzender der großen NRW-Landesgruppe.
Der falsche Mann?
Dass Krings für viele Mitglieder der KAS der falsche Mann war, kann an Merz nicht vorbeigegangen sein. Dabei wusste der Kanzler um die Kritik der Unionsbasis, dass im Kraftzentrum der Partei ein NRW-Überschuss bestehe. Zur Erinnerung: Neben Merz selbst kommen Fraktionschef Jens Spahn und Generalsekretär Carsten Linnemann auch aus Nordrhein-Westfalen.
Außerdem wäre Krings der erste Stiftungsvorsitzende mit aktivem Mandat gewesen. Auch das gefiel bei weitem nicht allen KAS-Mitgliedern. Schließlich haben nicht alle KAS-Mitglieder ein Parteibuch und pochen auf ihre Unabhängigkeit.
KAS berät hinter verschlossenen Türen
Merz wollte offenbar einen Vertrauten und wichtigen Mehrheitsbeschaffer im Bundestag mit einem Posten belohnen. Geübte KAS-Praxis ist es, über den Vorsitz hinter verschlossenen Türen zu beraten, bis es eine Mehrheit gibt.
Als Altkanzlerin Merkel 2017 ihre Vertraute und Ex-Bildungsministerin Annette Schavan ins Rennen schickte, sich aber abzeichnete, dass diese keine Mehrheit bekommen würde, zog Schavan ihre Kandidatur zurück. Der Schaden war abgewendet. Merz ist diesen Schritt nicht gegangen.
Eine weitere Niederlage
Jetzt geht Krings‘ Niederlage auch mit Merz nach Hause. Natürlich wirft es Fragen auf, wenn ein Parteivorsitzender es nicht schafft, in seiner parteinahen Stiftung eine sichere Mehrheit zu organisieren. Nach Merz‘ eigener Kanzler-Wahl und der verpatzten Verfassungsrichterwahl im Sommer stellt die KAS-Wahl heute die wohl unnötigste aller Niederlagen für den Kanzler da.









