Israelische Offensive Mindestens 32 Tote nach Angriffen auf Gaza-Stadt
Stand: 13.09.2025 20:36 Uhr
Noch immer harren viele Palästinenser in Gaza-Stadt aus. Trotz der massiven Schäden, schlechter Versorgung und inmitten der israelischen Offensive. Bei Angriffen wurden nach palästinensischen Angaben mindestens 32 Menschen getötet.
Die israelische Armee setzt ihre Militäroffensive in Gaza-Stadt unvermindert fort. Noch immer halten sich viele Palästinenser trotz der massiven Schäden in der Stadt auf. Bei neuen israelischen Luftangriffen wurden mindestens 32 Menschen getötet, wie Mitarbeitende des Al-Schifa-Krankenhauses mitteilten. Unter den Toten seien zwölf Kinder. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht.
Bei einem der Luftangriffe in der Nacht sei ein Haus im Viertel Scheich Radwan getroffen und dabei eine zehnköpfige Familie getötet worden, ergänzten Vertreter des Gesundheitsministeriums, das von der militant-islamistischen Terrororganisation Hamas kontrolliert wird. Nach den Angriffen stieg Rauch über der Gegend auf, wie Aufnahmen zeigten. Das israelische Militär äußerte sich bislang nicht zu den Angriffen.
Die israelischen Streitkräfte haben in den vergangenen Tagen ihre Einsätze in Gaza-Stadt ausgeweitet. Die Armee griff zuletzt mehrere Hochhäuser an und behauptete, dass die Hamas Kameras und andere Überwachungstechnik an den Gebäuden angebracht habe.
Israel will Gaza-Stadt vollständig einnehmen
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hatte die Menschen in der Stadt aufgefordert, zu fliehen. UN-Schätzungen zufolge hielten sich zu Beginn der Offensive noch eine Million Palästinenser dort auf. Laut Israels Armeesprecher Avichay Adraee haben bereits eine Viertelmillion Menschen Gaza-Stadt verlassen. Die UN hingegen gehen von 100.000 Personen aus, die zwischen Mitte August und Mitte September die ehemalige Millionenstadt verlassen haben.
Die Flucht in den Süden des Küstengebiets ist eine enorme Herausforderung für die Menschen, die durch den Krieg kaum noch über Ressourcen verfügen. Viele mussten bereits mehrfach vor Kämpfen oder nach israelischen Evakuierungsanordnungen fliehen. Israels Regierung betrachtet Gaza-Stadt als die letzte Hochburg der Hamas und will die Stadt vollständig einnehmen.
Die Angriffe auf Gaza-Stadt erfolgen wenige Tage, nachdem Israel die politische Hamas-Führung in Katar bombardiert hatte.
Humanitäre Zone laut UN überlastet
Die UN und Hilfsorganisationen warnten zuletzt, dass eine Vertreibung von Hunderttausenden Menschen die humanitäre Krise im Gazastreifen weiter verschärfen würde. Die „humanitäre Zone“, die Israel für die aus Gaza-Stadt Flüchtenden vorgesehen hat, sei völlig überlastet.
Viele Menschen könnten sich die Flucht schlicht nicht leisten, sie hätten nicht ausreichend Geld, um in den Süden zu gelangen und dort eine neue Unterkunft zu finden, betonten die UN. Derzeit befänden sich 86.000 Zelte und weitere Hilfsgüter an der Grenze zum Gazastreifen, bislang fehle laut UN jedoch eine Einfuhrgenehmigung Israels.
Offenbar weitere Tote durch Mangelernährung
Auch Nahrungsmittel erreichen viele Menschen im Gazastreifen nicht. Das Gesundheitsministerium meldete sieben Menschen, die in den vergangenen 24 Stunden durch Mangelernährung gestorben seien.
Damit seien seit Beginn des Krieges 420 Menschen an den Folgen des Hungers gestorben, darunter 145 Kinder. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Zahlen derzeit nicht. Das IPC hat für Teile des Gazastreifens eine Hungersnot erklärt.
US-Außenminister Rubio reist nach Israel
US-Außenminister Marco Rubio will heute nach Israel reisen. Bei seinem Besuch wolle er „die Verpflichtung der USA für die Sicherheit Israels“ bekräftigen und „operative Ziele und Vorgaben“ besprechen, erklärte das Außenministerium in Washington. Vor dem Abflug sagte der Außenminister, dass der Angriff in Katar keine Auswirkungen die US-Beziehung zu Israel nicht verändern werde. „Natürlich waren wir darüber nicht glücklich, der Präsident war darüber nicht glücklich“, sagte Rubio. Man müsse nun über die möglichen Auswirkungen des Angriffs sprechen.
Premier Netanjahu bekräftigte erneut, dass es ein Hauptziel Israels sei, die Hamas-Führung „zu beseitigen“. „Die in Katar lebenden Hamas-Terroristenführer kümmern sich nicht um die Menschen in Gaza“, schrieb er auf der Plattform X. „Sie haben alle Waffenruhebemühungen blockiert, um den Krieg endlos in die Länge zu ziehen.“
Das Vorgehen Israels hat international scharfe Kritik und in Israel große Proteste ausgelöst. Der Unmut in Israel speist sich auch aus der Sorge vieler Menschen um die im Gazastreifen verbliebenen Geiseln, von denen etliche in der Stadt Gaza vermutet werden. Etwa 50 Geiseln befinden sich noch in dem Küstengebiet, nur noch etwa 20 von ihnen sind nach Einschätzung der Regierung Israels am Leben.