Stand: 14.11.2025 05:14 Uhr
Seit 1970 werden in Saarlouis Ford-Modelle gebaut. Doch damit ist nun bald Schluss. Auch in seinem Kölner Werk steht Ford vor massiven Problemen – der Autobauer kämpft im E-Auto-Geschäft mit hohen Verlusten.
Es ist das Ende einer Ära: Nach 55 Jahren sind bei Ford in Saarlouis die Tage der Autoproduktion gezählt. In den kommenden Tagen läuft in dem Saarländer Werk der letzte Ford Focus vom Band. Das Aus kommt etwas früher als geplant – ursprünglich hatte Ford den 21. November angepeilt.
Sieben Modellreihen hat der Autoriese aus den USA in Saarlouis hergestellt. Henry Ford II, Enkel von Henry Ford, eröffnete das Werk offiziell im Juni 1970. Bereits am 16. Januar 1970 war hier das erste Modell vom Band gelaufen – ein Ford Escort. Mit dem Escort trat Ford in der europäischen Kompaktklasse gegen den Opel Kadett und später auch den VW Golf an.
Sieben Ford-Modelle – mehr als 15,6 Millionen Autos
Der Escort lag in der werksinternen Produktionswertung denn auch lange Zeit vorn, bis er schließlich vom Focus mit über sechs Millionen gebauten Fahrzeugen überholt wurde. Insgesamt liefen im Saarland mehr als 15,6 Millionen Autos vom Band.
Parallel zum Escort fertigte die Ford-Mannschaft in Saarlouis den Ford Capri (1971 bis 1975), den Ford Fiesta (1976 bis 1980) und den Ford Orion (1983 bis 1993). Neben dem Ford Focus liefen der Ford Kuga (2008 bis 2012) und der Ford C-MAX (2003 bis 2010 und 2014 bis 2019) vom Band.
Zudem wurde hier von 2013 bis 2018 das erste in Serie produzierte Elektroauto von Ford in Europa gebaut – der Focus Electric. Allerdings nur in kleinen Stückzahlen.
Ford beschäftigt 1.000 Mitarbeiter weiter
Die Ford-Geschäftsführung hatte im Juni 2022 entschieden, die Produktion des Modells Focus im Saarland zu beenden und dies auch mit der sinkenden Nachfrage nach Kompaktwagen begründet. Eine anschließende Investorensuche zur Übernahme und zum Erhalt des Ford-Werks scheiterte.
Von den damals 4.600 Beschäftigten waren zuletzt noch 2.700 Menschen im Saarlouiser Werk tätig. Nur 1.000 Mitarbeiter sollen bis 2032 weiterbeschäftigt werden – sie werden Komponenten und Ersatzteile für Ford in Europa bauen.
Elektro-SUV statt Ford Fiesta in Köln
Während das Werk in Saarlouis damit größtenteils Geschichte ist, steht mit Köln ein weiterer Ford-Traditionsstandort in Deutschland vor großen Problemen. Erst im September kündigte der Autobauer an, ab dem kommenden Jahr die Produktion seiner Elektromodelle Explorer und Capri von zwei Schichten auf eine Schicht zu reduzieren – und damit bis zu 1.000 Stellen zusätzlich in der Fertigung und angrenzenden Bereichen streichen. Nach dem bisherigen Sanierungsplan sollten in Köln bis 2027 ohnehin schon 2.900 Stellen abgebaut werden. Die Streichung der Schichten ab Januar kommt hier also noch obendrauf.
Branchenexperten zufolge leidet der Standort Köln dabei auch unter den Kollateralschäden einer verfehlten Modellpolitik. Lange war der Fiesta das Hauptprodukt des Kölner Werks, in dem Ford seit 1930 Autos baut. Doch wie andere Autobauer hat auch Ford zuletzt verstärkt auf Elektromodelle umgestellt. Statt des preisgünstigen Fiesta laufen in Köln nun vollelektrische SUVs vom Band – Preis: 40.000 Euro aufwärts.
Ford schreibt mit E-Autos weiter tiefrote Zahlen
Doch die verkaufen sich schlecht. In Deutschland setzte Ford in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres gut 6.900 Elektroautos ab, rechnet das Branchenportal „Best-Selling Cars“ unter Berufung auf Daten des Kraftfahrtbundesamtes vor. Das reichte gerade einmal für einen Marktanteil von 2,8 Prozent und Platz zehn im E-Segment.
Ford selbst musste vor kurzem zugeben, dass die Nachfrage nach Elektroautos in Europa „signifikant unter den Erwartungen“ liege. Aber nicht nur in Europa – weltweit verliert der Konzern im Geschäft mit Elektroautos weiterhin viel Geld. Im vergangenen Quartal verbuchte die Sparte einen Verlust von 1,4 Milliarden Dollar.
Dagegen läuft das Geschäft mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren blendend: Ford verdiente hier zuletzt 1,5 Milliarden Dollar. Vor allem in den USA sind die ebenso leistungsstarken wie spritdurstigen Offroad-Pickups der F-Serie ein Verkaufsschlager.








