Stand: 26.10.2025 19:03 Uhr
Die Münchnerinnen und Münchner haben abgestimmt, ob ihre Stadt sich um Olympische und Paralympische Sommerspiele bewerben soll. Fest steht bereits: Das nötige Quorum des Bürgerentscheids wurde erreicht.
Von Birgit Grundner, Anton Rauch, Ramona Dinauer
In den Olympiapark könnte wieder großer Sport einkehren. Heute waren mehr als 100 Wahllokale in München bis 18 Uhr für die Abstimmung geöffnet. Die Wahlbeteiligung in den Wahllokalen lag um 16.30 Uhr laut Stadt bei 4,8 Prozent.
Mehr als ein Drittel der Stimmberechtigten hat dagegen schon per Briefwahl entschieden. Das nötige Quorum ist damit schon jetzt mehr als erreicht. Die Unterlagen für die Briefwahl hatte die Stadt erstmals unaufgefordert allen Stimmberechtigten zugeschickt.
Wie hat München abgestimmt? Im BR werden Sie ausführlich auf den Stand gebracht. Ab 18.45 Uhr gibt es ein BR24live in Web/App mit Reaktionen aus der Politik und dem Sport. Ab 21.45 Uhr widmet sich Blickpunkt Sport im BR Fernsehen umfassend der Olympiaentscheidung der Bürgerinnen und Bürger der Stadt München.
Wahlbeteiligung wichtig, damit Abstimmung gültig ist
Gegen 19 Uhr werden erste Abstimmungsergebnisse erwartet. Das Quorum musste erreicht werden, damit das Resultat für den Stadtrat auch bindend ist. Mindestens zehn Prozent der Stimmberechtigten – also knapp 110.000 Menschen – müssen beim Bürgerentscheid mitmachen.
Anhänger und Gegner haben bis zum letzten Tag geworben
In den vergangenen Tagen haben Befürworter wie Gegner noch einmal versucht, die Stimmberechtigten zu mobilisieren. Die einen erhoffen sich durch Olympia einen Schub für die Stadtentwicklung, etwa beim Wohnungsbau und beim öffentlichen Nahverkehr. Das Bündnis „NOlympia“ warnt dagegen vor einer weiteren Verschuldung der Stadt sowie vor steigenden Mieten und Lebenshaltungskosten durch Olympia.
Münchner Abstimmung betrifft auch Umland
Ob München sich um Olympische und Paralympische Sommerspiele bewirbt oder nicht, hat nicht nur auf die Stadt Auswirkungen. Denn München könnte nicht alle benötigten Sportstätten selbst bieten. Das Konzept sieht deshalb auch Wettkämpfe an anderen Orten vor: zum Beispiel Rudern in Oberschleißheim, Schießen in Garching und Schwimmen im Starnberger See.
Die Wildwasser-Kanuten würden im Kanal in Augsburg um Medaillen kämpfen. Eine ungewöhnliche Lösung würde für die Schwimmer in der Halle anvisiert. Das Münchner Olympiabad hat nämlich nur acht und nicht zehn Bahnen, wie inzwischen gefordert. Deshalb ist ein temporäres Schwimmbecken in einer künftigen Multifunktionsarena am Flughafen angedacht.
Viele Sportstätten in München gibt es schon
In München selbst würde der Olympiapark samt dem Stadion von 1972 eine zentrale Rolle spielen. Pläne gibt es aber unter anderem auch für Reiten im Nymphenburger Schlosspark, im Englischen Garten und in Riem sowie Rugby im Grünwalder Stadion, Beachvolleyball auf der Theresienwiese oder Fechten, Gewichtheben und Kampfsport auf dem Messegelände.
Man könne besondere, nachhaltige Spiele bieten, weil es viele Sportstätten schon gebe, sagt Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Er erhofft sich von erneuten Sommerspielen zudem „enorme Chancen für unsere Stadt“ und einen ähnlichen Schub für die Entwicklung wie vor den Spielen 1972. Konkret geht es etwa um Zuschüsse von Bund und Land für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, sodass Projekte schneller vorangetrieben werden können, und um Impulse für den Wohnungsbau vor allem durch ein neues Olympisches Dorf in Daglfing.
Hoffnung auf Schub für Wohnungsbau und Sportstandort
Tausende neue Wohnungen würden entstehen und die Wirtschaft könnte insgesamt profitieren, so die Argumentation der Olympia-Befürworter. Die Bayerischen Staatsregierung unterstützt die Bewerbung, ebenso Verbände prominenter Sportler – auch weil Olympische Spiele dem gesamten Sportstandort Bayern und Deutschland Aufmerksamkeit bringen würden.
Bei der Abschlusskundgebung der Befürworter liefen Olympia-Anhänger am Freitag über den Marienplatz zur Bühne vor dem Rathaus. Dort warb dann unter anderem die Paralympics-Sportlerin Verena Bentele als Vizepräsidentin des Deutschen Olympischen Sportbundes für ein „Ja“ am Sonntag: „Wir können Stimmung, wir können Nachhaltigkeit, und wir können Sportveranstaltungen machen, die die Massen begeistern und nachher auch für eine nachhaltige Infrastruktur und Sportförderung stehen.“
„NOlympia“ warnt vor weiteren Schulden für München
Die Gegner aus dem Bündnis „NOlympia“ – darunter Stadträte von ÖDP und Linke sowie der grüne Landtagsabgeordnete Ludwig Hartmann – verweisen dagegen auf die hohen Kosten für Sportstätten, Infrastruktur und die Sicherheit bei den Spielen. Tobias Ruff (ÖDP) geht davon aus, dass die Stadt „mindestens fünf Milliarden Euro selbst schultern“ müsste. Dabei sei München schon jetzt hoch verschuldet.
Langer Weg zu erneuten Olympischen Spielen in München
Die Olympia-Befürworter hoffen beim Bürgerentscheid auf ein besonders deutliches Signal aus München für die Mitbewerber– also Berlin, Hamburg und die Region Rhein-Ruhr. Das Nationale Olympische Komitee entscheidet nächstes Jahr. Danach kommt die Entscheidung des IOCs, wieder mit Bewerbern aus anderen Ländern und Kontinenten. Es ist also in jedem Fall ein langer Weg zu erneuten Olympischen Spielen in München.
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Quelle: BR24 Radio Nachrichten 26.10.2025 – 06:00 Uhr









