Thema im Unterricht Dobrindt will Schüler auf Krisenfall vorbereiten
Stand: 26.10.2025 17:32 Uhr
Bundesinnenminister Dobrindt fordert, dass Krisenvorsorge und mögliche Kriegsgefahren in Schulen thematisiert werden. Die Reaktionen aus der Opposition sind gemischt: Während ihm einige Panikmache vorwerfen, gibt es von anderen Zuspruch.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt hat sich dafür ausgesprochen, junge Menschen in Schulen auf Krisen und auch einen möglichen Kriegsfall vorzubereiten. Er wolle bei der bevorstehenden Innenministerkonferenz im November mit seinen Länderkollegen „anregen, das Thema Krisenvorsorge in den Schulalltag einzubinden“ – etwa in Form einer speziell gestalteten Doppelstunde, sagte der CSU-Politiker dem Handelsblatt.
„Mein Vorschlag ist, dass in einem Schuljahr in einer Doppelstunde mit älteren Schülern darüber diskutiert wird, welche Bedrohungsszenarien es geben kann und wie man sich darauf vorbereitet. Kinder sind wichtige Wissensträger in die Familien hinein“, so Dobrindt.
Kritik von Linken und AfD
Dobrindts Vorschlag stieß bei den Parteien im Bundestag auf Widerspruch. „Hier sollen ganz offensichtlich Ängste geschürt werden“, sagte die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, Nicole Gohlke, der Nachrichtenagentur AFP. „Ich halte diese Panikmache, gerade bei Kindern und Jugendlichen, für nicht hinnehmbar“, kritisierte die Bildungsexpertin. „Die Schule muss unbedingt ein Schutzraum bleiben.“
Die AfD warf dem Minister Kriegstreiberei vor. „Es wäre eine unangebrachte Verharmlosung, in all dem nur einen völlig übersteuerten Alarmismus zu sehen“, sagte der Innenexperte der AfD-Bundestagsfraktion, Gottfried Curio. Dem Minister gehe es vielmehr darum, „das Thema eines kommenden Krieges selbstverständlich bis unvermeidbar zu machen“. Dafür beanspruche Dobrindt „die bellizistische Lufthoheit nun auch über den Kinderbetten“.
Grüne: „Reicht nicht aus“
Die Grünen hingegen äußerten Verständnis für Dobrindts Vorstoß. „Jungen Menschen in der Schule aufzuzeigen, wie sie sich und anderen in Krisensituationen helfen können, begrüßen wir“, sagte der Grünen-Innenexperte Leon Eckert. Allerdings reiche dies allein nicht aus. Der Bundestagsabgeordnete schlug vor, den bereits existierenden Warntag „zu einem bundesweiten Übungstag auszubauen, um deutschlandweit Menschen in Krisenvorbereitungen einzubinden“.
Bereits während der Ampelkoalition, an der die Grünen beteiligt waren, hatte die damalige Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger Zivilschutzübungen an Schulen ins Spiel gebracht. Sie verwies dabei auf Großbritannien: „Dort gehören Übungen für den Katastrophenfall an Schulen zum Alltag. Davon können wir lernen“, so die FDP-Politikerin.
„Menschen wollen sich vorbereiten“
Dobrindt kündigte zudem ein neues Schutzkonzept an. „Wir arbeiten an einem Pakt für den Bevölkerungsschutz“, sagte er. Ziel sei „Vorsorge statt Verunsicherung“, so der Innenminister. Zum einen gehe es um funktionierende Warnsysteme, zum anderen um Schutzräume. Das könnten öffentliche Gebäude wie Tiefgaragen oder Keller eines Wohnhauses sein. Zudem müsse die Versorgung im Krisenfall mit lebensnotwendigen Gütern sichergestellt sein, erläuterte der Minister.
Dobrindt sagte, es könne nicht schaden, wenn jeder zu Hause einen Notvorrat für den Krisenfall anlege. „Man muss kein Prepper sein, um zu verstehen, dass ein paar Tage Vorrat, eine Taschenlampe, Batterien oder ein Kurbelradio vernünftige Vorsorge sind“, sagte er. „Wer das hat, sorgt nicht für Panik – er sorgt vor.“
Er verwies zudem auf einen jüngst vorgestellten Ratgeber für Bevölkerungsschutz mit Themen wie Verhalten bei Stromausfall oder auch Luftangriffen. „Die Nachfrage ist enorm, ohne jede Empörung. Die Menschen wollen wissen, wie sie sich vorbereiten.“










