Stand: 11.09.2025 20:20 Uhr
Seit Tagen waren in Berlin Tausende Haushalte ohne Elektrizität und teils ohne warmes Wasser. Nun kam die erlösende Mitteilung: Alle betroffenen Haushalte haben wieder Strom. Grund für den Ausfall war ein mutmaßlicher Brandschanschlag.
- insgesamt rund 60 Stunden Stromausfall im Berliner Südosten
- längster Stromausfall der Nachkriegszeit in der Hauptstadt
- alle betroffenen Haushalte laut Betreiber wieder versorgt
- eigentliche Reparatur beginnt in den nächsten Tagen
- Innensenatorin: Linksextreme für Brandanschlag verantwortlich
Alle vom dreitägigen Stromausfall im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick betroffenen Haushalte sind wieder am Netz. Wie das Unternehmen Stromnetz Berlin am Donnerstag mitteilte, sei die durch einen Brandanschlag verursachte Störung kurz nach 16:30 Uhr und damit rund 60 Stunden nach Beginn behoben worden. Nach rbb-Informationen kommt es allerdings noch zu vereinzelten Störungen. Derzeit stehe das Netz nicht im vollen Umfang zur Verfügung, für die Berlinerinnen und Berliner sollte es jedoch keine spürbaren Auswirkungen geben, so Stromnetz Berlin.
Auch der Technologiepark Adlershof, das vorgebliche Ziel des Anschlags, ist laut dem Betreiber, der Wista Management GmbH, wieder am Netz. Techniker verteilen demnach nun innerhalb des Parks den Strom nacheinander an die einzelnen Firmen.
Nach Angaben der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wurde kurz nach Rückkehr des Stroms der Straßenbahnverkehr wieder aufgenommen. Seit etwa 17 Uhr könnten die Linien M17 und 63 demnach wieder auf der kompletten Strecke unterwegs sein.
Längster Stromausfall der Nachkriegszeit in Berlin
Der Stromausfall war der längste der Nachkriegszeit in Berlin, wie Stromnetz Berlin am Donnerstag mitteilte. Bei dem letzten großen Blackout 2019, ebenfalls in Köpenick, waren mehr als 30.000 Haushalte rund 30 Stunden lang ohne Elektrizität.
Nach Angaben des Stromnetz-Betreibers wurde in den vergangenen zwei Tagen eine Zwischenlösung errichtet: Eine Verbindung zweier Leitungen nahe der durch den Brand beschädigten Strommasten. Auch Feuerwehr, Polizei und Technisches Hilfswerk sowie der Bezirk Treptow-Köpenick waren im Einsatz. Die eigentliche Reparatur der beschädigten Leitungen soll in den kommenden Tagen beginnen.
Ursache für den Stromausfall war ein Brandanschlag in der Nacht zu Dienstag. Das Feuer zerstörte mehrere dicke Starkstromleitungen am Fuß von zwei Strommasten in Berlin-Johannisthal. Die Feuerwehr brauchte allein eine Stunde, um den Brand zu löschen. Rund 45.000 Haushalte und Gewerbe waren in der Folge zunächst ohne Strom. Am Donnerstagmorgen waren noch rund 13.700 Haushalte und Gewerbe von dem Stromausfall betroffen.

Innensenatorin: Linksextreme für Brandanschlag verantwortlich
Bei dem Brandanschlag auf Strommasten im Berliner Südosten gehen Ermittler davon aus, dass die Tat von Linksextremisten aus dem Inland begangen wurde. Das Bekennerschreiben wird als authentisch eingestuft. Das rbb Fernsehen sendet um 20:15 Uhr das Spezial „Der Berlin-Blackout“mehr
In der Nacht auf Donnerstag war laut Stromnetz Berlin in vier Meter Tiefe an dem vom Brandanschlag beschädigten Strommast gearbeitet worden. Dort wurden Starkstromkabel freigelegt und verbunden, um die zerstörten Stellen und den Mast zu umgehen, so der Sprecher von Stromnetz Berlin. Diese Zwischenlösung wird den Angaben zufolge auch länger bestehen bleiben, wenn dann demnächst der Mast repariert wird. Zum Glück sei der Mast trotz des Feuers weiter nutzbar, hieß es.
Menschen teilweise ohne Warmwasser – Schule auch am Donnerstag geschlossen
Zahlreiche Menschen in dem betroffenen Gebiet hatten auch am Donnerstag noch laut mehreren Versorgern kein warmes Wasser. Die Warmwasserversorgung hänge ihnen zufolge nicht unmittelbar damit zusammen, ob der jeweilige Kunde Strom hat oder nicht. Grund dafür ist, dass das betreffende Kraftwerk vom Stromausfall betroffen ist.
Wegen des Stromausfalls blieb am Donnerstag auch noch eine Schule im Bezirk geschlossen. Die Grundschule „Am Mohnweg“ in Altglienicke hatte noch keinen Strom, deshalb mussten diese Schülerinnen und Schüler einen weiteren Tag zu Hause bleiben, wie eine Sprecherin des Bezirksamtes dem rbb sagte. Am Freitag solle der reguläre Betrieb aber wieder aufgenommen werden, so die Sprecherin weiter. Am Mittwoch waren insgesamt zwölf Schulen wegen des Stromausfalls geschlossen.
Weil das Handynetz durch den fehlenden Strom schwächer und teilweise gar nicht mehr vorhanden war, konnte in Teilen des Berliner Südostens nur eingeschränkt telefoniert werden. Das galt auch für die Notrufnummern 112 und 110.
Nach Einschätzung der Ermittler geht der Brandanschlag auf das Konto linksextremer Täter. Ein im Internet veröffentlichtes Bekennerschreiben werde als authentisch eingeschätzt, sagte Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) im Abgeordnetenhaus. Es weise Ähnlichkeiten auf mit einem Bekennerschreiben zu einem ähnlichen Brandanschlag im Februar nahe der Tesla-Autofabrik in Brandenburg.
Unternehmen wollen am Wochenende arbeiten
Der Anschlag richtete sich dem Bekennerschreiben zufolge gegen den Technologiepark Adlershof. Viele Unternehmen planten, am Wochenende zu arbeiten, um den Verlust, den sie erlitten hätten, zumindest teilweise zu kompensieren, sagte Wista-Geschäftsführer Roland Sillmann am Donnerstagmorgen im rbb24 Inforadio. Vor allem die produzierenden Firmen auf dem Gelände seien betroffen. Die Höhe des Schadens könne er aber noch nicht beziffern, so Sillmann.
Er sei sehr überrascht gewesen, dass der Anschlag dem Industriepark gegolten habe. Adlershof sei eigentlich ein Ort, der sich darauf fokussiere, durch Technologie die Welt zu verbessern, der für Werte wie Vielfalt, Toleranz und Weltoffenheit stehe. Für ganz Deutschland forderte er, Technologie- und Wissenschaftsorte als kritische Infrastruktur zu begreifen und sie künftig auch besser zu schützen.

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Hoher Schaden an Laborgeräten befürchtet
Es ist für die Lebensmittelsicherheit, den Verbraucherschutz, den Schutz vor Tierseuchen und die Umweltüberwachung von einem nicht unerheblichen Schaden auszugehen. Das teilte der Direktor des Landeslabors Berlin-Brandenburg, Mike Neumann, am Donnerstag mit. Das in Adlershof betriebene Labor ist ebenfalls von dem Stromausfall betroffen.
Die Notstromversorgung decke Neumann zufolge nur einen Bruchteil des Bedarfs der vorhandenen Kühlgeräte ab, so dass es erhebliche Verluste gebe. Laborarbeiten könnten derzeit nicht stattfinden. Welchen Schaden die teilweise sehr hochwertigen Messgeräte genommen hätten, werde sich erst zeigen, wenn der Betrieb wieder aufgenommen werden kann, so der Direktor.
Sendung: rbb24 Inforadio, 11.09.2025, 07:41 Uhr