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Stand: 30.08.2025 23:12 Uhr
Russland führt eigenen Angaben zufolge ununterbrochene Offensiven entlang der gesamt Frontlänge in der Ukraine durch. Kanzler Merz geht davon aus, dass der Krieg erst aufhört, wenn Russland ihn wirtschaftlich nicht mehr führen kann.
- Ukraine meldet massive russische Drohnenangriffe
- Abgeordneter Parubij in Lwiw getötet
- Swyrydenko fordert mehr Druck auf Russland
- USA verkaufen Patriot-Luftabwehr an Dänemark
Für heute beenden wir den Liveblog. Vielen Dank für Ihr Interesse!
EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas hat die Rückgabe eingefrorener russischer Vermögenswerte angesichts der anhaltenden Angriffe auf die Ukraine bis auf Weiteres ausgeschlossen. „Es ist undenkbar, dass Russland dieses Geld wieder sieht, wenn es der Ukraine die verursachten Schäden nicht vollständig ersetzt“, sagte Kallas in Kopenhagen.
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas hat die EU-Länder um Sanktionsvorschläge gegen Russland in der nächsten Woche gebeten. Das sagt sie nach einem Treffen der EU-Außenminister in Kopenhagen.
Russland führt eigenen Angaben zufolge ununterbrochene Offensiven entlang der gesamt Frontlänge in der Ukraine. Dies sagt der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow in einer Ansprache an seine Stellvertreter, das von der offiziellen Publikation des Verteidigungsministeriums, Swesda, veröffentlicht wird.
Russland kontrolliere nun 99,7 Prozent der Region Luhansk, 79 Prozent der Region Donezk, 74 Prozent der Region Saporischschja und 76 Prozent der Region Cherson. Seit März habe Russland mehr als 3.500 Quadratkilometer Territorium in der Ukraine eingenommen und die Kontrolle über 149 Dörfer übernommen, fügt Gerassimow hinzu.
Kanzler Friedrich Merz rechnet damit, dass Russland den Krieg gegen die Ukraine erst stoppt, wenn es ihn aus wirtschaftlichen und militärischen Gründen nicht mehr führen kann. „Alle Bemühungen der letzten Wochen sind beantwortet worden mit einer noch aggressiveren Vorgehensweise dieses Regimes aus Moskau gegen die Bevölkerung in der Ukraine“, sagte Merz auf dem Landesparteitag der CDU-NRW. „Das wird auch so lange nicht aufhören, bis wir nicht gemeinsam dafür sorgen, dass Russland diesen Krieg zumindest aus wirtschaftlichen Gründen, vielleicht auch aus militärischen Gründen … nicht länger führt.“ Er hatte in den vergangenen Tagen verstärkte Sanktionen gegen Russland gefordert.
Merz lobte die große Einheit der Europäer in der Diskussion um die Ukraine – und nahm für sich in Anspruch, dies maßgeblich erreicht zu haben. Er empfinde dies als Auftrag an ihn als Kanzler. „Wenn Deutschland bereit ist, in Europa wieder Führung zu übernehmen, wenn Europa zusammensteht, dann haben wir eine Chance, gehört zu werden, dann können wir unsere Interessen durchsetzen“, so Merz.
Die russische Armee rückt nach Angaben des Moskauer Verteidigungsministeriums in der ostukrainischen Region Donezk weiter vor. Dort sei das Dorf Komyschuwacha eingenommen worden, teilt das Ministerium mit. Dem Militär werden darüber hinaus Erfolge bei Angriffen auf ukrainische Raketen- und Luftfahrtunternehmen sowie auf Militärflugplätze zugeschrieben. Das Verteidigungsministerium meldet zudem den Abschuss von 86 ukrainischen Drohnen in der Nacht zu Samstag. Am Morgen seien 20 weitere Drohnen unschädlich gemacht worden, darunter 18 über der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim.
Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Der frühere ukrainische Parlamentschef Andrij Parubij ist im Westen des Landes in der Stadt Lwiw nach Behördenangaben getötet worden. Wie die Polizei mitteilte, kam es in Lwiw zu einer Schießerei, bei der eine „bekannte Persönlichkeit des öffentlichen und politischen Lebens“ getötet wurde.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj präzisierte, dass es sich um den Abgeordneten und früheren Parlamentspräsidenten Andrij Parubij handele, und sprach von einem „schrecklichen Mord“. Die Ermittlungen zu dem Verbrechen und die Suche nach dem Täter liefen, teilte Selenskyj mit. Er sprach den Angehörigen des Politikers sein Beileid aus. Medien berichteten, der Abgeordnete sei mit mehreren Schüssen getötet worden.
Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) hat angesichts der jüngsten russischen Angriffswelle auf die Ukraine stärkeren Druck auf Moskau gefordert. „Die Welt ist verhandlungsbereit, insbesondere die Ukraine ist verhandlungsbereit. Wer Krieg führen will, ist Wladimir Putin“, sagte Wadephul vor Beginn eines EU-Außenministertreffens in Kopenhagen am Samstag.
Darum müsse die EU ihre „Maßnahmen verstärken, dass er an den Verhandlungstisch kommt“. Die bisherigen Sanktionen der EU zeigten bereits „eine erhebliche Wirkung, auch eine Inflationswirkung“ in Russland. Dieser Weg müsse nun weiter verfolgt werden, betonte Wadephul. Der Bundesaußenminister rief zudem zu „weiterer militärischer und finanzieller Unterstützung“ der Ukraine auf. Noch lange nicht alles, was von Seiten der EU zugesagt worden ist, sei auch eingehalten worden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Europa, die USA und „die ganze Welt“ aufgerufen, entschlossener gegen den russischen Angriffskrieg vorzugehen. „Dieser Krieg endet nicht durch politische Erklärungen – gebraucht werden echte Schritte“, schreib er bei Facebook und X nach neuen russischen Angriffen unter anderem gegen die südostukrainische Region Saporischschja.
Die Ukraine hat nach eigenen Angaben Ölraffinerien in den russischen Städten Krasnodar und Sysran angegriffen. Das ukrainische Militär teilte mit, in Krasnodar im Süden Russlands habe es mehrere Explosionen gegeben und ein Feuer sei ausgebrochen. Auch in der Raffinerie in Sysran habe es infolge des Angriffs einen Brand gegeben. Laut den Behörden in Krasnodar wurde das Feuer dort durch herabstürzende Trümmerteile entfacht und ist inzwischen gelöscht. Die Anlage sei evakuiert worden, es habe keine Opfer gegeben, teilen die Behörden auf Telegram weiter mit.
Das russische Verteidigungsministerium erklärt, in der Nacht elf ukrainische Drohnen über der Region Krasnodar abgeschossen zu haben. Der Gouverneur der Region Samara, in der Sysran liegt, bestätigt lediglich einen Angriffsversuch auf einen Industriebetrieb. Sysran liegt rund 900 Kilometer südöstlich von Moskau.
Bei russischen Luftangriffen in der südostukrainischen Region Saporischschja ist nach Angaben der Behörden mindestens ein Mensch getötet worden. 22 weitere Menschen seien zudem verletzt worden, darunter drei Kinder, teilte der Chef der regionalen Militärverwaltung Iwan Fedorow am Samstag mit. Die russischen Angriffe mit Drohnen und Raketen hätten „Privathäuser zerstört und viele Einrichtungen beschädigt, darunter Cafés, Tankstellen und Industrie-Unternehmen“, fügte er hinzu. Dutzende Häuser seien von der Strom- und Gasversorgung abgeschnitten.
Auch der Gouverneur der weiter nördlich gelegenen Region Dnipropetrowsk meldete einen „massiven Angriff“ mit Raketen und Drohnen. In den Städten Dnipro und Pawlograd seien Gebäude beschädigt und durch die Angriffe in Brand gesetzt worden
Die Ukraine meldet aus der Nacht einen massiven russischen Luftangriff. Die Luftwaffe spricht in einer Mitteilung auf dem Kurznachrichtendienst Telegram von 537 Drohnen und 45 Raketen. Davon seien 510 Drohnen und 38 Raketen abgefangen worden. Andererseits seien bisher Einschläge von 24 Drohnen und fünf Raketen an insgesamt sieben Orten festgestellt worden. Trümmerteile von abgefangenen Geschossen seien an 21 Standorten niedergegangen, so die Luftwaffe.
Die USA sind zur Lieferung mehrerer Patriot-Flugabwehrsysteme und anderer Waffen an den NATO-Partner Dänemark bereit, der die Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland unterstützen will. Das Außenministerium in Washington genehmigte den Deal, dessen Umfang mit 8,5 Milliarden US-Dollar (7,3 Mrd Euro) beziffert wurde. Dänemark und andere NATO-Mitglieder wollen die Ukraine im Krieg gegen den Angreifer Russland mit hochmodernen Waffensystemen unterstützen. Da Deutschlands nördlicher Nachbar selbst keine Patriot-Systeme besitzt, muss Dänemark die Waffen in den USA kaufen. Auch die Niederlande kaufen den Amerikanern Patriots ab, um die Flugabwehr der Ukraine zu stärken.
Kiew hat seine westlichen Verbündeten in den vergangenen Monaten wiederholt um Patriot-Flugabwehrsysteme gebeten, um ukrainische Städte besser vor russischen Luftangriffen schützen zu können. Da die USA selbst kein Geld für neue Waffenlieferungen an die Ukraine ausgeben wollen, kaufen jetzt die NATO-Partner amerikanische Waffen und reichen sie an die Ukrainer weiter.
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat sich Staatsmedien zufolge mit den Familien von Soldaten getroffen, die bei ihrem Einsatz an der Seite Russlands im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden. Kim habe den Hinterbliebenen sein Beileid für den „unerträglichen Schmerz“ ausgesprochen, berichtete die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA.
Den Berichten zufolge hielt Kim am Freitag eine an die Familien aller Opfer gerichtete Rede – nachdem er sich in der vergangenen Woche bei einer anderen Zeremonie nur mit einigen Hinterbliebenen getroffen hatte.
Die ukrainische Ministerpräsidentin Julia Swyrydenko hat in der Sitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen gefordert, dass der diplomatische, wirtschaftliche und militärische Druck auf Russland erhöht werden müsse. Die Ukraine brauche dringend zusätzliche Luftverteidigungssysteme und Waffensysteme mit großer Reichweite, um Militäreinrichtungen in Russland angreifen zu können.
Russlands stellvertretender UN-Botschafter Dmitri Poljanski nannte die Sitzung „absurdes Theater“ und warf den westlichen Vertretern im Rat vor, „künstliche Intelligenz zum Schreiben ihrer generischen Statements“ zu nutzen. Russland greife militärische Strukturen in der Ukraine an und das Land nutze Zivilisten als menschliche Schutzschilde.
Das US-Außenministerium hat den potenziellen Verkauf von Starlink-Diensten sowie von „Patriot“-Luftabwehrsystemen und zugehöriger Ausrüstung an die Ukraine genehmigt.
Die US-Regierung hatte sich mit ihren europäischen Verbündeten darauf geeinigt, die militärische Unterstützung für Kiew zu verstärken. Trotz der Genehmigung durch das US-Außenministerium ist unklar, ob entsprechende Verträge schon unterzeichnet sind oder die Verhandlungen abgeschlossen wurden.
Das russische Militär hat die Ukraine in der Nacht erneut mit Drohnenschwärmen angegriffen. Weit über 100 Kampfdrohnen seien über verschiedenen Landesteilen unterwegs, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Vereinzelt trat die ukrainische Flugabwehr bereits in Aktion.
Bei Tscherkassy und Tschernyhyw waren Explosionen zu hören. In Saporischschja sei ein Unternehmensgebäude getroffen und in Brand gesetzt worden, schrieb der regionale Militärverwalter Iwan Fedorow auf Telegram. „Vorerst wurden keine Opfer gemeldet“, fügte er hinzu.
Ukrainische Medien warnten die Bevölkerung unterdessen vor möglichen Luftangriffen russischer Kampfbomber. Nach Erkenntnissen der Flugabwehr seien von russischen Flughäfen sechs strategische Bomber aufgestiegen, um die Ukraine möglicherweise mit Raketen anzugreifen.
US-Präsident Donald Trump bemüht sich nach Angaben aus dem Weißen Haus weiterhin um ein Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj. Trump und sein nationales Sicherheitsteam stünden weiterhin mit russischen und ukrainischen Vertretern in Kontakt, „um ein bilaterales Treffen zu organisieren, das das Töten beenden und den Krieg beenden soll“, sagte eine hochrangige Vertreterin des Weißen Hauses.
Bundeskanzler Friedrich Merz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatten sich am Freitag überzeugt gezeigt, dass Putin seine Bereitschaft zu einem Treffen mit seinem ukrainischen Amtskollegen Selenskyj nur vorgetäuscht habe.
Der neue deutsche UN-Botschafter Ricklef Beutin hat der Ukraine anhaltende Hilfe bei der Verteidigung gegen Russland zugesagt: „Deutschland wird zusammen mit seinen Verbündeten die Ukraine und ihr Recht darauf, sich selbst zu verteidigen, so lange unterstützen, wie es nötig ist“, sagte Beutin bei einer Sondersitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen in New York.
Russland dagegen habe mit den jüngsten Angriffen erneut die unverfrorene Missachtung internationalen Rechts bewiesen. Seit Monaten würden russische Diplomaten behaupten, dass sie Friedensverhandlungen anstreben, während Russland gleichzeitig Wohngegenden angreife, sagte Beutin. „Wenn Russland ehrlich an einem Frieden interessiert ist, warum stimmt es dann nicht einer Waffenruhe zu?“
Die Ukraine meldet zwei Tote nach erneuten russischen Angriffen in der zentralukrainischen Region Dnipropetrowsk. Das US-Außenministerium hat den Verkauf von Waffen an die Ukraine genehmigt. Lesen Sie hier die Entwicklungen rund um die Ukraine vom Freitag nach.