Gesundheitsminsterin
Warken stellt Lauterbachs Klinik-Atlas wieder ein – es war sein wichtigstes Projekt
Stand: 01:09 UhrLesedauer: 2 Minuten
Der ehemalige Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte einen Klinik-Atlas herausgebracht, den er als wesentliches Projekt seiner Amtszeit bezeichnete. Nun hat ihn seine Nachfolgerin Nina Warken eingestellt – aus gutem Grund.
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) bereitet die Einstellung des „Bundes-Klinik-Atlas“ vor, den ihr Vorgänger Karl Lauterbach (SPD) als wesentliches Projekt seiner Amtszeit eingeführt hatte. „Die Projektgruppe Bundes-Klinik-Atlas (…) wird rückwirkend zum 30. Juni aufgelöst“, heißt es in einer „Organisationsverfügung“, die den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland vorlag.
Der Klinik-Atlas war Mitte Mai des vergangenen Jahres an den Start gegangen. Das Portal sollte eigentlich umfassende Informationen über Angebote und geleistete Qualität der rund 1700 deutschen Kliniken liefern. Nach heftiger Kritik von medizinischen Fachgesellschaften, Klinikträgern und Patientenvertretern musste der Atlas überarbeitet werden. Aktuell bietet er nur noch Informationen zu rund 25 Eingriffen, wobei es sich dabei nicht um die häufigsten Behandlungen im Krankenhaus handelt. Außerdem werden unvollständige Daten und eine für Laien kaum verständliche Darstellung kritisiert.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) bot Warken an, das von der DKG seit Jahren betriebene „Deutsche Krankenhausverzeichnis“ so zur Verfügung zu stellen, dass es auf bundeseigenen Internetseiten verwendet werden kann – so wie es bis April 2024 der Fall war. „Wir möchten mit Nachdruck dafür werben, zur bewährten Lösung zurückzukehren und den Bundes-Klinik-Atlas durch das Deutsche Krankenhausverzeichnis zu ersetzen“, schrieb DKG-Chef Gerald Gaß in einem Brief an den Parlamentarischen Gesundheitsstaatssekretär Tino Sorge (CDU).
Kosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro jährlich
Laut DKG kommt das „Deutsche Krankenhausverzeichnis“ auf 600.000 Zugriffe monatlich. Den Klinik-Atlas besuchen dagegen monatlich 200.000 Menschen. Die DKG verweist auf geschätzte Kosten von rund 1,5 Millionen Euro, die der Bundes-Klinik-Atlas jährlich verursacht. Das stehe in keinem ausgewogenen Verhältnis zur tatsächlichen Nutzung, kritisierte Gaß. Das DKG-Verzeichnis benötige dagegen nur eine jährliche Förderung in Höhe von 120.000 Euro für technische Anpassungen. Gaß: „Eine Rückkehr zum bewährten Deutschen Krankenhausverzeichnis wäre ein pragmatischer und bürgernaher Schritt.“
AFP/fro