Politische Debatten an Weihnachten Was hilft gegen Streit unterm Weihnachtsbaum?
Stand: 23.12.2025 16:42 Uhr
Warum kracht es in vielen Familien ausgerechnet an Weihnachten so oft? Und wie sorgt man für Frieden unterm Tannenbaum in politisch schwierigen Zeiten?
Das Essen oder die Erziehung der Kinder: Themen, die ohnehin schon für Spannungen sorgen, bergen an Weihnachten oft noch mehr Eskalationspotenzial. Doch dazu kommen nun in politisch eher schwierigen Zeiten noch Themen wie die aktuelle Entwicklung in der Geburtsregion des Christkinds. Oder dass einer diesen Trump eigentlich ganz gut findet – und der Rest der Familie ganz und gar nicht.
„Die politische Lage ist im Moment sehr aufgeheizt, viele Menschen leiden darunter“, sagt die Stuttgarter Psychologin Stefanie Pausch, die sich auf Verhaltenstherapie spezialisiert hat. Ihr Tipp: politische Diskussionen unterm Christbaum am besten ganz vermeiden, Weihnachten sei nicht die beste Zeit dafür.
Miteinander reden sei wichtig, gerade in diesen Zeiten – aber besser zu anderen Gelegenheiten. Weil das Fest ohnehin mit Erwartungen überfrachtet sei und viele an den Feiertagen besonders dünnhäutig seien.
Zuhören und nicht gewinnen wollen
Man könne versuchen, dazu eine Vereinbarung mit der Familie zu treffen. Zum Beispiel mit einer Nachricht im Familien-Chat, die etwa so lauten könnte: „Wir haben sehr unterschiedliche politische Auffassungen in unserer Familie – lasst uns doch bitte dieses Jahr über andere Dinge sprechen!“ Ob alle sich daran halten, ist eine andere Frage.
Deshalb lohne es sich, sich auf potenzielle Konfliktsituationen innerlich vorzubereiten, sagt Stefanie Pausch. „Gelassenheit hilft, ich muss den Anderen nicht die Welt erklären, ich muss nicht jede Debatte gewinnen“, so ihr Rat. Und statt selbst in Monologe zu verfallen oder mit Konfrontation zu reagieren, empfehle sich eine andere Strategie: Zuhören und Nachfragen. Fragen wie „Warum denkst Du so?“ seien eine gute Form der Kommunikation, die nicht zwingend zur Eskalation führt. Also zu sagen „Ich habe verstanden, wie du dazu kommst, Verständnis habe ich dafür trotzdem nicht.“
Und wenn es doch zum Streit kommt? Dann sollte man ein Stopp-Signal senden. „Wir werden hier keinen Gewinner finden, lasst uns lieber an der frischen Luft spazieren gehen“, schlägt Stefanie Pausch als Friedensbotschaft vor.
Rückfall in alte Rollenmuster
In vielen Familien kommt es ausgerechnet beim sogenannten Fest der Liebe zu heftigen Auseinandersetzungen. „Das liegt unter anderem daran, dass man sich lange nicht gesehen hat“, erklärt Pausch. Man wisse nicht wirklich, was im Leben der anderen los ist, und deshalb auch nicht, wo deren wunde Punkte sind. Dazu komme, dass man oft in alte Rollenmuster zurückfalle, dass die Eltern die erwachsenen Kinder wieder in der Rolle des Kindes sehen. Dann helfe es, sich zu sagen: „Ich bin ja nicht lange da, ich kann das eine Weile mitmachen.“
Übrigens: dass an Weihnachten auch gerne viel getrunken wird, ist nicht zwingend eine Erklärung für die häufigen Streitigkeiten. „Alkohol wirkt ja sehr unterschiedlich“, sagt Stefanie Pausch. „Die Einen werden davon aggressiv, die Anderen müde und ruhig.“ Als Mittel für weihnachtlichen Frieden kann sie ihn deshalb genauso wenig empfehlen.









