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Stand: 23.12.2025 17:16 Uhr
Mit der Ernennung eines Grönland-Sondergesandten hat US-Präsident Trump scharfe Kritik auf der Insel ausgelöst. Grönlands Regierung reagiert darauf erst einmal nur kühl – denn sie hat dazugelernt.
Erst einmal tief durchatmen. Womöglich war das der erste Gedanke der dänischen Ministerpräsidentin. Mette Frederiksen ist schon lange genug im Amt und so einige Krisen gewohnt. Und dass der US-Präsident schon längst nicht mehr zu den verlässlichen Partnern ihres Landes aber auch ganz Europas zählt, weiß sie schon lange.
Die Ankündigung, dass Washington mit Jeff Landry einen US-Sondergesandten nach Grönland schicken will, mit dem Ziel, die Insel zu amerikanisieren, pariert Frederiksen also kühl. Und erst einmal nur schriftlich.
Trump lässt nicht locker
Und sie hat dazugelernt. Denn die Erklärung kommt nicht von ihr allein. Gemeinsam mit Grönlands Ministerpräsident Jens Frederik Nielsen schreibt sie, dass nationale Grenzen und die Souveränität von Staaten im Völkerrecht verankert seien. Man könne kein anderes Land annektieren. Nicht einmal mit dem Argument der internationalen Sicherheit. Grönland gehöre den Grönländern.
Sachlich ist das richtig. Und doch lässt Trump bei der Sache einfach nicht locker. 2019 versuchte er es mit Geld: Die USA könnten Grönland kaufen. Vor einem Jahr dann der Paukenschlag, die USA wollten die Kontrolle über Grönland. Kurz danach schließt Trump sogar Gewalt nicht aus.
Dann schickt er seinen Sohn Trump Junior auf die Insel. Und vorher ließ man noch ein paar „Make America Great Again“-Mützen unter den Grönländern verteilen.
Einige Grönländer sehen Trump als Chance
Dieses ständige Bohren des US-Präsidenten hat einen Effekt. Tatsächlich gibt es Grönländer, die ihn als Chance sehen, die verhasste, alte Kolonialmacht Dänemark ganz loszuwerden. Die Geschichte Grönlands und Dänemarks ist lang. Und viele Kapitel sind dunkel und schmerzen bis heute.
Zum Beispiel wurden Tausenden Grönländerinnen in den 60er- und 70er-Jahren gegen ihren Willen eine Spirale eingesetzt – im Auftrag der dänischen Regierung. Dänemarks Entschuldigung und die Aussicht auf finanzielle Entschädigung kamen erst vor Kurzem – wohl auch, weil Kopenhagen einen offenen Streit vermeiden will.
Grönland will auf eigenen Beinen stehen
Grönland will auf eigenen Beinen stehen, kann es aber noch nicht. Die Hälfte der Staatseinnahmen wird durch dänische Subventionen gedeckt. Auch Sicherheitspolitisch sind sie von Dänemark abhängig. Eigenes Militär gibt es nicht.
In diese Lücken will Trump. Aber es ist vor allem das Vorgehen des US-Präsidenten, dass viele Menschen in Grönland verärgert. Wir sind kein Spielball sagen sie. Wir wollen unsere Unabhängigkeit. Dänemark hat das verstanden und will dabei helfen. Die Übernahmefantasien der USA rücken Grönland und Dänemark deshalb enger zusammen also zuvor.
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