Stand: 27.10.2025 05:28 Uhr
Der US-Präsident setzt seine mehrtägige Asien-Reise fort. Nächster Halt: Japan. Die neue Präsidentin Takaichi und Trump haben politisch viel gemeinsam – beim Thema Wirtschaft könnte es aber knirschen.
Von Anna-Lou Beckmann, ARD Tokio
Es ist ein kurzer Aufenthalt: Keine 48 Stunden ist US-Präsident Donald Trump in Japan – dem wichtigsten Verbündeten Amerikas in Ostasien. Sein erster Termin ist ein Besuch bei Kaiser Naruhito. Die beiden kennen sich schon von seiner letzter Japan-Reise 2019, während seiner ersten Amtszeit. Damals richtete das Monarchenpaar ein Staatsbankett für den US-Präsidenten aus. Ein Empfang, ganz nach seinem Geschmack.
Bei Trumps Reise vor sechs Jahren setzte der damaligen Premier Japans Shinzu Abe auf Golf-Diplomatie und einen gemeinsamen Besuch beim Sumo-Ringen. Der Beginn einer engen Partnerschaft – wenn nicht vielleicht sogar einer Freundschaft, die Japan damals vor harten US-Zöllen bewahrte.
„Kaum Differenzen zwischen beiden Staatschefs“
An die damalige Verbindung will Japans neue Premierministerin Sanae Takaichi anknüpfen. Seit rund einer Woche ist sie Amt und mit Trumps Besuch steht sie direkt vor einer großen Bewährungsprobe. „Um die japanische Diplomatie wieder an einen Ort zu bringen, an dem sie im Zentrum der Welt floriert, möchte ich meine Freundschaften mit den Staats- und Regierungschefs vertiefen und klar kommunizieren, was Japan erreichen möchte“, so Takaichi. Die 64-Jährige gilt als konservative Hardlinerin.
Beobachter – wie der Wissenschaftler Tetsuo Kotani vom Japan Institute of International Affairs – erwarten ein gutes Verhältnis zu Trump: „Sie haben eine sehr ähnliche Agenda, etwa wenn es darum geht die Einwanderung illegaler Migranten nach Japan beziehungsweise in die Vereinigten Staaten zu beschränken. Und sie vertreten eine ähnliche harte Haltung gegenüber China“, sagt Kotani. „Daher sehe ich kaum Differenzen zwischen den beiden Staatschefs.“
„America first“ versus „Japan first“
Doch bei der Wirtschaft könnte es knirschen. Trump will bei seinem Besuch unter anderem sicherstellen, dass der Zolldeal, den er mit Takaichis Amtsvorgänger vereinbart hat, weiterhin Bestand hat. Doch genau der könnte zum Problem werden, so Kotani. „Beim Handel könnten ‚America first‘ und ‚Japan first‘ miteinander kollidieren. Bevor Takaishi zur Premierministerin gewählt wurde, zeigte sie sich frustriert darüber, dass das Handelsabkommen mit den Vereinigten Staaten zu einseitig sei“, sagt der Experte. Denn Japan müsse 540 Milliarden Dollar in den USA investieren. „Das ist eine riesige Summe. Dabei braucht Japan solche Investitionen eigentlich im eigenen Land.“
Laut Experte Kotani muss Takaichi Trump außerdem deutlich machen: Die Unterstützung für Taiwan darf kein Teil der Handelsgespräche mit China werden. „Wenn die Sicherheit asiatischer Länder für einen solchen Deal geopfert wird, könnte das ein Albtraum werden“, sagt er. Für Takaichi ist der Besuch also mehr als ein Antrittsbesuch – es ist ein Test ihrer außenpolitischen Stärke. Und ihre letzte Chance, Einfluss zu nehmen, bevor Trump am Donnerstag in Südkorea Xi Jinping trifft. Für Verhandlungen, die die Welt bewegen.









