Stand: 02.11.2025 09:53 Uhr
Sorglos abends nach Hause gehen ist für Frauen nicht immer möglich. Mit Hotlines, Apps und Frauentaxis gibt es Versuche, ihnen die Sorgen beim Heimweg zu nehmen. Fachleute sehen Handlungsbedarf – gerade bei Männern.
„Es reicht schon, wenn abends ein Mann hinter mir herläuft“, sagt Christina. „Das sorgt bei mir für ein Unwohlsein, für ein Gedankenkarussell, das mir etwas passieren wird.“ Die Studentin wohnt in der Kölner Innenstadt, abends im Dunkeln geht sie ungern alleine durch die Straßen. „Ich wurde schon unangenehm angepöbelt von Männern, ich wurde auch mal in einen Streit verwickelt. Das vergisst du nicht.“
Christina schaut, dass sie immer ihr Handy geladen hat, ruft manchmal auf dem Heimweg eine Freundin an. „Allein das Gefühl, dass da gerade jemand mit mir spricht und weiß, wo ich bin, hilft mir“, sagt die Studentin.
Genau deshalb gibt es auch kostenlose Gesprächsdienste, die bundesweit angeboten werden. Zum Beispiel das Heimwegtelefon.
Ehrenamtliche am Heimwegtelefon
Das Heimwegtelefon ist ein Service, bei dem Menschen nachts anrufen können, wenn sie sich auf dem Heimweg unwohl fühlen. Wer die 030 120 741 82 wählt, wird von Ehrenamtlichen am Telefon bis nach Hause begleitet.
„Wir können in den Momenten da sein, in denen keine so akute Bedrohungslage existiert, die zum Beispiel einen Polizeieinsatz erfordert, sich eine Person aber dennoch sehr unsicher fühlt“, sagt Daniel Willumeit vom Heimwegtelefon. „In solchen Situationen ist das Bedürfnis groß, nicht vollständig auf sich allein gestellt zu sein. Wir bieten hier eine einfache, schnelle und niederschwellige Hilfe an.“
Meistens würden sie bereits während des Anrufs viel positive Rückmeldung bekommen. Vor allem das Gefühl der Erleichterung durch Gespräche sei sehr oft zu spüren.
Sicherheits-Apps für Frauen
Auch viele Sicherheits-Apps sollen beim Heimweg helfen. „Life360“ ermöglicht, seinen Aufenthaltsort per Handy mit ausgewählten Notfallkontakten zu teilen. Mit „SafeNow“ hat man ein Alarmsystem für Freunde und Familie in der Hosentasche. Wenn der Nutzer oder die Nutzerin den Finger vom Display löst, wird ein Alarm an Freunde verschickt.
In einigen Städten wie Hamburg oder Berlin wird über die „Safe Now“-App auch Sicherheitspersonal vor Ort informiert. Auch mit der Notruf-App der Bundesländer, der „Nora“, kann man einen stillen Notruf absetzen.
„Das ist doch ein Armutszeugnis, dass es solche Hilfsmittel braucht, damit wir uns auf den Straßen sicher fühlen“, sagt die Kölner Studentin Christina. „Ich würde mir mehr Rücksicht und Verständnis bei Männern wünschen, die solche Sorgen selbst vielleicht nicht spüren.“
Gutscheine fürs Taxifahren
Frauen können sich in Köln oder auch in Dortmund in den Kundenzentren der Stadt Gutscheine fürs nächtliche Taxifahren abholen. In manchen Städten, wie in Krefeld, sind sogenannte Awareness-Teams unterwegs, um Frauen zu schützen. Vor allem an Wochenenden oder bei besonderen Events wie Halloween. Ehrenamtliche sind in der Nacht unterwegs und sind ansprechbar und gehen, wenn nötig, auch mal in brenzligen Situationen dazwischen.
„Wir sollten als Gesellschaft daran arbeiten, hier etwas zu ändern“, sagt Daniel Willumeit vom Heimwegtelefon. „Betrunkene Gruppen, vor allem Männer, werden häufig als bedrohlich wahrgenommen. Warum also nicht einmal den Freund, den Kollegen oder das Familienmitglied ansprechen, wenn jemand unangemessene Äußerungen macht?“
Das Gefühl der Unsicherheit könne enorm einschränkend auf Menschen wirken. Dabei gehe es nicht nur darum, vielleicht einen anderen Weg einzuschlagen, weil er besser beleuchtet ist. „Es kann auch dazu führen, dass Menschen Aktivitäten vermeiden und damit letztlich ihre freie Persönlichkeitsentfaltung einschränken“, sagt Daniel Willumeit.
Eine Gesellschaft, die hinschaut und Verständnis für die Sorgen in der Nacht hat, würde sich auch Studentin Christina wünschen. Damit sich Frauen wie sie sicherer auf dem Heimweg fühlen.








