Streit um Gaza und Gasvertrag Zunehmende Entfremdung zwischen Israel und Ägypten
Stand: 13.12.2025 05:56 Uhr
Israels Plan, einen Grenzübergang vom Gazastreifen zu Ägypten zu öffnen, alarmiert die Regierung in Kairo. Sie fürchtet hohe Flüchtlingszahlen. Die Spannungen rufen auch die USA auf den Plan.
Der Friedensvertrag von 1979 machte den Weg frei für eine Annäherung zwischen Israel und Ägypten. Doch inzwischen haben sich das Verhältnis und der Ton zwischen den Nachbarländern geändert.
Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi bezeichnete Israel unlängst als Feind. Der Präsident ist ein scharfer Kritiker von Israels Krieg im benachbarten Gazastreifen – er warf Israel einen Völkermord an der palästinensischen Bevölkerung vor. Bei der Unterzeichnung des Gaza-Friedensabkommens in Kairo mit US-Präsident Donald Trump war Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu nicht anwesend. Es gab wohl große Vorbehalte gegen seine Teilnahme, auch von Seiten Ägyptens.
Aktuell gibt es Streit um den Übergang Rafah an der Grenze zwischen dem von Israel kontrollierten Gazastreifen zu Ägypten. Israel hatte vor wenigen Tagen angekündigt, diesen einseitig in Richtung Ägypten zu öffnen.
Israels Ex-Außenminister und jetziger Energieminister Eli Cohen rechtfertigte dieses Vorhaben im Radiosender 103fm mit den Worten, es sei schließlich überall auf der Welt „üblich, Menschen die Flucht zu ermöglichen, wenn ein Ort zerstört wurde, etwa in Syrien“. Israel wolle die Öffnung des Grenzübergangs Rafah, um den Gaza-Bewohnern die Ausreise zu ermöglichen.
Sorge vor vielen Flüchtlingen
Eine Grenzöffnung bei Rafah müsse in beide Richtungen geschehen, also auch in Richtung des Gazastreifens, fordert Ägypten. Zudem müssten auch andere Grenzübergänge Israels zum Gazastreifen durchlässiger werden.
Mit einer einseitigen Öffnung von Rafah wäre für Ägypten eine rote Linie überschritten. Das Land befürchte eine Masseneinwanderung aus Gaza, erläutert Amira Oron, die ehemalige Botschafterin Israels in Kairo. Denn Ägypten wolle nicht das Land sein, „in das die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens auswandert“. Der Grenzübergang Rafah aber sei derzeit für die Menschen dort der einzige Weg aus dem Gazastreifen heraus.
Gasvertrag in der Warteschleife
Trotz der politischen Differenzen unterzeichneten beide Länder im August, also noch vor der Waffenruhe in Gaza, ein Gasabkommen, das Experten als historisch einstufen. Es geht um die Lieferung von Gas aus dem Leviathan-Feld vor Israels Küste und umfasst ein Volumen von 35 Milliarden US-Dollar.
Für Israel ist es der größte Gasexportvertrag in der Geschichte. Er stärkt das Land in seiner Rolle als Energielieferant in der Region.
Doch Energieminister Cohen hat dem unterschriebenen Deal noch nicht seine Genehmigung erteilt. Die Begründung klingt nebulös. Die Regierung sei „in erster Linie“ verpflichtet, „die Interessen des Staates Israel gegenüber Ägypten zu wahren, um das Friedensabkommen zu stärken und Verstöße zu verhindern“.
Hintergrund ist, dass Israel von Ägypten zusätzlich weitreichende sicherheitspolitische Maßnahmen fordert, etwa, dass das Land seine zuletzt im Sinai stationierten Streitkräfte wieder zurückzieht.
Die USA wollen die Annäherung
Auch bei diesem Thema haben sich nun die USA eingeschaltet. Sie unterstützen den Gas-Deal und üben Druck auf Israel aus, den Vertrag zu genehmigen. Der Nahost-Experte Uzi Rabi von der Tel-Aviv-Universität sieht die US-Initiative als Teil des Trump-Friedensplanes für den Nahen Osten.
In Ägypten gebe es einen regelrechten Crash des Energiesektors mit Problemen in der Stromversorgung. Deshalb brauche das Land das Gas – „und zwar dringend“.
Razi betont auch, dass Israel mit Hilfe dieses Deals in der Region eine „dominantere Position“ einnehmen würde. Aber auch das sei „Teil des Trump-Schachzuges, ebenso, dass Griechenland und Zypern mit eingebunden werden. Hier wird ein regelrechter Energiering geschaffen. Er soll Stabilität und gegenseitige Abhängigkeit schaffen“.
US-Präsident Trump drängt nun darauf, dass sich Netanjahu und al-Sisi bilateral treffen, möglicherweise Ende des Jahres in Florida. Ob es dazu kommt, ist aber noch völlig unklar.









