Drei Millionen Arbeitslose im August? Die Job-Angst geht wieder um
Meinung | Berlin · Drei Jahre Stagnation hinterlassen zunehmend Spuren auf dem Arbeitsmarkt: Vor allem in der Industrie geht die Job-Angst um. Im August dürfte die Arbeitslosenzahl die Drei-Millionen-Marke übersprungen haben – keine gute Ausgangsposition für die Regierung von Friedrich Merz.
Mitarbeiter der Ford-Werke in Köln demonstrierten schon im Dezember gegen den Jobabbau in der Autoindustrie – genutzt hat das wenig.
Foto: dpa/Christoph Reichwein
Stahl-, Auto- und Chemieindustrie sowie der Maschinenbau haben Weltmarktanteile verloren und mit kostengünstigerer Konkurrenz vor allem aus Asien zu kämpfen. Im Dienstleistungssektor fürchten viele um ihre Arbeitsplätze, weil Künstliche Intelligenz in schneller Geschwindigkeit immer mehr Aufgaben übernimmt – und weil sich Konsumenten mit Ausgaben zurückhalten, etwa in der Gastronomie oder im Einzelhandel.
Im August könnte die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland erstmals seit zehn Jahren wieder die Drei-Millionen-Marke übersprungen haben. Die Bundesagentur für Arbeit wird an diesem Freitag neue Zahlen bekannt geben. Im Juli hatte die registrierte Zahl der Erwerbslosen mit 2,979 Millionen nur noch knapp unter der symbolisch wichtigen Marke gelegen. Dass sie nun im August die Drei-Millionen-Hürde nimmt, ist angesichts der nach wie vor schwachen Konjunktur und der negativen Folgen von Donald Trumps nationalistischer US-Zollpolitik für die exportabhängige deutsche Wirtschaft sehr wahrscheinlich.
Der Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) ist es noch nicht gelungen, für eine positive Stimmungswende zu sorgen. Das Kabinett hat zwar fleißig an Gesetzentwürfen gearbeitet, doch hängengeblieben sind nach den ersten 100 Tagen in der Öffentlichkeit eher die Unstimmigkeiten und großen Meinungsunterschiede zwischen Union und SPD. Während der Kanzler einen „Herbst der Reformen“ verspricht, warnt die SPD zu Recht vor zu hohen Erwartungen. Sie ist allenfalls zu marginalen Veränderungen im Sozialsystem bereit und will sich überdies streng an den Koalitionsvertrag halten.
Von wirksamen Reformen bei Rente, Gesundheit und Pflege, die den drohenden weiteren Anstieg von Sozialbeiträgen und Lohnnebenkosten in den kommenden Jahren dämpfen könnten, ist in dieser Legislaturperiode eher nicht auszugehen. Auch von der geplanten Reform beim Bürgergeld sind allenfalls geringe positive Wirkungen für den Arbeitsmarkt zu erwarten: Langzeitarbeitslose in Zeiten der Stagnation und der Verunsicherung wieder in Arbeit zu bringen, ist ein allzu dickes Brett. Die Bürgergeld-Reform dürfte am Ende eher eine andere Funktion erfüllen: Dem verbreiteten Gefühl in der Bevölkerung zu begegnen, dass die Bezieher bisher zu wenig Gegenleistung erbringen müssen.
Hoffen kann die Regierung dagegen auf positive Effekte des 500-Milliarden-Euro-Sondervermögens für mehr staatliche Investitionen in die Infrastruktur. Das könnte in der Tat die Stimmung am Bau und im Handwerk verbessern und hier den Arbeitsmarkt etwas stabilisieren.
Drei Millionen Arbeitslose im August? Die Job-Angst geht wieder um
Meinung | Berlin · Drei Jahre Stagnation hinterlassen zunehmend Spuren auf dem Arbeitsmarkt: Vor allem in der Industrie geht die Job-Angst um. Im August dürfte die Arbeitslosenzahl die Drei-Millionen-Marke übersprungen haben – keine gute Ausgangsposition für die Regierung von Friedrich Merz.
Mitarbeiter der Ford-Werke in Köln demonstrierten schon im Dezember gegen den Jobabbau in der Autoindustrie – genutzt hat das wenig.
Foto: dpa/Christoph Reichwein
Stahl-, Auto- und Chemieindustrie sowie der Maschinenbau haben Weltmarktanteile verloren und mit kostengünstigerer Konkurrenz vor allem aus Asien zu kämpfen. Im Dienstleistungssektor fürchten viele um ihre Arbeitsplätze, weil Künstliche Intelligenz in schneller Geschwindigkeit immer mehr Aufgaben übernimmt – und weil sich Konsumenten mit Ausgaben zurückhalten, etwa in der Gastronomie oder im Einzelhandel.
Im August könnte die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland erstmals seit zehn Jahren wieder die Drei-Millionen-Marke übersprungen haben. Die Bundesagentur für Arbeit wird an diesem Freitag neue Zahlen bekannt geben. Im Juli hatte die registrierte Zahl der Erwerbslosen mit 2,979 Millionen nur noch knapp unter der symbolisch wichtigen Marke gelegen. Dass sie nun im August die Drei-Millionen-Hürde nimmt, ist angesichts der nach wie vor schwachen Konjunktur und der negativen Folgen von Donald Trumps nationalistischer US-Zollpolitik für die exportabhängige deutsche Wirtschaft sehr wahrscheinlich.
Der Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) ist es noch nicht gelungen, für eine positive Stimmungswende zu sorgen. Das Kabinett hat zwar fleißig an Gesetzentwürfen gearbeitet, doch hängengeblieben sind nach den ersten 100 Tagen in der Öffentlichkeit eher die Unstimmigkeiten und großen Meinungsunterschiede zwischen Union und SPD. Während der Kanzler einen „Herbst der Reformen“ verspricht, warnt die SPD zu Recht vor zu hohen Erwartungen. Sie ist allenfalls zu marginalen Veränderungen im Sozialsystem bereit und will sich überdies streng an den Koalitionsvertrag halten.
Von wirksamen Reformen bei Rente, Gesundheit und Pflege, die den drohenden weiteren Anstieg von Sozialbeiträgen und Lohnnebenkosten in den kommenden Jahren dämpfen könnten, ist in dieser Legislaturperiode eher nicht auszugehen. Auch von der geplanten Reform beim Bürgergeld sind allenfalls geringe positive Wirkungen für den Arbeitsmarkt zu erwarten: Langzeitarbeitslose in Zeiten der Stagnation und der Verunsicherung wieder in Arbeit zu bringen, ist ein allzu dickes Brett. Die Bürgergeld-Reform dürfte am Ende eher eine andere Funktion erfüllen: Dem verbreiteten Gefühl in der Bevölkerung zu begegnen, dass die Bezieher bisher zu wenig Gegenleistung erbringen müssen.
Hoffen kann die Regierung dagegen auf positive Effekte des 500-Milliarden-Euro-Sondervermögens für mehr staatliche Investitionen in die Infrastruktur. Das könnte in der Tat die Stimmung am Bau und im Handwerk verbessern und hier den Arbeitsmarkt etwas stabilisieren.