Stand: 06.11.2025 16:22 Uhr
Die Stahlindustrie befindet sich nach Worten von Kanzler Merz in einer „existenzbedrohenden Krise“. Die Zeiten des fairen Handels seien vorbei. Nach dem „Stahlgipfel“ forderte er von der EU mehr Schutz für heimische Märkte.
Nach dem sogenannten Stahlgipfel im Kanzleramt hat sich Bundeskanzler Friedrich Merz dafür ausgesprochen, die Rahmenbedingungen für heimische Stahlproduzenten zu verbessern. So brauche die Stahlindustrie einen wirksamen Außenhandelsschutz.
Angesichts einer „existenzbedrohenden Krise“ forderte Merz, Stahlproduzenten zu bevorzugen. Bei dem Treffen im Kanzleramt hätten Industrievertreter ihm gegenüber den Wunsch geäußert, europäischen und auch deutschen Stahl zu fördern.
Er werde sich nun bei der EU dafür einsetzen, dass dies ermöglicht wird, sagte Merz. Er habe sich stets für offene Märkte und fairen Wettbewerb eingesetzt. Doch spätestens mit den von den USA verhängten Zöllen hätten sich die Gegebenheiten geändert.
Merz: „Zeiten fairen Handels sind vorbei“
Die Zeiten offener Märkte und fairen Handels seien vorbei, sagte der Kanzler. Deshalb müssten Deutschland und die EU die eigenen Märkte und die eigenen Hersteller schützen. Die Bundesregierung will sich nun bei der EU unter anderem für höhere Zölle auf Stahl aus China einsetzen.
Deutschland hatte sich bei protektionistischen Maßnahmen lange skeptisch gezeigt. Frankreich etwa hatte mehrfach vorgeschlagen, eigene Unternehmen zu bevorzugen. Mit Blick auf die Krise in der Stahlindustrie forderte Merz nun jedoch, heimischen Unternehmen „eine entsprechende Präferenz“ zu ermöglichen, wenn sie in Europa produzierten Stahl verwenden.
Energiepreise sollen gesenkt werden
Weiter sprach sich Merz dafür aus, die Energiepreise zu senken. Ohne eine wirksame Absenkung der Strompreise sei diese Industrie nicht lebensfähig. Dabei verwies er auf die Absicht der Bundesregierung, einen Industriestrompreis einzuführen. Dazu soll es bald Klarheit aus Brüssel geben.
An dem Stahlgipfel nahmen neben weiteren Kabinettsmitgliedern auch Vertreter von Industrie und Gewerkschaften sowie Ministerpräsidenten von Bundesländern mit Stahlindustrie teil. Arbeitnehmervertreter stellten dar, was die Lage für die Betriebe bedeutet. Merz sagte dazu, das seien keine abstrakten volkswirtschaftlichen Zahlen, es gehe um das Schicksal einer Schlüsselindustrie und damit Unternehmen, Arbeitnehmern und ihren Familien.
Klingbeil: „Dürfen nicht die Dummen sein“
Die Frage, wie die heimische Industrie stärker geschützt werden könne, „war, glaube ich, der größte Debattenpunkt“, sagte auch Bundesfinanzminister Lars Klingbeil nach den Gesprächen. Regelbasierter Handel sei wichtig, „aber wir dürfen am Ende nicht die Dummen sein“.
Die deutsche Stahlindustrie leidet unter billiger Konkurrenz vor allem aus Asien. Die Zölle von US-Präsident Donald Trump erschweren zudem den Export. Zugleich ist die Umstellung der höchst energieintensiven Stahlproduktion auf grüne Energie sehr teuer.










