
Nach Freilassung der Geiseln Gaza-Vereinbarung besiegelt – verhandelt wird weiter
Stand: 13.10.2025 21:35 Uhr
20 Geiseln sind zurück in Israel, fast 2.000 Palästinenser aus Haft entlassen. Nun ist die Waffenruhe in Gaza auch formell besiegelt: Die Vermittlerstaaten unterzeichneten die Vereinbarung. Doch wichtige Punkte sind weiter offen.
Nach mehr als zwei Jahren Krieg haben die Vermittlerstaaten die Vereinbarung zum Gazastreifen offiziell besiegelt. Bei einem Gipfeltreffen im ägyptischen Scharm el Scheich unterzeichneten die Staatschefs der USA, Ägyptens, der Türkei und Katars eine Friedenserklärung für das Palästinensergebiet.
Der genaue Inhalt wurde zunächst nicht bekannt. Das Dokument soll nach Worten von Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi aber die geltende Waffenruhe zwischen Israel und der Terrormiliz Hamas festigen.
Das Papier lege „eine ganze Reihe von Regeln und Bestimmungen“ fest und sei „sehr umfassend“, sagte US-Präsident Donald Trump. Er sprach von einem „unglaublichen Tag für die Welt und den Nahen Osten“. Nach Jahren des Blutvergießens sei der Krieg im Gazastreifen zu Ende. „Nun beginnt der Wiederaufbau.“
Al-Sisi hält an Zweistaatenlösung fest
Al-Sisi kündigte an, sein Land werde sich weiter für eine Zweistaatenlösung einsetzen. Auch die Palästinenser hätten ein Recht auf Selbstbestimmung, sagte er.
Auf Einladung von Trump und Al-Sisi waren Spitzenpolitiker aus aller Welt zu dem sogenannten Friedensgipfel in Ägypten zusammengekommen, darunter auch Bundeskanzler Friedrich Merz. Israels Premier Benjamin Netanjahu blieb der Zeremonie trotz einer Einladung allerdings ebenso fern wie hochrangige Vertreter der Hamas. Auch Vertreter von Israels Erzfeind Iran, dessen Atomanlagen Israel und die USA im Juni bombardierten, reisten nicht an.
Wie Trump sagte auch Merz: „Der Krieg in Gaza ist zu Ende.“ Es sei gelungen, „den Konflikt jedenfalls für heute zu beenden“. Andere internationale Politiker äußerten sich bei aller Hoffnung deutlich zurückhaltender.
Trump: Beginn „dauerhafter Harmonie“ im Nahen Osten
Vor dem Gipfeltreffen in Ägypten war Trump zunächst zu einem Kurzbesuch nach Israel gereist. Bei einer Rede vor der Knesset ließ er sich dort für seine Vermittlung feiern. Er sprach von einer neuen Ära des Friedens im Nahen Osten. Dieser Tag markiere nicht nur das Ende eines Krieges, sondern auch „das Ende einer Zeit von Terror und Tod“, so Trump. Es sei der Beginn einer „dauerhaften Harmonie“ im Nahen Osten.
Kritische Fragen sind aber noch ungelöst – etwa die Entwaffnung der Hamas und wer in dem Palästinensergebiet künftig regieren soll. Auf diese Punkte geht Trumps Friedensplan zwar ein, ausverhandelt sind sie aber noch nicht. Die Hamas kündigte bereits an, den Kampf gegen Israel fortzusetzen. Die Frage der palästinensischen Häftlinge werde für das palästinensische Volk und seinen Widerstand weiterhin höchste Priorität haben, hieß es in einer Mitteilung der Terrormiliz.
Bis zu einem dauerhaften Waffenstillstand gibt also weiter hohe Hürden. Über die Details muss nun in einer zweiten Phase verhandelt werden. Trump sagte, die Gespräche darüber liefen bereits und Phase zwei habe schon begonnen.
Geiseln und palästinensische Häftlinge freigelassen
Mit der Freilassung der letzten 20 lebenden von ursprünglich 250 Geiseln hat die Hamas einen der zentralen Punkte erfüllt. Nach insgesamt 738 Tagen Gefangenschaft wurden die Geiseln am Vormittag in zwei Gruppen zunächst dem Roten Kreuz übergeben und dann nach Israel gebracht, wo sie sich jetzt in Krankenhäusern erholen. Darunter sind auch vier Israelis mit deutschem Pass.
Zudem übergab die Miliz die sterblichen Überreste von zunächst vier weiteren Geiseln, die die Gefangenschaft nicht überlebt haben. Laut der Vereinbarung muss die Hamas eigentlich alle 28 toten Geiseln überstellen. Sie erklärte zuletzt jedoch, die Bergung einiger Leichen könne länger dauern, da nicht alle Grabstätten bekannt seien. Israels Verteidigungsminister Israel Katz warf der Terrorgruppe auf X daraufhin vor, gegen die Vereinbarungen zum Waffenstillstand zu verstoßen.
Im Gegenzug für die Rückkehr der Geiseln ließ Israel fast 2.000 palästinensische Häftlinge frei – darunter etwa 250 Palästinenser, die zu lebenslanger Haft verurteilt worden waren. Der prominente palästinensische Politiker Marwan Barghuti blieb hingegen im Gefängnis.
Mit Informationen von Moritz Behrendt, ARD Kairo