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Klimawandel in der Arktis – Neue Wege durchs Eis

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2. September 2025
in Politik
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Klimawandel in der Arktis – Neue Wege durchs Eis

Ein Kreuzfahrtschiff fährt in der Arktis an einem gewaltigen weißen Eisberg vorbei. Im Hintergrund ragen schroffe, schneebedeckte Berge auf.

Die Arktis erwärmt sich viermal schneller als der Rest der Erde. Mit dem Rückgang des Meereises öffnen sich auch neue Schifffahrtswege. (picture alliance / imageBROKER / Thomas Krämer)

Schneidende Kälte und ein eisbedeckter Ozean – die Arktis war bisher für die kommerzielle Schifffahrt unüberwindbar. Doch der menschengemachte Klimawandel hat das Bild verändert. Forschende sprechen bereits von einer „neuen Arktis“: Die Region erwärmt sich viermal schneller als der Rest der Erde, das Meereis zieht sich immer weiter zurück. Dadurch wird die Arktis für Schiffe zunehmend passierbar. Die neuen Seewege bieten eine Chance für den Handel und ein Risiko für Natur und Menschen.

Inhalt

  • 70 Prozent des „ewigen Eis“ sind bereits verschwunden
  • Neue Routen durch die Arktis: Riskant, aber teilweise schon fahrbar
  • Folgen der Schifffahrt für das Ökosystem und die Menschen
  • In der Arktis gibt es kaum internationale Regeln
  • Der Klimawandel treibt auch die Jagd nach Ressourcen in der Arktis

70 Prozent des „ewigen Eis“ sind bereits verschwunden

Das Meereis in der Arktis ist gefrorenes Meerwasser, das wie eine weiße Decke auf dem Ozean liegt. Jahr für Jahr wächst es im Winter, zieht sich im Sommer wieder zurück. Doch dieser normale Vorgang im Laufe der Jahreszeiten gerät aus dem Takt. Denn die Region erwärmt sich viermal so schnell wie der Rest der Erde. Das Wintereis wird so immer jünger und dünner. Das „ewige Eis“ der Arktis verschwindet.

Ein entscheidender Grund für die schnelle Erwärmung ist der sogenannte Albedo-Effekt. Helles Eis wirft Sonnenlicht zurück ins All, dunkles Wasser hingegen speichert Wärme. Sobald also das Eis schmilzt, beschleunigt sich die Erwärmung und das Eis schmilzt wiederum schneller.

Im März 2025 meldete das US-Klimadatenzentrum NSIDC, dass die arktische Meereisfläche zum Ende des Winters den niedrigsten Stand seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen erreicht hatte. „Wir haben ungefähr 70 Prozent des Eisvolumens schon verloren“, sagt der Meeresökologe Paul Friedrich Wassmann.

Neue Routen durch die Arktis: Riskant, aber teilweise schon fahrbar

Forschende sprechen von drei Schifffahrtswegen, die sich durch das schwindende Eis in der Arktis öffnen könnten: die Nord-Ost-Passage entlang der russischen Küste, die Nord-West-Passage an Kanada und Alaska vorbei und eine Transpolar-Route, die in einigen Jahrzehnten über einen eisfreien Nordpol führen könnte.

Schon heute ist die Nordost-Passage im Sommer von Juni bis September befahrbar. Doch die Route bleibt riskant, trotz Erwärmung bleiben die Wetterbedingungen unberechenbar. Nebel, Stürme und driftendes Eis können die Navigation gefährden. Zwar wäre die Route eine Abkürzung zwischen Europa und Asien, doch sie ist nur mit russischer Genehmigung befahrbar und wird wegen der Sanktionen gegen Moskau derzeit von westlichen Reedereien nicht genutzt.

„Das schwindende Meereis lockt immer mehr Schiffe an, aber die arktischen Gewässer sind sehr riskant. Denn selbst auf den Schifffahrtsrouten ist die Topografie des Meeresbodens oft noch nicht bekannt“, erklärt Keld Qvistgaard vom Dänischen Meteorologischen Institut.

Hinzu kommt, dass es vielerorts an Infrastruktur fehlt. Laut Frédéric Lasserre von der Universität Laval in Québec gab es in Kanada und Alaska bis vor kurzem keinen einzigen Hafen, und viele Gemeinden müssten noch immer mit schlechter oder ganz ohne Hafenanbindung auskommen. Gerät ein Schiff in Seenot, dauert Hilfe entsprechend lange.

Schiffsverkehr wächst in der Arktis

Der Hamburger Polarforscher Dirk Notz hat untersucht, wie die Arktis im Jahr 2100 aussehen könnte, falls sich die Erde um etwa 2,7 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit erwärmt. „Die Arktis wird absolut nicht wiederzuerkennen sein“, sagt er. Das Nordpolarmeer werde im Sommer dann über mehrere Monate komplett eisfrei sein. „Es wird dort wahrscheinlich eine rege Handelsschifffahrt geben. Das hat nichts mehr mit dieser schnee- und eisbedeckten Landschaft zu tun, die heute dann doch das ganze Jahr über noch in der Arktis präsent ist“, so Notz.

Laut dem Arktischen Rat hat der Schiffsverkehr in der Arktis in den vergangenen zehn Jahren um fast 40 Prozent zugenommen. Es sind nicht nur mehr Schiffe unterwegs – sie sind auch größer geworden und legen längere Strecken zurück, ob für Handel, Fischerei oder Tourismus.

2024 gab es laut Kjell Stokvik vom Centre for High North Logistics Rekordzahlen auf der Nord-Ost-Passage: 93 Fahrten mit rund drei Millionen Tonnen Fracht, vor allem Öl- und Gasfrachter. Internationale Durchfahrten – also Schiffe, die die Route als Abkürzung zwischen Europa und Asien nutzen – blieben 2024 aus. Doch der Handel zwischen Russland und China wuchs deutlich.

Folgen der Schifffahrt für das Ökosystem und die Menschen

Die zunehmende Schifffahrt in der Arktis hat erhebliche Folgen für die Natur. Der Umweltschützer Scott Highleyman von der Organisation Ocean Conservancy warnt, dass viele grundlegende Fragen noch offen seien. Im zentralen Arktischen Ozean gab es zum Beispiel noch keine größeren menschlichen Aktivitäten. „Es ist also völlig unbekannt, was passiert wenn auch nur 10 Prozent des weltweiten Handels über den Zentralen Arktischen Ozean geführt werden. Das würde eine unglaubliche Lärmbelästigung bedeuten“, so der Umweltschützer. Studien zeigen, dass der Lärm von Schiffsantrieben Fische und Wale massiv stört. Hinzu kommt die Gefahr von Ölverschmutzungen.

Eine der artenreichsten Regionen der Arktis, das Nordwasser, könnte durch Schiffsverkehr und die Zerstörung des umgebenden Eises erheblich beeinträchtigt werden, sagt Apostolos Tsiouvalas von der Universität Tromsø.

Auch indigene Gemeinschaften spüren die Veränderungen in der Arktis: „Für die Inuit ist das Eis eine Brücke zwischen Gemeinschaften, eine Quelle des Lebens und traditioneller Aktivitäten. Für moderne Industriestaaten ist das Eis ein Hindernis für die Schiffe“, sagt Apostolos Tsiouvalas von der Universität Tromsø. Während Industrie und Handel vom schwindenden Eis profitieren, verlieren Inuit-Gemeinschaften ihre bisherige Lebensgrundlage und müssen neue Existenzgrundlagen finden.

In der Arktis gibt es kaum internationale Regeln

Die Arktis gehört nach internationalem Recht niemandem. Nach dem UN-Seerechtsübereinkommen (UNCLOS) dürfen die Anrainerstaaten – Russland, die USA, Kanada, Dänemark (über Grönland) und Norwegen – nur eine Wirtschaftszone von 320 Kilometern vor ihrer Küste beanspruchen. Alles darüber hinaus ist internationales Gewässer.

Zwar ist der Arktische Rat das wichtigste Forum für die Anrainerstaaten, doch militärische Fragen dürfen dort gar nicht behandelt werden. Auch beim Thema Klimawandel bleibt er weitgehend Zuschauer. Damit unterscheidet sich die Arktis deutlich von der Antarktis, wo ein internationales Abkommen die wirtschaftliche Nutzung begrenzt. In der Arktis fehlen bislang solche verbindlichen Regeln. Außerdem ist der Arktische Rat seit Russlands Einmarsch in die Ukraine nur begrenzt funktionstüchtig.

Auf der jüngsten UN-Meereskonferenz im französischen Nizza haben mehr als eintausend Wissenschaftler einen offenen Brief an Staatschefs weltweit veröffentlicht. Darin fordern sie, den Zentralen Arktischen Ozean zu schützen und nicht für kommerzielle Schifffahrt zu nutzen, wenn das Eis verschwunden ist.

Indigenes Wissen am Verhandlungstisch

Auch der Umweltschützer Scott Highleyman spricht sich für ein verbindliches internationales Regelwerk aus und fordert mehr Forschung. „Dabei ist es essenziell indigenes Wissen in der Arktis und Wissenschaft zu kombinieren. Zu oft denkt die Welt, dass die Arktis ihr Hinterhof ist und sie damit machen können, was sie wollen. Aber wir brauchen einen Platz für die indigenen Völker der Arktis am Verhandlungstisch.“

Seit 2021 ist der Inuit Circumpolar Council (ICC) die erste indigene Organisation mit beratendem Status in der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO). Der Inuit-Rat setzt sich dort etwa für Anpassungen des Polar Codes ein, der die Schifffahrt in den Polarregionen reguliert.

Und es gibt erste Erfolge. So werden etwa Fischereiabkommen in der Arktis von Russland und westlichen Staaten eingehalten. Außerdem hat die IMO im Juli 2024 beschlossen, die Nutzung von Schweröl in der Arktis schrittweise zu verbieten. Vollständig gilt das Verbot allerdings erst ab 2029.

Der Klimawandel treibt auch die Jagd nach Ressourcen

Mit der schmelzenden Arktis werden auch Rohstoffe leichter zugänglich. Schon heute stammen laut WWF rund 10 Prozent des weltweiten Erdöls und 25 Prozent des Erdgases aus der Region, vor allem von Landquellen. Schätzungen zufolge könnten dort zudem etwa 22 Prozent der noch unentdeckten Öl- und Gasreserven liegen.

Auch an Mineralien ist die Arktis laut Umweltbundesamt reich: Gold, Eisen, Zink, Kupfer, Blei, Edelsteine und Industrieminerale. Besonders bedeutend sind die Seltenen Erden in Grönland, die größten bekannten Vorkommen weltweit. Auch Kanada, Alaska und Sibirien verfügen über wertvolle Lagerstätten, darunter Diamanten, Eisen und Edelmetalle. Russland hat dem Abbau von Rohstoffen in seiner „Nationalen Arktis-Strategie“ bis 2035 Vorrang eingeräumt. 

Russland erhebt Anspruch auf mehr als doppelt so viele arktische Energieressourcen wie die USA.

Russland beansprucht den Großteil der unerschlossenen fossilen Ressourcen im Arktischen Raum – deutlich mehr als die USA, Grönland/Dänemark, Kanada oder Norwegen. (Statista/BP)

Auch China will Einfluss auf die Bodenschätze der Arktis nehmen, obwohl es kein Anrainerstaat ist. Nach Einschätzung von Experten könnte das Abschmelzen der Arktis einen intensiveren Wettbewerb, insbesondere zwischen den USA, Russland und China, auslösen und das Risiko geopolitischer Spannungen erhöhen.


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Schneidende Kälte und ein eisbedeckter Ozean – die Arktis war bisher für die kommerzielle Schifffahrt unüberwindbar. Doch der menschengemachte Klimawandel hat das Bild verändert. Forschende sprechen bereits von einer „neuen Arktis“: Die Region erwärmt sich viermal schneller als der Rest der Erde, das Meereis zieht sich immer weiter zurück. Dadurch wird die Arktis für Schiffe zunehmend passierbar. Die neuen Seewege bieten eine Chance für den Handel und ein Risiko für Natur und Menschen.

Inhalt

  • 70 Prozent des „ewigen Eis“ sind bereits verschwunden
  • Neue Routen durch die Arktis: Riskant, aber teilweise schon fahrbar
  • Folgen der Schifffahrt für das Ökosystem und die Menschen
  • In der Arktis gibt es kaum internationale Regeln
  • Der Klimawandel treibt auch die Jagd nach Ressourcen in der Arktis

70 Prozent des „ewigen Eis“ sind bereits verschwunden

Das Meereis in der Arktis ist gefrorenes Meerwasser, das wie eine weiße Decke auf dem Ozean liegt. Jahr für Jahr wächst es im Winter, zieht sich im Sommer wieder zurück. Doch dieser normale Vorgang im Laufe der Jahreszeiten gerät aus dem Takt. Denn die Region erwärmt sich viermal so schnell wie der Rest der Erde. Das Wintereis wird so immer jünger und dünner. Das „ewige Eis“ der Arktis verschwindet.

Ein entscheidender Grund für die schnelle Erwärmung ist der sogenannte Albedo-Effekt. Helles Eis wirft Sonnenlicht zurück ins All, dunkles Wasser hingegen speichert Wärme. Sobald also das Eis schmilzt, beschleunigt sich die Erwärmung und das Eis schmilzt wiederum schneller.

Im März 2025 meldete das US-Klimadatenzentrum NSIDC, dass die arktische Meereisfläche zum Ende des Winters den niedrigsten Stand seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen erreicht hatte. „Wir haben ungefähr 70 Prozent des Eisvolumens schon verloren“, sagt der Meeresökologe Paul Friedrich Wassmann.

Neue Routen durch die Arktis: Riskant, aber teilweise schon fahrbar

Forschende sprechen von drei Schifffahrtswegen, die sich durch das schwindende Eis in der Arktis öffnen könnten: die Nord-Ost-Passage entlang der russischen Küste, die Nord-West-Passage an Kanada und Alaska vorbei und eine Transpolar-Route, die in einigen Jahrzehnten über einen eisfreien Nordpol führen könnte.

Schon heute ist die Nordost-Passage im Sommer von Juni bis September befahrbar. Doch die Route bleibt riskant, trotz Erwärmung bleiben die Wetterbedingungen unberechenbar. Nebel, Stürme und driftendes Eis können die Navigation gefährden. Zwar wäre die Route eine Abkürzung zwischen Europa und Asien, doch sie ist nur mit russischer Genehmigung befahrbar und wird wegen der Sanktionen gegen Moskau derzeit von westlichen Reedereien nicht genutzt.

„Das schwindende Meereis lockt immer mehr Schiffe an, aber die arktischen Gewässer sind sehr riskant. Denn selbst auf den Schifffahrtsrouten ist die Topografie des Meeresbodens oft noch nicht bekannt“, erklärt Keld Qvistgaard vom Dänischen Meteorologischen Institut.

Hinzu kommt, dass es vielerorts an Infrastruktur fehlt. Laut Frédéric Lasserre von der Universität Laval in Québec gab es in Kanada und Alaska bis vor kurzem keinen einzigen Hafen, und viele Gemeinden müssten noch immer mit schlechter oder ganz ohne Hafenanbindung auskommen. Gerät ein Schiff in Seenot, dauert Hilfe entsprechend lange.

Schiffsverkehr wächst in der Arktis

Der Hamburger Polarforscher Dirk Notz hat untersucht, wie die Arktis im Jahr 2100 aussehen könnte, falls sich die Erde um etwa 2,7 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit erwärmt. „Die Arktis wird absolut nicht wiederzuerkennen sein“, sagt er. Das Nordpolarmeer werde im Sommer dann über mehrere Monate komplett eisfrei sein. „Es wird dort wahrscheinlich eine rege Handelsschifffahrt geben. Das hat nichts mehr mit dieser schnee- und eisbedeckten Landschaft zu tun, die heute dann doch das ganze Jahr über noch in der Arktis präsent ist“, so Notz.

Laut dem Arktischen Rat hat der Schiffsverkehr in der Arktis in den vergangenen zehn Jahren um fast 40 Prozent zugenommen. Es sind nicht nur mehr Schiffe unterwegs – sie sind auch größer geworden und legen längere Strecken zurück, ob für Handel, Fischerei oder Tourismus.

2024 gab es laut Kjell Stokvik vom Centre for High North Logistics Rekordzahlen auf der Nord-Ost-Passage: 93 Fahrten mit rund drei Millionen Tonnen Fracht, vor allem Öl- und Gasfrachter. Internationale Durchfahrten – also Schiffe, die die Route als Abkürzung zwischen Europa und Asien nutzen – blieben 2024 aus. Doch der Handel zwischen Russland und China wuchs deutlich.

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Die zunehmende Schifffahrt in der Arktis hat erhebliche Folgen für die Natur. Der Umweltschützer Scott Highleyman von der Organisation Ocean Conservancy warnt, dass viele grundlegende Fragen noch offen seien. Im zentralen Arktischen Ozean gab es zum Beispiel noch keine größeren menschlichen Aktivitäten. „Es ist also völlig unbekannt, was passiert wenn auch nur 10 Prozent des weltweiten Handels über den Zentralen Arktischen Ozean geführt werden. Das würde eine unglaubliche Lärmbelästigung bedeuten“, so der Umweltschützer. Studien zeigen, dass der Lärm von Schiffsantrieben Fische und Wale massiv stört. Hinzu kommt die Gefahr von Ölverschmutzungen.

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Die Arktis gehört nach internationalem Recht niemandem. Nach dem UN-Seerechtsübereinkommen (UNCLOS) dürfen die Anrainerstaaten – Russland, die USA, Kanada, Dänemark (über Grönland) und Norwegen – nur eine Wirtschaftszone von 320 Kilometern vor ihrer Küste beanspruchen. Alles darüber hinaus ist internationales Gewässer.

Zwar ist der Arktische Rat das wichtigste Forum für die Anrainerstaaten, doch militärische Fragen dürfen dort gar nicht behandelt werden. Auch beim Thema Klimawandel bleibt er weitgehend Zuschauer. Damit unterscheidet sich die Arktis deutlich von der Antarktis, wo ein internationales Abkommen die wirtschaftliche Nutzung begrenzt. In der Arktis fehlen bislang solche verbindlichen Regeln. Außerdem ist der Arktische Rat seit Russlands Einmarsch in die Ukraine nur begrenzt funktionstüchtig.

Auf der jüngsten UN-Meereskonferenz im französischen Nizza haben mehr als eintausend Wissenschaftler einen offenen Brief an Staatschefs weltweit veröffentlicht. Darin fordern sie, den Zentralen Arktischen Ozean zu schützen und nicht für kommerzielle Schifffahrt zu nutzen, wenn das Eis verschwunden ist.

Indigenes Wissen am Verhandlungstisch

Auch der Umweltschützer Scott Highleyman spricht sich für ein verbindliches internationales Regelwerk aus und fordert mehr Forschung. „Dabei ist es essenziell indigenes Wissen in der Arktis und Wissenschaft zu kombinieren. Zu oft denkt die Welt, dass die Arktis ihr Hinterhof ist und sie damit machen können, was sie wollen. Aber wir brauchen einen Platz für die indigenen Völker der Arktis am Verhandlungstisch.“

Seit 2021 ist der Inuit Circumpolar Council (ICC) die erste indigene Organisation mit beratendem Status in der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO). Der Inuit-Rat setzt sich dort etwa für Anpassungen des Polar Codes ein, der die Schifffahrt in den Polarregionen reguliert.

Und es gibt erste Erfolge. So werden etwa Fischereiabkommen in der Arktis von Russland und westlichen Staaten eingehalten. Außerdem hat die IMO im Juli 2024 beschlossen, die Nutzung von Schweröl in der Arktis schrittweise zu verbieten. Vollständig gilt das Verbot allerdings erst ab 2029.

Der Klimawandel treibt auch die Jagd nach Ressourcen

Mit der schmelzenden Arktis werden auch Rohstoffe leichter zugänglich. Schon heute stammen laut WWF rund 10 Prozent des weltweiten Erdöls und 25 Prozent des Erdgases aus der Region, vor allem von Landquellen. Schätzungen zufolge könnten dort zudem etwa 22 Prozent der noch unentdeckten Öl- und Gasreserven liegen.

Auch an Mineralien ist die Arktis laut Umweltbundesamt reich: Gold, Eisen, Zink, Kupfer, Blei, Edelsteine und Industrieminerale. Besonders bedeutend sind die Seltenen Erden in Grönland, die größten bekannten Vorkommen weltweit. Auch Kanada, Alaska und Sibirien verfügen über wertvolle Lagerstätten, darunter Diamanten, Eisen und Edelmetalle. Russland hat dem Abbau von Rohstoffen in seiner „Nationalen Arktis-Strategie“ bis 2035 Vorrang eingeräumt. 

Russland erhebt Anspruch auf mehr als doppelt so viele arktische Energieressourcen wie die USA.

Russland beansprucht den Großteil der unerschlossenen fossilen Ressourcen im Arktischen Raum – deutlich mehr als die USA, Grönland/Dänemark, Kanada oder Norwegen. (Statista/BP)

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