WM-Qualifikation Nationalmannschaft vor Nordirland im Krisenmodus
Stand: 06.09.2025 19:02 Uhr
Vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Nordirland zeigte sich Julian Nagelsmann ungewohnt nachdenklich. Die jüngste Niederlagenserie hat Spuren beim Bundestrainer hinterlassen.
Seine Stimme war ungewöhnlich leise. Seine Ausstrahlung? Äußerst Angespannt. Julian Nagelsmann, der eigentliche Sunnyboy, der der Nationalmannschaft und dem gesamten Land in den vergangenen knapp zwei Jahren so eloquent den Spaß zurückgebracht hatte, wirkte einen Tag vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Nordirland in Köln (Sonntag, ab 20.45 Uhr) seltsam niedergeschlagen.
Die fehlende Emotion seines Teams, die er nach der blutleeren Pleite gegen die Slowakei (0:2) öffentlich so beklagt und eingefordert hatte, wusste auch er – zwei Tage danach – nicht zu vermitteln. So innerlich angefasst zeigte er sich in seiner Zeit als Nationalcoach wohl noch nie. Die Ereignisse der vergangenen Tage haben sichtlich Spuren beim 38-Jährigen hinterlassen.
Vorübergehender Vertrauensverlust
Der sonst so selbstbewusste Kommunikator wirkte ungewohnt angefasst und auch unsicher: „Ich glaube, dass das angekommen ist. Aber es kommt nicht darauf an, was man weiß, sondern, wie man es anwendet“, sagte Nagelsmann über die vielen Gespräche, die er mit seinen Spielern in den vergangenen Stunden geführt hat.
Das Problem: „Das ist ein haltloses Thema, etwas sehr subjektives“, so Nagelsmann. Ob er ausreichend positiven Einfluss auf seine Spieler nehmen konnte? Darüber schien er sich selbst nicht sicher zu sein.
Die deutsche Nationalmannschaft und der Nationalcoach befinden sich ohne Zweifel im Krisenmodus. Und Nagelsmann scheint nach der dritten Länderspielpleite in Folge – zumindest vorübergehend – sein Vertrauen in seine Akteure verloren zu haben. Seine Reaktion: Mit Blick auf die anstehende Begegnung gegen die Nordiren werde er einen Teil der Mannschaft austauschen. Um wie viele Akteure es sich genau handelt, ließ er indes offen.
Keine neue Chance
Die veränderte Zusammenstellung soll nach Wunsch Nagelsmanns einen neuen Geist wecken – und so die erhoffte Wende zum Besseren bringen: Eine intensivere Zweikampfführung, ein aggressiveres Offensivspiel, eine insgesamt angemessenere Haltung ob der Bedeutung der Quali-Spiele. Alles Attribute, die im Spiel der Nationalelf schmerzlich vermisst wurden.
Weshalb er Nagelsmann unterlässt, seinem zuletzt in Bratislava gescheitertem Team eine neue Chance zu geben? „Diese zwei Möglichkeiten gibt es. Ich habe mich für die erste entscheiden. Weil nicht alle Spieler in Topform sind und auch nicht alle auf die neuen Gegner passen“, so Nagelsmann.
Einsatz und Wille gefordert
Sehr wahrscheinlich werden sowohl der Leverkusener Robert Andrich als auch der Dortmunder Pascal Groß gegen Nordirland eine Chance von Beginn an bekommen, da beide für die zuletzt vermisste, intensive Spielweise prädestiniert sind.
Denn gerade gegen die vor allem körperlich intensiv agierenden Nordiren wird es für die Nationalmannschaft darauf ankommen, die Grundeigenschaften eines Fußballspiels zu beherzigen und dem Gegner in erster Linie in Sachen Einsatz und Willen Paroli zu bieten. „Nicht alle Spieler sind es gewohnt, gegen solch einen Gegner zu spielen“, sagte Nagelsmann.
Die direkte WM-Qualifikation ist nach der jüngsten Niederlage zumindest in Gefahr, was auch für die Zukunft des Bundestrainers keine erfreuliche Aussicht ist. „Angst zu haben ist keine Lösung. Ich bin stark genug. Ich denke wir werden einen besseren Job machen als Donnerstag“, sagte Nagelsmann – mit leiser, nachdenklicher Stimme.