Stand: 25.09.2025 08:42 Uhr
Mit der Nebelhorn Trophy in Oberstdorf startet die olympische Eiskunstlauf-Saison. Es ist das erste Kräftemessen mit der internationalen Konkurrenz. Dafür hat sich das Berliner Duo Hase/Volodin etwas Besonderes ausgedacht.
- Nebelhorn Trophy in Oberstdorf ist Startschuss in Olympische Eiskunstlauf-Saison
- mit dabei sind auch die beiden Berliner Paare Hase/Volodin und Hocke/Kunkel
- Hase/Volodin haben für die Saison eine eigene Kurzprogramm-Musik komponieren lassen
- das Paar präsentiert auch erstmals seine neue Kür
Das Eis wird ein bisschen sorgfältiger gewischt, das Make-up etwas stärker aufgetragen und die Spannung steigt: Mit der Nebelhorn Trophy (25. bis 27. September) startet am Donnerstag die olympische Saison im Eiskunstlauf. 21 Nationen wetteifern in vier Kategorien, Deutschland hat Medaillenchancen im Paarlauf.
18 Paare treffen hier aufeinander: Darunter ist neben den beiden deutschen Duos Minerva Hase/Nikita Volodin und Annika Hocke/Robert Kunkel auch das amtierende Weltmeisterpaar Riku Miura/Ryuichi Kihara aus Japan. Jeder will sich gut präsentieren, von der Konkurrenz abheben. So auch das Berliner Paar Minerva Hase und Nikita Volodin. Sie haben sich für die neue Saison etwas Besonderes ausgedacht: eine eigens für sie komponierte Kurzprogramm-Musik.
Eine einzigartige Musik
Die Idee stammt von ihrem Berliner Choreografen Paul Boll – zugleich umgehen sie so mögliche Schwierigkeiten mit Musikrechten. Denn im vergangenen Jahr habe es bei der Kür-Musik kurzzeitig Probleme gegeben, so Hase. Das wollen sie nun unbedingt vermeiden. „Da war die Idee: Lass es uns doch selbst komponieren, dann haben wir ein Problem weniger.“
Doch es geht nicht nur um rechtliche Sicherheit, sondern auch um Einzigartigkeit und darum, etwas Besonderes zu haben. „Es gibt auf jeden Fall nicht viele Läufer, die diesen Schritt gehen. Und wir dachten: wenn, dann jetzt, in der Olympia-Saison“, erzählt Minerva Hase, die dank der Einbürgerung ihres Partners Volodin mit ihm für Deutschland beim Saisonhöhepunkt starten kann.
Gemeinsam mit ihrem Team entwickelten sie eine erste Idee: Aus mehreren Tangos wählten sie einzelne Elemente, bestimmte Instrumente und Stimmungen aus. Daraus entstand ein individueller musikalischer Leitfaden, den der Komponist Frédéric Ruiz dann zu einem Gesamtwerk formte.
„Wir haben die Musik erst gehört, als wir schon mit der Choreografie anfangen mussten – das war echt aufregend“, erzählt die 26 Jahre alte Hase, „aber als wir sie dann hörten, waren wir begeistert. Es war viel besser als erwartet. Wir sind sehr, sehr glücklich mit dem Ergebnis.“
Der Name ist Programm
Das neue Kurzprogramm zeigen sie nun bei der Nebelhorn Trophy erstmals vor Publikum. Auch ihre Kür ist neu: Dafür konnten sie erneut den renommierten Choreografen Benoît Richaud gewinnen. Der Franzose wurde mehrfach von der International Skating Union (ISU) als „Bester Choreograf“ ausgezeichnet – zuletzt gerade erst im vorigen Jahr.
Richaud ist bekannt für seine Fähigkeit, Geschichten auf dem Eis zu erzählen. Seine Programme leben von Emotion, Ausdruck und durchdachter Bewegung: „Es ist sehr wichtig, dass der Eiskunstläufer jedem etwas bietet. Und ich denke, dass es für ein Programm sehr wichtig ist, eine Geschichte zu erzählen, ein Ziel zu haben, eine Atmosphäre und Stimmung zu schaffen“, sagt Benoît Richaud in einem Interview auf der offiziellen Website der Olympischen Spiele [olympics.com].
Hase/Volodin arbeiten mit Ballettmeister der Oper Leipzig zusammen
Richauds Handschrift ziert viele Weltklasse-Programme, unter anderem die der dreifachen Weltmeisterin im Einzellauf, Kaori Sakamoto: eine Zusammenarbeit, die in einer ungeschlagenen Saison gipfelte. Auch Minerva Hase und Nikita Volodin profitieren von seinem Know-how: „Man merkt schon, dass da mehr Respekt vor der Choreografie da ist, wenn da ein gewisser Choreograf dahintersteht“, weiß Minerva Hase.
Damit die künstlerischen Elemente perfekt umgesetzt werden können, arbeitet das Paar zusätzlich mit dem Ballettmeister Sidnei Brandão von der Oper Leipzig zusammen. Ziel ist es, Bewegungen zu verfeinern und die Programme so oft zu wiederholen, dass sie diese nahezu im Schlaf beherrschen. Nur so kann man sich auf die schwierigen Elemente konzentrieren und trotzdem Ausdruck und Atmosphäre transportieren. Was den Programmen dann noch den letzten Schliff verleiht, ist die persönliche Note.

„Es war eine sehr heftige Verletzung, wir dachten es am Anfang nur nicht“
Das Berliner Eiskunstlauf-Paar Annika Hocke und Robert Kunkel erlebte in der Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele 2026 einen Rückschlag. Ein schwerer Trainingsunfall, bei dem sich Kunkel an den Händen verletzte, zwang sie zu einer Pause.mehr
Fokus auf erstem Feedback
Der erste Wettkampf einer Saison ist immer ein Gradmesser. Im Training sind Minerva Hase und Nikita Volodin bewusst schon früh schwierige Programme gelaufen, um auf das Niveau der olympischen Saison vorbereitet zu sein. „Wir sind sehr gut im Plan und gehen selbstbewusst in den ersten Wettkampf“, sagt Hase.
Der Fokus liege dabei nicht auf Bestleistungen, sondern auf einer Rückmeldung: Wie reagieren Preisrichter und Publikum auf die Programme? Wo kann Feinjustierungen vorgenommen werden? Wie wirken Kostüm, Musik und Interpretation im Gesamtbild?
„Wir freuen uns, dass es endlich losgeht. Es ist genau der richtige Zeitpunkt, jetzt in die Saison zu starten“, verkündet Minerva Hase. Die Nebelhorn Trophy ist dafür der perfekte Ort: vor heimischem Publikum, mit frischer Energie und großen Ambitionen.
Sendung: rbb24, 25.09.2025, 22:00 Uhr