Neun Tore und noch viel mehr Mamma Mia! Italienisches Sieg-Spektakel gegen Israel
Stand: 08.09.2025 23:09 Uhr
Israel gegen Italien – dieses Spiel der WM-Qualifikation, das 4:5 (1:1) endete, wird noch lange in Erinnerung bleiben. Wegen neun Toren, unglaublicher Comebacks und einer unerklärlichen Fehlentscheidung, die das Spektakel eröffnet hatte.
Die Szene, die in Israel noch lange für Kopfschütteln sorgen dürfte, ereignete sich schon in der 4. Minute. Nach einem Eckball hechtete Gianluigi Donnarumma Richtung Ball und faustete sich ihn ins eigene Tor – doch für alle überraschend pfiff Schiedsrichter Slavko Vincic die Szene ab und entschied auf ein Foulspiel von Israels Stav Lemkin.
Eine ganz klare Fehleinschätzung, weil es nur eine kleine Berührung gegeben hatte und die auch von Italiens Torhüter ausging. Aber kein Problem, da auch die Videoschiedsrichter noch auf die Situation schauen mussten und ihnen nichts anderes übrigbleiben würde, als eine Korrektur vorzunehmen – doch dann kam wieder einer dieser Momente, die dem VAR so schaden. Das deutsche Duo Christian Dingert und Sascha Stegemann bestätigte tatsächlich die Fehlentscheidung, es blieb beim 0:0.
Israel geht „verspätet“ in Führung
Das Spiel hatte seine erste große Geschichte – und dann bot es ganz viel Spektakel. Im ungarischen Debrecen (Israel kann wegen der Auseinandersetzungen mit der Hamas seine Heimspiele aktuell nicht im eigenen Land austragen) blieben die „Gastgeber“ am Drücker. Und sie belohnten sich mit einem weiteren Eigentor, gegen das es auch vom Schiedsrichtergespann keine Einwände gab. Manuel Locatelli grätschte eine Flanke ins italienische Gehäuse (16.).
Israel hatte sich diese Führung mehr als verdient und baute sie dann beinahe aus, nachdem Donnarumma eine Freistoßflanke unterlief und Glück hatte, dass Raz Shlomo den Ball nur ans Außennetz beförderte (27.). Knapp wurde es wenig später erstmals auf der anderen Seite, Locatelli knallte volley an die Latte (31.) – und eröffnete damit das Offensivspiel der Italiener.
Der doppelte Kean hilft Italien wieder
Für die war dann wieder mal Moise Kean der Türöffner. Gegen Estland (5:0) hatte der Stürmer schon das erlösende 1:0 in der zweiten Halbzeit erzielt, nun war er in der 40. Minute mit einem Flachschuss aus 18 Metern erfolgreich. Nach der Pause zeigte sich aber wieder, dass nicht all seine Kollegen die Qualität von Kean haben. Israel spielte sich erneut durch die Defensive der „Squadra Azzurra“, am Ende nutzte das Dor Peretz mit einem sehenswerten Abschluss in den Winkel (52.).
Israels Führung hielt aber nur zwei Minuten – und das lag wieder an Kean. Wie bei seinem ersten Treffer harmonierte der 25-Jährige mit seinem Co-Angreifer Mateo Retegui, sie sorgten die beiden dafür, dass ihr wankendes Team nicht fiel, sondern zurück im Spiel war (54.). Und dann gab es für einen der beiden den Dreierpack – nämlich für Retegui den Assist-Dreierpack. Vier Minuten später legte er das 3:2 der Italiener durch Matteo Politano auf (58.).
Israel vergibt Chancen auf das 3:3
Es kehrte dann ein wenig Ruhe ein, aber in der 74. Minute gab es dann einen Moment, in dem Donnarumma zeigen konnte, dass er zumindest auf der Linie ein richtig guter Torhüter ist. Eine abgefälschte Flanke von Manor Solomon fischte der Neuzugang von Manchester City noch aus dem langen Eck.
Doch danach wurde es für ihn noch brenzliger. Bei einem tiefen Ball schnellte Donnarumma raus und ließ den Ball nach vorne fallen, den Nachschuss konnte er nicht parieren, hinter ihm blockte aber Gianluca Mancini ab – und dann war Donnarumma beim dritten israelischen Versuch mit dem Fuß zur Stelle (76.).
Die Gastgeber ließen mehrfach die Chance auf den Ausgleich aus, dafür nutzte Italien dann direkt die erste auf das 4:2. Nach einem tollen Zuspiel von Davide Frattesi schob der für Kean eingewechselte Giacomo Raspadori den Ball vorbei an HSV-Keeper Daniel Peretz, der wie bei den vorigen Gegentreffern machtlos war (81.).
Wilde Schlussphase lässt Italien jubeln
Die Entscheidung? Mitnichten, denn danach legte die Partie noch einen ganz wilden Gang ein. Alessandro Bastoni sorgte mit dem zweiten italienischen Eigentor des Abends für den Anschluss (87.), Dor Peretz gelang dann sogar der Ausgleich (89.). Aber Italien schlug erneut zu, Tonali schlenzte den Ball durch die vielbeinige israelische Defensive ins lange Eck (90.+1).
Und das war dann tatsächlich der Schlusspunkt eines unglaublichen Abends. Und der ist für Italien an Wichtigkeit kaum zu überbieten. Gennaro Gattuso („Heute war ein Albtraum. Wir sind verrückt, weil wir lächerliche Tore kassiert haben. Es war furchtbar, aber wir haben uns zurückgekämpft“) feiert mit dem zweiten Sieg in seinem zweiten Spiel einen perfekten Start.
Und er erhält der „Squadra Azzurra“ die Chance auf die direkte Qualifikation zur WM 2026. Dafür braucht es aber auch in der nächsten Länderspielpause zwei Siege in Estland (11. Oktober) und gegen Israel (14. Oktober).