Image: Bundeswehr
Ende 2024 wurde bekannt, dass die Bundeswehr ihren seit Jahrzehnten bewährten Geländewagen Wolf (der in den 1980er-Jahren eingeführt wurde und auf der Mercedes-Benz-G-Klasse basiert) durch den Wolf 2 ersetzt. Auch der Nachfolger basiert wieder auf dem Geländewagenklassiker von Mercedes-Benz, nur eben auf dessen aktueller, spezialisierter Baureihe 464, und ist auf dem neuesten technischen Stand, mit deutlich stärkerer Motorisierung, besserer Federung und einer Motorhaube, auf die sich Soldaten stellen dürfen. Die neueste Generation fällt bei den Abmessungen größer aus als der Vorgänger – das Bild zu dieser Meldung zeigt links den kommenden Wolf 2 und rechts den alten Wolf (1).
Update 2.9.: Das folgende, am 2.9.2025 von der Bundeswehr veröffentlichte Video, stellt den neuen Wolf 2 genauer vor:
Aktueller Stand
Aktuell läuft noch immer die Erprobung von fünf Testfahrzeugen des Wolf 2 durch die Bundeswehr. Sofern diese wie geplant im Oktober 2025 erfolgreich abgeschlossen werden kann, soll die Truppe ab November 2025 ihre ersten Serienfahrzeuge vom Wolf 2 erhalten. Insgesamt kann die Bundeswehr bis zu 5.800 Geländewagen bekommen. Davon sind 1.500 bereits bestellt. Für die restlichen Fahrzeuge muss der Bundestag erst noch die Finanzierung beschließen.

Wolf 1 und Wolf 2 im Vergleich
Bundeswehr/Christoph Kassette
Testverfahren
Die Bundeswehr unternimmt mit dem Wolf 2 Fahrten auf unterschiedlichem Untergrund (Feld- und Waldweg, Schotterpiste, eine besonders strapaziöse Betonbahn, Sand und Gelände). Insgesamt 16.000 Kilometer müssen die Testfahrzeuge zurücklegen. Je nach Untergrund sitzt ein Mensch hinter dem Lenkrad oder aber ein Fahrroboter steuert das Fahrzeug. Dummys, Gewichtsplatten und Sandsäcke simulieren die maximale Zuladung des Wolf 2.
Dabei muss sich ein Wolf 2 zum Beispiel durch die von Panzerketten zerpflügte Schlammpiste einen Hang hinaufarbeiten. Dabei zeigen sich laut Bundeswehr die Vorteile des neuen Wolf 2 gegenüber seinem Vorgänger: “Auf der Geländebahn gibt es einen Abschnitt, da quält sich der alte Wolf mit Schrittgeschwindigkeit hoch. Mit dem Wolf 2 fahre ich da ganz gemütlich mit 20 km/h lang und fordere das Material nicht einmal”. Mehr Bodenfreiheit, ein besseres Fahrwerk und mehr Leistung sind wesentliche Unterschiede gegenüber dem aktuellen Wolf.

Wolf 1 links und Wolf 2 rechts
Bundeswehr/Christoph Kassette
Ebenfalls getestet wird, ob der Wolf 2 unter einen Hubschrauber gehängt werden kann, ob er die geforderte Wat- und Steigfähigkeit erfüllt oder ob man ihn sicher auf die Bahn verladen kann. In einer Klimakammer wird der Geländewagen Temperaturen von minus 34 Grad bis plus 49 Grad ausgesetzt und muss zum Beispiel mit Nässe zurechtkommen.
Nach den Fahrten untersuchen Experten den Verschleiß beziehungsweise gegebenenfalls die Schäden. Nach den Ergebnissen legt die Bundeswehr dann ihre Wartungsintervalle und die Ersatzteilbevorratung aus.
Die Wehrtechnische Dienststelle 81 in Greding (Bayern) untersucht zudem die elektromagnetische Verträglichkeit des Fahrzeugs sowie von dessen Funk- und Führungsmitteln. Der Wolf 2 ist voll vernetzt mit anderen Fahrzeugen auf dem Gefechtsfeld.

Wolf 2 der Bundeswehr nach einer Testfahrt.
Bundeswehr/Christoph Kassette
Kurzportrait Wolf 2
Der Wolf 2 (183 kW/249 PS, 600 Nm, Automatikgetriebe, Euro 3) kann bis zu vier Soldaten mit vollem Gepäck und Waffen transportieren. Den Wolf 2 (Zuladung bis zu 1,2 Tonnen; 4,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht) wird es in den Varianten Führungsfahrzeug (die Masse der Fahrzeuge für die Truppe) und Feldjägerfahrzeug (einige Fahrzeuge für die Militärpolizei mit Sondersignalanlage und im Front- und Heckbereich integrierten Blaulichtern) geben.
Er schafft mindestens 60 Prozent Steigfähigkeit. Typisch für einen echten Geländewagen: Er besitzt einen Leiterrahmen (für hohe Verwindungssteifigkeit), auf dem die Karosserie aufgesetzt wird.

Bedien- und Anzeigegerät am Beifahrersitz für den Fahrzeugkommandanten. Für den Lageüberblick.
Bundeswehr/Christoph Kassette
Zusätzliche Pumpen sorgen dafür, dass Kraftstoff, Kühlwasser und Öl in Bewegung auch in der Steilkurve ohne Probleme den Motor erreichen beziehungsweise schmieren. Mithilfe eines Schnorchels kann der Wolf 2 auch durch 75 Zentimeter Wasser waten. Ein Unterbodenschutz schützt wichtige Bauteile. Sollte der Wolf 2 feststecken, kann er sich durch seine Seilwinde selbst herausziehenSp.
Der Wolf 2 ist für die Aufnahme der modernen Funk- und Führungsausstattung D-LBO (“Digitalisierung Landbasierte Operationen”) ausgelegt. Diese ist aber bei der Auslieferung durch Mercedes-Benz noch nicht vorhanden, sondern wird erst nachträglich durch Spezialfirmen und die Bundeswehr eingebaut. Im Heckbereich des Geländewagens gibt es eine standardisierte Haltevorrichtung (Rack) für die neuen digitalen Funk- und Führungsgeräte.

Das Rack im Kofferraum des Wolf 2 für die Aufnahme der neuen D-LBO Funk- und Führungsausstattung.
Bundeswehr/Christoph Kassette
Der Wolf 2, also die militärische Version des aktuellen Mercedes G, weicht von der zivilen Version an einigen Punkten ab, um den militärischen Anforderungen gerecht zu werden. So wurde unter anderem ein Euro-3-Motor statt der derzeit zivil geforderten Euro 6 verbaut, der sowohl mit NATO- als auch minderwertigerem Kraftstoff fahren kann. Außerdem kann die Besatzung Schutzmaßnahmen des Motors übersteuern, um auch in kritischen Situationen für eine gewisse Zeit die volle Leistung abrufen zu können.
Die Bundeswehr rechnet mit einer Einsatzdauer von mindestens 20 Jahren für den Wolf 2.
Neuer Wolf für die Bundeswehr: Das wird der Nachfolger eines ihrer bekanntesten Fahrzeuge
Autor: Hans-Christian Dirscherl, Chef vom Dienst, PC-WELT
Hans-Christian Dirscherl begann sein IT-Leben mit Autoexec.bat und config.sys, Turbo-Pascal und C, Sinix sowie Wordperfect. Er schreibt seit rund 25 Jahren zu fast allen IT-Themen: Nachrichten mit hohem Nutzwert sowie ausführliche Tests (inklusive Auto-Tests) und Ratgeber. Als Chef vom Dienst ist pcwelt.de ein klein wenig sein Baby.