Forschungsteam im Amazonasgebiet Überleben die Reptilien im Regenwald den Klimawandel?
Stand: 18.11.2025 16:31 Uhr
Die artenreiche Amphibien- und Reptilienwelt im Amazonas-Becken wird von der Erderwärmung massiv betroffen sein. Forscher wollen wissen, wie sich das Verhalten der wechselwarmen Tiere dadurch verändert.
Es ist eine heiße Nacht im Amazonas-Regenwald, als sich das Team aus Biologen auf den Weg macht. Ihr Blick folgt dem Lichtkegel der Taschenlampe. Reptilienaugen leuchten hell auf, wenn das Licht auf sie trifft.
„Jetzt, am Anfang, fühlt es sich unbehaglich an, nachts im Wald. Aber man gewöhnt sich dran. Woran du dich nicht gewöhnst, sind die Tiere, es ist jedes Mal sehr emotional“, erzählt Fernanda Werneck.
Die Biologen heben einen Baby-Alligator auf, der laute Töne von sich gibt. Bevor die große Mutter kommt, zieht das Team weiter. Eine Schlange ist gerade mitten in der Verdauung. Die Artenvielfalt hier ist weltweit einzigartig.
Forschung im Herzen des Amazonas
Das Tefe-Naturschutzgebiet liegt im Herzen des Amazonas. Der größte Tropenwald der Erde ist für zwei Wochen das Labor der Biologin Fernanda Werneck und ihres Teams. Sie wollen erforschen, ob und wie sich Reptilien an den Klimawandel anpassen – oder ob sie zum Aussterben verdammt sind. Überall im Wald haben sie darum Fallen aufgestellt.
„Wir versuchen zu verstehen, was in Zukunft mit den Arten passieren wird – falls die CO2-Emissionen und die Temperaturen weiter steigen“, erläutert Werneck. „Wir hoffen, dass sich viele Befürchtungen nicht bewahrheiten.“
Hunderte Tierarten könnten verschwinden
Etwa 230 Amphibien- und 270 Reptilienarten leben im Amazonas-Becken, vermutlich sogar mehr. Sie sind für das ökologische Gleichgewicht unerlässlich, sind Jäger und Beute. Ohne so manchen Mückenfresser würden sich Viren und Krankheiten leichter und schneller ausbreiten.
Die Wissenschaftler arbeiten in einem schwimmenden Labor. Welche Tierproben sie an Bord ihres Forschungsschiffes nehmen dürfen, ist streng kontrolliert. Hier setzen sie die Kaltblüter unterschiedlichen Temperaturen aus, wollen erforschen, wie ihr Organismus auf Wärme oder Kälte reagiert – und messen, ob und wie sich das Verhalten ändert.
„Der Großteil der wissenschaftlichen Artikel und Studien wurde mit Organismen aus dem globalen Norden, aus gemäßigten Regionen, entwickelt“, sagt Werneck. Doch die größten Klima-Auswirkungen würden im Amazonas erwartet. „Diese Arten zu verlieren – viele, die wir noch gar nicht kennen – ist ein enormer Verlust für die Menschheit insgesamt.“
Wird es wärmer, werden sie wärmer
Anders als bei uns Menschen hängt die Körpertemperatur der wechselwarmen Tiere von der Umgebungstemperatur ab. Wird es wärmer, werden sie wärmer. Es gibt den berechtigten Grund zur Annahme, dass sich die Tiere bei höheren Temperaturen weniger bewegen. Daraus folgt dsie Sorge, dass sie nicht mehr jagen, nicht fliehen, oder sich nicht paaren – und so aussterben, falls sie sich nicht anpassen können.
Die Tiere werden die Untersuchungen nicht überleben. Ihre Organe werden untersucht, alle Informationen für die weitere Forschung in der Zukunft festgehalten. In drei Jahren, hofft Werneck, können sie und ihr Team die ersten Ergebnisse ihrer Untersuchungen veröffentlichen.









