Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass Touristen auf ihren Weltreisen immer gleich die ganze Welt im Blick haben. Ganz häufig konzentriert sich eine Weltreise auf nur einen einzigen Ort. Die Deutsche Zentrale für Tourismus erhebt zum Beispiel in regelmäßigen Abständen die beliebtesten Sehenswürdigkeiten des Landes mittels einer Umfrage unter internationalen Gästen. Zuletzt nahmen daran 25 000 Menschen teil, womit die Wahl als einigermaßen repräsentativ bezeichnet werden kann. Die ersten drei Plätze haben alle gemein, dass die Attraktionen so etwas wie ein Weltenkonzentrat sind.
Auf Rang drei: das Phantasialand, ein Freizeitpark, der unter anderem durch die Themenwelten Afrika, Mexiko und, hoppla, Berlin führt. Das ist so rein geografisch zwar nicht ganz stimmig, lockt aber trotzdem Millionen. Ähnlich funktioniert der Europa-Park in Rust, wo Europa wirklich zusammenrückt und das im DZT-Ranking auf Platz zwei landet. Davor steht nicht das Brandenburger Tor und nicht das Schloss Neuschwanstein, sondern das Miniatur-Wunderland in der Speicherstadt Hamburg, die laut Guinness-Buch größte Modelleisenbahnanlage der Welt (also nicht Hamburg, sondern das Wunderland).

Wer gerade von der Welt da draußen zurückkehrt und vor lauter Größe das Kleine gelegentlich übersehen hat, wird vielleicht hier fündig. Relativ neu im Sortiment des Hamburger Wunderlands ist beispielsweise Monaco, das schon im Realen einer Art Kunstwelt gleicht. Im Wunderland wird ein Teil des Stadtstaats samt Casino, Yachthafen und Formel-1-Rennen auf 36 Quadratmetern abgebildet, womit es in etwa die durchschnittliche Größe eines monegassischen Badezimmers besitzen dürfte. Dahinter schließt auf ähnlicher Fläche die Provence an. An der Kopie im Maßstab 1:87 wurde laut offiziellen Angaben sechs Jahre gebaut, während der liebe Gott für das Original laut Genesis nur sechs Tage brauchte. Ebenfalls im kleinformatigen Destinationssortiment zu finden: die Schweiz und Las Vegas, die beide an sich ja schon Miniaturwelten sind.

:Mythos Matterhorn
Pyramide aus Fels und Eis, meistfotografierter Berg der Erde: 150 Jahre nach der ersten Besteigung ist das Matterhorn so faszinierend und gefährlich wie nie. Eine interaktive Reise zum Berg der Berge.
Womit der Bogen zum Matterhorn gespannt ist, dem Roulette-Berg der Schweizer. Mit dessen Hilfe rollt das Geld seit Anbeginn des Tourismus in den Talort Zermatt. Kein Wunder, dass sich zuletzt eine Schweizer Großbank dieser Stärke entsann und in Kooperation mit Zermatt-Tourismus beim Bahnhof Hardbrücke in Zürich ein 600 Quadratmeter großes Wandgemälde mit einem 18 Meter hohen Matterhorn enthüllte. Selbst Schweizer Großbanken gegenüber kritisch eingestellte Menschen müssen dies als Miniatur-Geniestreich anerkennen, dem schleunigst eine Fortsetzung mit dem Zugspitzlein am Münchner Marienplatz oder dem Großglöckchen am Stephansdom in Wien folgen sollte. Denn die Diminuierung wird mit dem Zürcher Matterhörnli insofern auf die Spitze getrieben, weil sich dieses an ausgewählten Augusttagen ebenfalls über mehrere Kletterrouten besteigen lässt, und zwar kostenlos. An der Hörnlihütte zu Fuße des echten Matterhorns kostet ja schon die Nacht im Mehrbettzimmer 150 Franken. Zudem müssen die Bergretter nicht ständig ausrücken. Auch hier berichten Augenzeugen vom Fuße des Wandgemäldes allerdings über einen gewaltigen Andrang, was dazu führen könnte, dass es bald im Hamburger Wunderland auftaucht.
