Waldbrände und Extremhitze Mittelmeerregion wird für Touristen gefährlicher
Exklusiv | Berlin · Die Mittelmeerregion zählt zu den beliebtesten Reisezielen der Deutschen. Doch durch Waldbrände und Extremhitze werden manche Orte für Urlauber unerträglich. Die Bundesregierung verweist auf Stornierungsrechte – hält sich mit Empfehlungen für Reisende aber zurück.
Im spanischen Galizien haben aktuelle Brände schon 68.000 Hektar Wald zerstört.
Foto: Carlos Castro/EUROPA PRESS/dpa/Carlos Castro
40 Grad Hitze, Waldbrände, Dürre, Trinkwassermangel, gefährliche Blaualgen: Die Mittelmeerregion hat sich wegen des Klimawandels zu einem Urlaubsgebiet entwickelt, das für deutsche Touristen im Sommer gefährlicher geworden ist. Das zeigt sich gerade jetzt angesichts der verheerenden Waldbrände in Spanien, Portugal und Griechenland.
Wer etwa wegen der Waldbrände seine Pauschalreise storniert, hat nach Auskunft der Bundesregierung weitgehende Verbraucherrechte. „Vor Reisebeginn können Reisende jederzeit vom Pauschalreisevertrag zurücktreten“, schreibt das Bundeswirtschaftsministerium in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion. „In diesem Fall verliert der Reiseveranstalter den Anspruch auf Zahlung des vereinbarten Reisepreises, jedoch kann er grundsätzlich eine angemessene Entschädigung verlangen. Letzteres gilt jedoch dann nicht, wenn der Rücktritt auf unvermeidbare, außergewöhnliche Umstände am Bestimmungsort der Reise oder in dessen unmittelbarer Nähe zurückzuführen ist, welche die Durchführung der Pauschalreise oder die Beförderung erheblich beeinträchtigen“, so das Ministerium.
„Sollte der Reisepreis bereits ganz oder anteilig bezahlt worden sein, ist der Reiseveranstalter zur unverzüglichen Rückerstattung der geleisteten Zahlungen, spätestens binnen 14 Tagen, verpflichtet.“ Das Gleiche gelte dann, wenn der Reiseveranstalter vom Pauschalreisevertrag zurücktrete, weil er aufgrund unvermeidbarer, außergewöhnlicher Umstände an der Erfüllung des Vertrages gehindert sei, heißt es weiter.
„Das Mittelmeer gehört zu den am stärksten von der Klimakrise betroffenen Meeresregionen“
Die Mittelmeerregion zähle zu den beliebtesten Reisezielen deutscher Touristen, schreiben die Grünen in ihrer Vorbemerkung zur Anfrage. „Gleichzeitig gehört das Mittelmeer zu den am stärksten von der Klimakrise betroffenen Meeresregionen der Erde. WissenschaftlerInnen bezeichnen die Region als ‚Klimawandel-Hotspot‘, da sie besonders anfällig für beschleunigte Erwärmung, Biodiversitätsverluste und Extremwetter ist“, so die Grünen. Von dem Ministerium wollten sie daher wissen, wie die Bundesregierung deutsche Urlauber auf die Risiken einer Reise ans Mittelmeer vorbereitet und wie sie mit den Folgen eines Nachfragerückgangs für die Reisebranche umgehen will.
In seiner Antwort verweist das Ministerium auf Informationsmöglichkeiten für Reisende etwa beim Robert-Koch-Institut oder die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes. Ob in der neuen Tourismusstrategie, die gerade erarbeitet werde, besondere Empfehlungen für Reisende angesichts des Klimawandels stehen werden, ließ das Ministerium offen. Es verwies darauf, dass die nationale Klimaanpassungsstrategie auch auf den Tourismus anwendbar sei.
„Die Bundesregierung lässt Reisende im Stich“
„Die Bundesregierung lässt Reisende und die Tourismusbranche angesichts der Folgen des Klimawandels einmal mehr im Stich. Die Antworten auf die Kleine Anfrage machen deutlich, dass die Probleme mehr oder weniger ignoriert werden“, kritisierte Grünen-Politiker Stefan Schmidt. Dies gelte für die zunehmenden wirtschaftlichen Risiken der Reisebranche und wachsende Gesundheitsrisiken für Reisende.