
Bundeswehr CSU verteidigt Losverfahren für Wehrdienst
Stand: 14.10.2025 14:48 Uhr
Wird künftig unter anderem per Los darüber entschieden, wer zur Bundeswehr muss? Die CSU verteidigt diese Idee. Kritik kommt von Grünen und Linkspartei. Doch noch ist vieles unklar. Union und SPD wollen heute über den Stand der Verhandlungen berichten.
CSU-Landesgruppenchef Alexander Hoffmann hat rechtliche Bedenken gegen ein Losverfahren für die Rekrutierung von Wehrdienstleistenden für die Bundeswehr zurückgewiesen. Die Union habe ein Rechtsgutachten dazu in Auftrag gegeben, nach dem eine solche Regelung mit dem Grundgesetz vereinbar wäre, sagte der Chef der CSU-Bundestagsabgeordneten.
Ein Losverfahren diene dazu, in einem Auswahlprozess Gleichheit herzustellen. „Der Prozess der Auslosung gewährleistet diese Gleichheit, weil alle die gleiche Chance haben oder Nicht-Chance, gezogen zu werden.“
Am Wochenende hatten Medien über die mögliche Einführung eines Losverfahrens im aktuellen Entwurf des Wehrdienstgesetzes berichtet und dabei aus Fraktionskreisen zitiert. Die Idee: Wenn es nicht genügend Freiwillige gibt, soll unter denjenigen, die den Fragebogen ausfüllen mussten, gelost werden, wer gemustert und gegebenenfalls zu einem mindestens sechsmonatigen Wehrdienst verpflichtet wird.
Zudem soll Verteidigungsminister Boris Pistorius Zahlen nennen, ab welchem Zeitpunkt er wie viele Wehrpflichtige benötigt. Sie würden als Kriterien für die etwaige Nutzung von Pflichtelementen herangezogen.
„Undurchdacht, total bürokratisch“
Die Grünen im Bundestag lehnten den Vorschlag als „völlig undurchdacht“ ab. Das Los entscheiden zu lassen, wer gemustert und einberufen werden solle, sei ein „absolut willkürliches“ und ein „total bürokratisches“ Verfahren, sagte Fraktionschefin Katharina Dröge. Selbst beim alten Wehrdienst habe niemand zum Dienst an der Waffe gezwungen werden können, stattdessen habe es den Ersatzdienst gegeben.
Linksfraktionschef Sören Pellmann warnte vor einer „Lotto-Wehrpflicht“. Das Vorhaben erinnere ihn „an den Roman ‚Tribute von Panem‘, wo Kinder für die Hungerspiele ausgelost werden“.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch sagte in der Sendung Frühstart von RTL und ntv, man rede „überhaupt nicht über Losverfahren“. Es werde „sicherlich Zahlen geben“, aber es gebe „nicht den Tag X, wo man dann den Hebel umschaltet und einen Automatismus einsetzt“, ergänzte er.
Sowohl die Union als auch die SPD beraten noch in Fraktionssitzungen über die Pläne. Am frühen Abend wollen sie sich in einer Pressekonferenz dazu äußern.
Union und SPD wollen am Donnerstag den Gesetzentwurf für einen neuen Wehrdienst in den Bundestag einbringen, der zunächst auf Freiwilligkeit setzt. Die Union dringt aber darauf, konkrete Zielmarken für den Fall zu setzen, dass so nicht genug Wehrdienstleistende rekrutiert werden können und junge Leute zum Dienst verpflichtet werden müssen.
Etwa 80.000 zusätzliche Soldaten benötigt
Hintergrund für das Wehrdienstgesetz ist, dass die Bundeswehr etwa 80.000 zusätzliche aktive Soldaten benötigt. Denn die NATO hält für die Truppe eine Größenordnung von 260.000 für erforderlich, um zum Beispiel einem russischen Angriff standzuhalten.