
Stand: 18.10.2025 04:23 Uhr
Bei seinem Antrittsbesuch in Ankara hat Außenminister Wadephul die Bedeutung der Türkei als wichtiger Partner betont. Die Lage in Gaza und Russlands Krieg gegen die Ukraine waren die Hauptthemen. Kritische Töne gab es kaum
Die Türkei ist in internationalen Krisen für die Bundesrepublik Deutschland unverzichtbar. Das ist eine der Botschaften vom Treffen des türkischen Außenministers Hakan Fidan mit seinem deutschen Amtskollegen Johann Wadephul, der zum offiziellen Antrittsbesuch nach Ankara gereist war.
Ob Gaza, Syrien, oder Russland: Die Türkei hat Zugänge, die Deutschland nicht hat – zum Beispiel Kontakte zur palästinensischen Terrororganisation Hamas im Gazastreifen, die die Türkei genutzt habe, um Druck auszuüben für einen Waffenstillstand, wie Wadephul würdigte.
„Die Türkei hat den US Friedensplan tatkräftig unterstützt und durch den Einfluss des Präsidenten Einfluss auf Hamas gemacht und dabei geholfen, in Wirklichkeit zu machen“, sagte der CDU-Politiker. „Dieses Engagement war sehr wertvoll.“
Fidan betont Einigkeit über Lage in Nahost
Die Lage in Gaza, dem Westjordanland und Israel war ein großer Teil der Gespräche in Ankara. Fidan betonte, die Türkei und Deutschland seien sich einig darüber, wie es in dieser Krise weitergehen müsse. „Die Verbrechen gegen die Menschheit in Gaza haben vor TV-Kameras stattgefunden. Die internationale Gemeinschaft agiert mit Sensibilität, damit dies nicht wieder eintritt.“
Vor allem müsse der gegenwärtige Waffenstillstand zu einem nachhaltigen Friedensvertrag führen, sagte Fidan. Auch der Wiederaufbau des Gazastreifens sei von äußerster Wichtigkeit. „Noch wichtiger für einen nachhaltigen Frieden aber ist es, dass eine Zwei-Staaten-Lösung umgesetzt wird.“
Hoffnung auf Lösung in der Ukraine
Bei Wadephuls Besuch in Ankara ging es auch um Russlands Krieg gegen die Ukraine. Die Türkei ist auch da in einer besonderen Position, denn sie genießt das Vertrauen beider Kriegsparteien. Mehrere Gipfeltreffen zwischen der Ukraine und Russland in Istanbul in diesem Jahr hatten allerdings keine großen Fortschritte erzielt.
Dass US-Präsident Donald Trump ein Treffen mit Wladimir Putin in Budapest angekündigt hatte, begrüßten sowohl Wadephul als auch Fidan. Der sei guter Dinge, dass eine Lösung gefunden werden könne. Es dürfe keine Entscheidung über die Ukraine geben, ohne dass das Land einbezogen werde, betonte Wadephul.
Annäherung im Vordergrund
Im Gegensatz zu seiner Vorgängerin im Amt übte der deutsche Außenminister keine direkte Kritik an der Türkei, kein öffentliches Wort zu den vielen Verfahren gegen die türkische Opposition, wie etwa den abgesetzten Istanbuler Bürgermeister und Oppositionsführer Ekrem Imamoglu, der seit knapp sieben Monaten ohne Anklageschrift im Gefängnis sitzt.
In Wadephuls Ausführungen allenfalls zwischen den Zeilen ein Thema: „Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit sind Bedingungen der Europäischen Union, die uns am Herzen liegen“, sagte er. „Aber ich möchte betonen: Wir wollen Fortschritte in den EU-Türkei-Beziehungen. Wir wollen ein Update der Zollunion, wir wollen Visaliberalisierung. Wir wollen insgesamt eine positive Agenda.“
Noch im Oktober ist ein Besuch von Bundeskanzler Friedrich Merz in der Türkei geplant. Ein genauer Termin ist noch unklar.