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Stand: 29.10.2025 17:24 Uhr
Die eskalierende Gewalt der RSF-Milizen gegen Zivilisten im Sudan ist entsetzlich. Um den Konflikt beizulegen, braucht es eine gemeinsame Kraftanstrengung – mit dem Ziel, die Täter zu verurteilen.
Die Gewalt gegen Zivilisten in Al-Faschir ist entsetzlich – überraschend kommt sie nicht. Die Stadt war 500 Tage belagert. Und auch in anderen Orten in Darfur haben die RSF-Milizen im Laufe dieses Krieges bereits Massaker verübt.
Die Täter und ihre Anstifter müssen identifiziert und verurteilt werden. Dass dies möglich ist, zeigt ein Urteil des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag. Anfang des Monats saß dort ein Anführer der Dschandschawid-Milizen auf der Anklagebank.
Er wurde wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt. Die Taten liegen lange zurück, sie wurden in den Jahren zwischen 2003 und 2006 begangen. Aber Verbindungen zur Gewalt von heute sind offensichtlich: Der Ort der Verbrechen war Darfur, die RSF-Milizen sind aus den Dschandschawid hervorgegangen.
Die Weltgemeinschaft ist gefordert
Mord, Vergewaltigungen und Folter im Krieg müssen also nicht straflos bleiben. Aber zwei Jahrzehnte auf Urteile zu warten, reicht natürlich nicht als Antwort auf die maßlose Gewalt im Sudan.
Dieser Krieg hat viele Väter – allen voran die Anführer der RSF und der Armee, dann ihre Unterstützer aus dem Ausland.
Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen, lautet ein afrikanisches Sprichwort. Es braucht die gesamte Weltgemeinschaft, um den Konflikt im Sudan beizulegen.
Arabische Emirate müssen einbezogen werden
Die Methode Trump – maximalen Druck auf die direkten Kriegsparteien auszuüben – kann helfen, um eine Waffenruhe zu erreichen. In weiteren Schritten sind dann auch die Vereinten Nationen, die Europäische Union und die internationale Strafgerichtsbarkeit gefordert.
Der Druck auf Waffenlieferanten wie die Vereinigten Arabischen Emirate muss erhöht werden – auch durch öffentliche Bloßstellung: Wer an Abu Dhabi und Dubai denkt, sollte nicht nur Formel 1 und Schokolade im Kopf haben, sondern auch getötete Kinder in Darfur.
Vor allem müssen bei allen Bemühungen um eine Konfliktlösung zivile sudanesische Akteure einbezogen werden. 2019 waren es mutige sudanesische Bürger, die Woche für Woche zu Zehntausenden auf die Straße gegangen sind – bis der Diktator Omar al-Bashir gestürzt wurde.
Wie autokratische Herrscher der EU zugutekommen
In der Zeit danach haben die Vereinten Nationen den Übergangsprozess begleitet, ihre Unterstützung für die sudanesische Demokratiebewegung war allerdings nicht konsequent genug. Ähnlich war das schon nach den Umbrüchen in anderen nordafrikanischen Staaten im sogenannten arabischen Frühling.
Das hat auch mit einem insbesondere in Europa stark verbreiteten Denkfehler zu tun. Man brauche in Nordafrika vor allem Stabilität, Demokratie führe zu Chaos – und damit zu Flucht und Migration nach Europa. Die EU redet in ihrer Nachbarschaftspolitik gegenüber arabischen Staaten häufig von Werten; ihr Ziel, die Abwehr von Migranten, verfolgt sie aber lieber in Kooperation mit autokratischen Herrschern. Das ist kurzsichtig. Wenn eine auf militärischer Stärke basierende Diktatur wie im Sudan zerfällt, sind Chaos und Gewalt noch viel größer.
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