Stand: 29.10.2025 16:33 Uhr
Zehntausende getötete Nutztiere und Massensterben bei Wildvögeln: In Deutschland breitet sich die Vogelgrippe weiter aus. Um deren Ausbreitung einzudämmen, haben Hamburg, Brandenburg und das Saarland jetzt eine Stallpflicht verhängt.
Die Geflügelpest greift in Deutschland auf immer mehr Agrarbetriebe über. Als erstes Bundesland reagierte das Saarland mit der Anordnung der Stallpflicht, so dass Landwirte ihr Geflügel nicht mehr im Freien halten dürfen. Kurze Zeit darauf zog auch Hamburg nach.
Auch fast überall in Brandenburg müssen die Tiere nach einer Anordnung der Landkreise in den Stall oder unter abgedeckte Schutzvorrichtungen. Oberstes Ziel: Das Geflügel soll so nicht in Kontakt mit Wildvögeln kommen, die die Krankheit verbreiten könnten.
Die Geflügelbranche machte sich bereits vor Tagen für ein bundesweites „Aufstallungsgebot“ stark, das bislang nicht in Sicht ist. „Wir plädieren für ein einheitliches, risikobasiertes Vorgehen, um die Tiergesundheit und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Abwarten ist keine Option“, teilte der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft auf Anfrage mit.
Mehrere Bundesländer reagieren
Im Saarland gibt es derzeit einen bestätigten Fall eines Wildvogels, der an der H5N1-Variante des hochansteckenden Geflügelgrippe-Virus erkrankt ist. Hinzu kommen fünf weitere noch nicht bestätigte Nachweise. Dennoch verhängte das Land eine allgemeine Stallpflicht. Bei Verstößen können nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums Bußgelder von bis zu 30.000 Euro verhängt werden.
In Hamburg gilt wegen der Geflügelpest ab Freitag ebenfalls eine Stallpflicht, wie die Verbraucherschutzbehörde mitteilte. Die Hansestadt zählt bisher drei festgestellte Fälle von Geflügelpest bei Wildvögeln und 14 Verdachtsfälle.
In Brandenburg sind es bislang nach Ministeriumsangaben um die 155.000 getötete Tiere – so schlimm war das Ausmaß bislang nur im Jahr 2016/2017. Das Land setzt dennoch vorerst auf Freiwilligkeit der Landkreise und deren Risikoeinschätzung – bislang haben 13 von 14 Kreise die Stallpflicht verhängt. In einem Landkreis war bisher kein Ausbruch festgestellt worden. Eine Stallpflicht-Anordnung des Landes bezeichnete die Agrarministerin Hanka Mittelstädt als „nächste Eskalationsstufe“.
Täglich neue Fälle in Betrieben gemeldet
Laut Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) stieg die Zahl der seit Anfang September erfassten Vogelgrippe-Ausbrüche in kommerziellen Geflügelhaltungen bundesweit auf 35. Täglich würden neue Fälle gemeldet, das Infektionsgeschehen sei weiterhin sehr dynamisch, sagte eine Sprecherin des Instituts für Tiergesundheit.
Um die Ausbreitung der Geflügelpest einzudämmen, werden Hühner, Enten, Gänse und Puten in den betroffenen Betrieben gekeult und entsorgt. Die Zahl der vorsorglich getöteten Tiere liege bundesweit inzwischen deutlich über 500.000.
Kraniche besonders betroffen
Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts grassiert die Geflügelpest weiterhin auch unter Wildvögeln. Bei rund 160 eingesandten Tierkadavern sei im Labor das Virus H5N1 festgestellt worden. Die Zahl der verendeten Tiere sei um ein Vielfaches höher.
Vor allem unter Kranichen hatte die Vogelgrippe ein Massensterben ausgelöst. Allein im Nordwesten Brandenburgs wurden laut Agrarministerium um die 2.000 Kadaver eingesammelt.
Die Vogelgrippe, auch Geflügelpest genannt, ist eine hochansteckende und bei vielen Vogel- und Geflügelarten rasch tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Für Menschen besteht nur ein sehr geringes Ansteckungsrisiko.










