Stand: 03.11.2025 18:23 Uhr
Vor der Bundestagswahl umwarben die Parteien junge Wähler vor allem auf Social Media. Laut einer Studie unterschied sich die Sichtbarkeit dabei stark: Die Nutzer erreichten öfter Botschaften der politischen Ränder.
Die AfD und die Linke haben während des vergangenen Bundestagswahlkampfs am meisten von den Algorithmen der Plattformen TikTok, X, Instagram und YouTube profitiert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Universität Potsdam in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung.
Während die AfD einen Anteil von 21,5 Prozent aller hochgeladenen Videos unter offiziellen Parteiaccounts aufwies, wurden diese jungen Nutzern (21-25 Jahre) laut der Studie mit 37,4 Prozent fast doppelt so häufig angezeigt. Die Linke habe ihren Anteil von 9,7 Prozent der veröffentlichten Videos auf 27,6 Prozent der angezeigten Videos fast verdreifachen können.
BSW profitiert, FDP verliert
Auch das BSW war demnach ein Gewinner der Algorithmen: Die Partei wurde gemessen an der Anzahl ihrer Beiträge (3,1 Prozent) deutlich häufiger (8,3 Prozent) in den Feeds angezeigt. Größter Verlierer war der Studie zufolge die FDP: Obwohl die Liberalen 7,6 Prozent aller Postings absetzten, wurden diese nur 1,4 Prozent der Nutzer angezeigt.
Die SPD, die am meisten Videos teilte (24,1 Prozent), erreichte in den Feeds der Nutzer nur eine Sichtbarkeit von 14,1 Prozent. Noch mehr büßte demnach die CDU ein, die 17,1 Prozent aller Videos postete, allerdings nur einen Anteil von knapp fünf Prozent in den Feeds erreichte.
AfD-Videos am schnellsten vorgeschlagen
Trotz der hohen Sichtbarkeit wurden Beiträge aus den Reihen der Linkspartei nicht schnell angezeigt: Auf TikTok seien Beiträge erst nach fast 80 Minuten den TikTok-Nutzenden angezeigt worden, so die Forscher. Inhalte der Union seien hingegen am zweitschnellsten in die Feeds gespült worden. In der Analyse zeigte sich auch, dass TikTok und X die Inhalte deutlich schneller an ihre Nutzenden ausspielten als Instagram und YouTube.
Videos mit Bezug zur AfD wurden laut Studie nicht nur am häufigsten angezeigt, sondern auch am schnellsten vorgeschlagen: Durchschnittlich elf bis zwölf Minuten nach Erstellung eines TikTok-Profils habe es gedauert, bis ein Video mit dem Hashtag „afd“ angezeigt worden sei. Videos mit „#spd“ seien dagegen erst nach 70 Minuten ausgespielt worden. Über die AfD wurden allerdings auch mit deutlichem Abstand die meisten parteispezifischen Hashtags auf jeder Plattform abgesetzt: Auf TikTok und Instagram lagen die Werte sogar bei mehr als 50 Prozent. Diese Hashtags können alle Nutzenden ihren Beiträgen anfügen.
Plattformen haben wirtschaftliche Interessen
Laut Amber Jensen, Demokratie-Expertin bei der Bertelsmann Stiftung, wird der Feed zum „zentralen politischen Informationsraum”, während er jedoch gleichzeitig wirtschaftlichen Interessen der Plattformen unterliege. Wie genau die Algorithmen funktionieren, sei jedoch nicht öffentlich bekannt. Die Stiftung empfiehlt verstärkte Bildungsarbeit über die Wirkweise von Algorithmen.
Die Forscher analysierten für die Studie mithilfe von 268 angelegten Nutzerprofilen, welche politischen Inhalte Menschen im Alter von 21 bis 25 Jahren vom 22. Januar bis 23. Februar 2025 auf den Plattformen angezeigt wurden. Neben parteispezifischen Hashtags seien auch 1.763 offizielle Accounts untersucht worden, etwa von Parteien und Abgeordneten.
			








                