marktbericht
Kurssturz an der Börse Der DAX wird zum fallenden Messer
Stand: 18.11.2025 09:20 Uhr
Nach bereits drei Verlusttagen in Folge hat die Abwärtsdynamik am deutschen Aktienmarkt nochmals deutlich zugenommen. Der DAX stürzt in die Tiefe – eine alte Börsenregel mahnt die Anleger jetzt zur Vorsicht.
Der DAX taumelt immer weiter abwärts. Im frühen Handel bricht der deutsche Leitindex um 1,5 Prozent auf 23.227 Punkte ein. Der DAX fällt damit auf den tiefsten Stand seit Juni und steuert nun auf seinen vierten Verlusttag in Folge zu. Seit seinem Vorwochen-Hoch bei 24.441 Zählern hat er bereits rund 1.200 Punkte eingebüßt.
DAX fällt unter 200-Tage-Linie
„Greife nicht in ein fallendes Messer“, heißt eine alte Börsenregel. Sie wird immer dann herangezogen, wenn die Kurse – so wie jetzt – in hohem Tempo fallen. Sie ist zugleich eine Warnung an all jene Anlegerinnen und Anleger, die nun schon wieder Einstiegskurse wittern.
Auch die Charttechnik mahnt zur Vorsicht. Denn mit dem heute vollzogenen Rutsch unter die 200-Tage-Linie (aktuell bei 23.441 Punkten) haben sich auch die langfristigen Perspektiven am deutschen Aktienmarkt schlagartig eingetrübt. Selbst die wichtige Unterstützungszone bei rund 23.300 Zählern kann dem DAX zunächst keinen Halt bieten. Die deutschen Standardwerte haben damit nun ein weiteres Abwärtspotenzial von gut 1.300 Punkten, rechnen die HSBC-Experten vor.
Zinsängste lasten auf den Börsen
Doch was sind die Gründe für diese scharfe Korrektur? An den Märkten herrscht die Sorge, dass die US-Notenbank die Zinsen im Dezember nicht weiter senken wird. Laut dem „Fed Watch Tool“ der CME Group rechnen aktuell nur noch knapp 47 Prozent der Marktteilnehmer mit einer Zinssenkung auf der Fed-Sitzung am 10. Dezember. Zum Vergleich: Vor einem Monat waren es noch knapp 94 Prozent gewesen.
Unsicherheit vor US-Konjunkturdaten
Hinzu kommt die Unsicherheit vor den anstehenden US-Konjunkturdaten – und nichts mögen Anlegerinnen und Anleger weniger als Unsicherheit. Nach dem Ende des längsten Shutdowns in der US-Geschichte ist erst in den kommenden Tagen wieder mit wichtigen Konjunkturdaten aus den USA zu rechnen. So sollen am Donnerstag die Jobdaten für September kommen.
Platzt jetzt die KI-Blase?
Im Blick haben Börsianer auch die am Mittwochabend nach US-Börsenschluss anstehenden Zahlen von Nvidia. Sie gelten als wichtiger Test für die Nachhaltigkeit der diesjährigen Rally bei KI-Aktien. Zuletzt hatten einige Marktexperten vor einem möglichen Platzen der Blase rund um Künstliche Intelligenz gewarnt.
Negative Vorgaben von der Wall Street
Vor diesem Hintergrund haben die US-Börsen zum Wochenbeginn deutlich nachgegeben. Der US-Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich mit einem Minus von 1,2 Prozent aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 verlor 0,9 Prozent, und der technologielastige Nasdaq gab 0,8 Prozent nach. Mit Blick auf die US-Futures zeichnen sich auch für den heutigen Handelstag weitere Kursverluste ab.
Tech-Ausverkauf lässt Nikkei abstürzen
Die Talfahrt von Technologieaktien hat dem japanischen Aktienmarkt am Morgen den größten Kursrutsch seit mehr als sieben Monaten eingebrockt. Der Nikkei-Index büßte 3,2 Prozent auf 48.703 Punkte ein. „Als der Nikkei unter die wichtige Marke von 50.000 Punkten fiel, hat sich die Stimmung verschlechtert und der Ausverkauf beschleunigt“, sagte Seiichi Suzuki, Analyst beim Tokai Tokyo Intelligence Laboratory. Auch in China und Hongkong gaben die Börsen nach.
Gold und Öl im Minus
Die steigende Risikoaversion der Anleger spiegelt sich auch am Ölmarkt wider: Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligt sich aktuell um 0,8 Prozent auf 63,68 Dollar.
Der „sichere Hafen“ Gold kann allerdings nicht von der Flucht der Anleger aus Aktien profitieren: Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostet am Morgen 4.011 Dollar und damit 0,6 Prozent weniger.
Bitcoin im steilen Abwärtstrend
Unterdessen geht die scharfe Korrektur am Markt für Kryptowährungen weiter. Die Flucht der Anleger aus riskanten Anlagen spiegelt sich hier besonders eindrücklich wider. Der Bitcoin rutscht am Morgen um weitere zwei Prozent auf 90.115 Dollar ab und notiert damit auf dem tiefsten Niveau seit April.
Rheinmetall im Fokus
Auf Unternehmensseite haben Anleger den Kapitalmarkttag von Rheinmetall im Blick. Der Rüstungskonzern will Investoren über seine Wachstumsperspektiven informieren. Konzernchef Armin Papperger will nun auch im Marinegeschäft wachsen und dazu die Militärsparte der Bremer Lürssen-Gruppe übernehmen. Dazu könnte es ein Update geben.
Goldman Sachs streicht Kaufempfehlung für Fraport
Im MDAX steht Fraport unter Druck. Goldman Sachs hat die seit 2022 bestehende Kaufempfehlung für die Aktie nach ihren überdurchschnittlichen Kursgewinnen aufgegeben. Analyst Patrick Creuset hob das Risiko wieder steigender Investitionen des Flughafenbetreibers hervor.
RTL senkt Jahresziele wegen TV-Werbeflaute
Der Medienkonzern RTL hat auch im dritten Quartal die anhaltende TV-Werbeflaute und fehlende Umsätze aus der Produktion von Sendungen zu spüren bekommen. Für das Gesamtjahr wird das Management mit Blick auf Umsatz und Ebita nun vorsichtiger.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.








