Widerspruch zur Jungen Union Was sagen junge Politiker anderer Parteien zur Rente?
Stand: 18.11.2025 10:19 Uhr
Die Junge Union stellt sich gegen die Rentenpläne der Regierung. Doch stehen sie mit ihren Bedenken allein da? Ein Stimmungsbild aus den Reihen von SPD, Grünen und Linken.
Tim Klüssendorf ist Generalsekretär der SPD – und er ist 34 Jahre alt. Vor ihm liegen also noch viele Jahre im Job. Er hat also noch viele Jahre Zeit, um vorzusorgen. Als Bundestagsabgeordneter muss Klüssendorf nicht in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Doch die meisten Menschen in Deutschland verlassen sich auf die Rentenkasse, wenn es um Altersvorsorge geht, sagt Klüssendorf: „Mehr als 50 Prozent haben gar keine andere Altersvorsorge als die gesetzliche Rentenversicherung, gerade im Osten von Deutschland sind es fast drei Viertel, die nur die gesetzliche Rente haben.“
Deshalb hält die SPD am geplanten Rentenpaket fest, im Dezember soll darüber entschieden werden. Doch nun ist ein Streit entbrannt darüber, wie hoch die per Gesetz vereinbarte Rente in Zukunft sein soll. Die Regierung plant nämlich, das Rentenniveau auch nach 2031 auf einem höheren Niveau als bisher vorgesehen festzuschreiben. Die Junge Gruppe der Unionsfraktion will das verhindern, denn das würde die junge Generation zu stark belasten. Aber: Ohne ihre Stimmen hätte die Koalition keine Mehrheit.
Johanna Börgermann ist im Bundesvorstand der Jusos, also der Jugendorganisation des Koalitionspartners SPD. Die 24-Jährige appelliert an die jungen Kollegen der Union und fragt, „ob wir nicht reiche Menschen mehr zur Kasse bitten wollen? Ob wir nicht Kapitalerträge stärker besteuern wollen, denn nur so können wir auch unsere Rente sichern.“
Grüne drängen auf Reformen zugunsten junger Generation
Vermögensverteilung oder Ungerechtigkeiten bei Erbschaften sind auch ein Thema bei den Grünen. „Mich macht es richtig sauer, dass die Junge Union das komplett ausblendet“, sagt Timon Dzienus. Der Niedersachse ist 29 Jahre alt und seiner Meinung nach spielt die Junge Union Großeltern und Enkelkinder gegeneinander aus.
Die Grünen fordern Reformen zugunsten der jungen Generation. Für Dzienus heißt das auch: „Gerade Frauen werden noch viel zu oft durch unzureichende Kinderbetreuung davon abgehalten, einer Erwerbsarbeit nachgehen zu können. Und dafür sollte die Junge Union mal Vorschläge machen – wie mehr Frauen am Arbeitsmarkt teilhaben können und die Kinderbetreuung endlich verbessert wird.“
Auch Selbstständige, Abgeordnete und Beamte sollten in die gesetzliche Rentenversicherung miteinbezogen werden, fordert Dzienus weiter. Eine Idee, die auch die Sozialdemokraten verfolgen. Sie sprechen nicht von einem Konflikt Jung gegen Alt, sondern Arm gegen Reich.
„Es gibt keinen Generationenkonflikt“
Ähnlich äußert sich Linkenpolitiker Luke Hoß, mit 24 Jahren der jüngste Abgeordnete im Bundestag. „Mich stört an der Debatte, dass unterstellt wird, es gäbe einen Generationenkonflikt. Es gibt keinen Generationenkonflikt“, sagt er und betont: „Junge und alte Menschen haben die gleichen Interessen. Eine Rente, die nicht zum Krummbuckeln bis 70 und nicht zum Flaschensammeln zwingt, sondern einen sorgenfreien Lebensabend nach vielen Jahren harter Schufterei ermöglicht.“
Hoß setzt geringe Erwartungen in die Kommission, die Vorschläge für eine grundlegende Reform des Rentensystems erarbeiten soll.
Die Junge Gruppe in der Unionsfraktion bleibt bei ihrem Widerstand gegen das Rentenpaket der Bundesregierung in seiner jetzigen Form. „Es muss zwischen Union und SPD im parlamentarischen Verfahren weiterverhandelt werden, um zu einer guten Lösung zu kommen“, heißt es aus Kreisen der 18 jungen Unionsabgeordneten.









