Weltklimakonferenz in Belém COP30 endet ohne Ausstiegsplan für fossile Energien
Stand: 22.11.2025 19:54 Uhr
Zum Abschluss der 30. Weltklimakonferenz haben sich die Delegierten nur auf einen Minimalkompromiss verständigen können. Die Abschlusserklärung enthält keinen verpflichteten Fahrplan zur Abkehr von Kohle, Öl und Gas.
Trotz mehr als 19-stündiger Verlängerung hat sich die Weltklimakonferenz in Brasilien nicht darauf einigen können, einen verbindlichen Plan für die Abkehr von den fossilen Energieträgern Öl, Kohle und Gas zu erarbeiten. Die etwa 200 Länder vereinbarten in Belém lediglich eine freiwillige Initiative, um die Klimaschutz-Anstrengungen der Staaten zu beschleunigen.
Bundesumweltminister Carsten Schneider äußerte sich „ein bisschen enttäuscht“ und sagte, die Ölstaaten hätten mit einer Blockade ehrgeizigere Beschlüsse verhindert. Im Abschlussdokument ist nicht die Rede von fossilen Energieträgern, auch Öl, Kohle und Gas werden nicht explizit genannt – außer im Begriff „Treibhausgase“.
Mehr Klimahilfen erreicht
Beschlossen wurde zudem, dass reiche Staaten ihre Klimahilfen an ärmere Länder zur Anpassung an die Folgen der Erderhitzung deutlich erhöhen. Konkret ist von einer Verdreifachung bis 2035 die Rede.
Finanzexperte Jan Kowalzig von Oxfam kritisierte, dass „kein Basisjahr für die Verdreifachung und kein konkreter Betrag“ genannt wird. Der Betrag dürfte deutlich unter den von den Entwicklungsländern geforderten jährlich 120 Milliarden US-Dollar liegen.
Breites Bündnis wollte Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas
Die Abschlusserklärung hatte sich verzögert, weil ein breites Bündnis aus rund 80 Staaten, darunter Deutschland und die EU, einen Plan für einen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas gefordert hatte. Die Länder konnte sich aber nicht gegen Ölstaaten wie Saudi-Arabien durchsetzen. Auch China wollte nicht mitziehen. Beschlüsse der UN-Klimakonferenz müssen jedoch im Konsens gefasst werden.
Schon bei der Klimakonferenz vor zwei Jahren in Dubai hatte die Weltgemeinschaft eine Abkehr von diesen fossilen Brennstoffen beschlossen – wann und wie dies geschehen soll, wurde nun anders als erhofft in Belém nicht präzisiert. Brasilien will nun einen Fahrplan für einen Ausstieg auf freiwilliger Basis anstoßen. „Wir wissen, dass manche unter ihnen größere Ambitionen hatten“, sagte der COP30-Präsident André Corrêa do Lago bei der abschließenden Plenumssitzung in Belém.
Mehr als 19 Stunden verhandelten die Teilnehmenden der COP30. Die Erschöpfung beim Präsidenten Andre Correa do Lago ist sichtbar.
Umweltminister kritisiert fehlendes Engagement
Umweltminister Schneider kritisierte das aus seiner Sicht nicht ausreichende Engagement anderer Länder. „Ich hätte erwartet, dass insbesondere von den am meisten betroffenen Ländern, den Inselstaaten, Afrika, eine lautere Stimme auch für das Thema Klimaschutz zu hören war“, sagte er. „Das war ehrlicherweise nur von Europa zu hören.“ Es sei eine Klimakonferenz gewesen, „die Bestand hat und einen Seitenschritt gemacht hat, einen Zwischenschritt“.
Trotzdem betonte der Umweltminister mit Blick auf den Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen: „Das Entscheidende ist, dass die Welt am Tisch sitzt“, auch wenn ein großer Spieler nicht mehr dabei sei.
ARD-Korrespondentin Anne Herrberg sagte bei tagesschau24, dass man über die Gründe für die ablehnende Haltung der Inselstaaten und afrikanischer Länder nur mutmaßen könne. Zwar seien diese besonders vom Klimawandel betroffen, doch seien sie auch auf die Zusammenarbeit mit den USA und China angewiesen. Es könne sein, dass die Chinesen und auch die US-Amerikaner ihren Einfluss geltend gemacht hätten. Die Vereinigten Staaten seien zwar bei der Konferenz nicht präsent gewesen, standen aber wie ein „Elefant im Raum“.
EU-Klimakommissar: Einigung „geht in die richtige Richtung“
Schneiders Staatssekretär Jochen Flasbarth sagte der Nachrichtenagentur AFP, mit dem überarbeiten Beschlusstext stehe die Welt nun zumindest besser da „als vor zwei Tagen“. Dass die EU den Beschluss durch eine Verweigerung ihrer Zustimmung nicht habe platzen lassen, begründete er damit, dass es für das Voranbringen globaler Klimaschutzanstrengungen „keinen anderen Prozess“ gebe als die UN-Klimakonferenzen.
Auch EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra sagte, die EU hätte sich im Ergebnis der Konferenz zwar „mehr Ambitionen“ gewünscht. Die Einigung gehe aber immerhin „in die richtige Richtung“. Bei den UN-Klimakonferenzen müssen die Entscheidungen der rund 190 Verhandler-Staaten im Konsens getroffen werden. Die Welt durchlebe schwierige politische Zeiten. Daher habe eine Einigung auf der Klimakonferenz einen „Wert an sich“. Aber die EU werde sich weiter einsetzen. „Die Welt ist, wie sie ist. Und die Konferenz ist, wie sie ist.“
Die französische Umwelt- und Klimaministerin Monique Barbut sprach von einer „Vereinbarung ohne Ehrgeiz“. Sie steigere zwar nicht das Ambitionsniveau, beinhalte aber auch keine Rückschritte. „Ich kann diese COP nicht als Erfolg bezeichnen“, fügte sie hinzu.
Bauchlandung für Brasilien
Für Brasilien ist das Ergebnis eine Bauchlandung. Noch zum Konferenzauftakt hatte Präsident Luiz Inácio Lula da Silva erklärt, gebraucht würden Fahrpläne, die es der Menschheit ermöglichten, ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu überwinden sowie die Entwaldung zu stoppen und umzukehren. Damit hatte er bei vielen Gipfelteilnehmern hohe Erwartungen geweckt.
Der von Brasilien bewusst symbolisch ausgewählte Konferenzort am Rande des fürs Weltklima wichtigen Amazonasgebiets wurde zwar vielfach beschworen – doch auch einen konkreten „Waldaktionsplan“, um die Zerstörung von Wald einzudämmen, beschloss die Konferenz nicht. Es wird lediglich an einen früheren Beschluss erinnert, die Entwaldung bis 2030 zu stoppen.
Was die Gastgeber vorweisen können, ist ein neuer Fonds zum Schutz des Regenwalds, für den Deutschland eine Milliarde Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren bereitstellt. Länder, die ihre Wälder erhalten, sollen nach dem neuartigen Modell belohnt werden. Umgekehrt sollen sie für jeden zerstörten Hektar Wald Strafe zahlen.
1,5-Grad-Limit wird befristet überschritten
Schnelles Handeln ist angesichts der eskalierenden Klimakrise nötig. Die meisten klimaschädlichen Treibhausgase, die dafür sorgen, dass sich der Planet immer mehr aufheizt, entstehen beim Verbrennen von Öl, Gas und Kohle. Die zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen waren die vergangenen zehn.
Inzwischen geht die Wissenschaft davon aus, dass die im Pariser Klimaabkommen angestrebte maximale Erderwärmung von 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit mindestens befristet überschritten wird, und zwar schon spätestens zu Beginn der 2030er-Jahre. Die drastischen Folgen wären mehr und heftigere Stürme, Waldbrände, Dürren und Überschwemmungen.









