G20-Gipfel in Johannesburg Mit bestem Gruß nach Washington
Stand: 22.11.2025 20:40 Uhr
Trotz des Boykotts durch Donald Trump kann Südafrikas Präsident Ramaphosa als G20-Gastgeber einen Erfolg verbuchen. Schon am ersten Tag gibt es eine gemeinsame Erklärung – eine Botschaft auch an die USA.
Er steht nicht auf der Tagesordnung und ist doch dominierendes Thema: der sogenannte Friedensplan der USA für die Ukraine. Viel wird auf den Fluren in Johannesburg diskutiert über den Entwurf vom Freitag, den Deutschland und andere Unterstützer der Ukraine in der jetzigen Form ablehnen.
Die USA haben dem Gipfel ihren Stempel aufgedrückt – und das, obwohl sie noch nicht einmal vor Ort sind. Sie boykottieren den Gipfel, der an diesem Wochenende in der südafrikanischen Wirtschaftsmetropole Johannesburg stattfindet. US-Präsident Donald Trump wirft dem Gastgeber Menschenrechtsverletzungen gegen Weiße vor, sogar Genozid an Weißen. Belege für seine Behauptungen gibt es nicht.
„Gefühl, dass die G20 gestärkt wurde“
Das Motto der südafrikanischen Präsidentschaft ist Solidarität, Gleichheit, Nachhaltigkeit. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa hat das Treffen mit einem eindringlichen Appell eröffnet. Dieser erste G20-Gipfel in Afrika habe die Verantwortung, nicht zuzulassen, dass die Integrität und Glaubwürdigkeit der G20 geschwächt werde, sagt Ramaphosa. Und: „Wir sollten wir nach diesem Gipfel das Gefühl haben, dass die G20 gestärkt wurde.“
Tatsächlich hat sich der G20-Gipfel schon am ersten Tag auf eine gemeinsame Erklärung verständigt – gegen den Widerstand der USA. Die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer – mit Ausnahme der USA und Argentinien – bekennen sich unter anderem zu einem Ausbau der Erneuerbaren Energien und einer gerechteren Finanzierung der Klimafolgenkosten.
Verpflichtung zum Klimaschutz
Die G20-Staaten verpflichten sich, den Klimawandel durch eine verstärkte Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens zu bekämpfen, um bis etwa 2050 weltweit Kohlenstoffneutralität zu erreichen. Die USA sind aus dem Klimaschutzabkommen ausgetreten.
Den ärmsten Staaten der Welt soll außerdem bei der Bewältigung ihrer Schuldenkrisen geholfen, der Zugang zu neuen Krediten erleichtert werden. Rohstoffreiche Länder etwa in Afrika sollten mehr als bisher vom Abbau und der Weiterverarbeitung profitieren als bisher.
Mit der Einigung auf die 30 Seiten lange Erklärung verbucht der südafrikanische Präsident Ramaphosa einen Erfolg. Auch wenn sie nicht rechtlich bindend, sondern eine Absichtserklärung ist.
Zusammenarbeit, Kooperation und Partnerschaft
Ramaphosa betont, wie wichtig die internationale Zusammenarbeit ist. Die G20 unterstrichen die Relevanz des Multilateralismus, erklärte er: „Die G20 haben verstanden, dass die Herausforderungen, vor denen wir stehen, nur durch Zusammenarbeit, Kooperation und Partnerschaft gelöst werden können.“
Es ist eine klare Botschaft an die USA, die den G20-Gipfel im kommenden Jahr ausrichten. Und eigentlich soll morgen die offizielle Übergabe der Präsidentschaft stattfinden. Die USA wollen einen Botschaftsvertreter dazu schicken. Aber das ist für Südafrika nach eigener Aussage inakzeptabel.
US-Verstoß gegen das Protokoll
Der Sprecher Ramaphosas, Vincent Magwenya, erklärt, das sei ein Verstoß gegen das Protokoll. Man könne nicht erwarten, dass ein Staatsoberhaupt die Präsidentschaft eines so wichtigen Forums an einen nachgeordneten Botschaftsmitarbeiter übergebe. „Das gab es noch nie und das wird es auch hier in Südafrika nicht zum ersten Mal geben“, so Magwenya.
Die Übergabe soll nun für kommende Woche in der Hauptstadt Pretoria geplant sein. Die USA hätten kurzfristig den derzeitigen Leiter der Botschaft beauftragt, der die Übergabe des Vorsitzes für die US-Seite übernehmen solle, sagte der südafrikanische Außenminister Ronald Lamola. Südafrika werde einen Beamten auf gleicher Ebene ernennen.
Ungleichheit wirksam bekämpfen
Der Gipfel geht am Sonntag zu Ende. Am zweiten Tag stehen noch Wirtschaftsthemen im Fokus, unter anderem die Themen wichtige Rohstoffe und Künstliche Intelligenz. Auch diese beiden Themen sind in der gemeinsamen Erklärung schon berücksichtigt. Es heißt, unter anderem, dass die G20 die verstärkte Erkundung seltener und für die Volkswirtschaften wichtiger Mineralien besonders in Entwicklungsländern unterstützt.
Und es geht um die Frage, wie die weltweite Ungleichheit wirksam bekämpft werden kann. Ein Bericht führender Wirtschaftswissenschaftler unter Leitung von Nobelpreisträger Joseph Stiglitz hat vor einem „Ungleichheitsnotstand“ gewarnt. Die Gruppe hat Empfehlungen vorgelegt, wie die Kluft zwischen Arm und Reich verringert werden kann.









