Erstes AKW im Land EU genehmigt Staatshilfen für Atomkraftwerk in Polen
Stand: 10.12.2025 18:30 Uhr
Während Deutschland die Atomenergie hinter sich gelassen hat, steigt Polen erst ein. Das Nachbarland will ein AKW in Ostseenähe bauen – auch um aus der Kohleverstromung auszusteigen. Aus Brüssel gibt es nun grünes Licht
Als Polens Ministerpräsident Donald Tusk seinen Landsleuten die Entscheidung aus Brüssel mitteilte, klang er, als überbringe er ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk. Die Europäische Kommission erlaubt es dem polnischen Staat, den Bau eines Atomkraftwerks zu bezuschussen. „Es kann nun mit Vollgas gebaut werden – und zwar noch im Dezember“, sagt Tusk.
Mehr als 40 Milliarden Euro soll der Bau von Polens erstem Atomkraftwerk kosten. Ein knappes Drittel davon übernimmt der Staat. Das Geld kommt nicht von der EU, sondern vom polnischen Steuerzahler, dafür brauchte es aber eine Genehmigung aus Brüssel. Entstehen soll das Kraftwerk nordwestlich von Danzig (Gdańsk) an der Ostseeküste, etwa 250 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.
Die polnische Gesellschaft, in vielen Fragen tief gespalten, ist sich in Sachen Atomenergie weitestgehend einig. In einer Umfrage aus dem vergangenen Jahr haben mehr als 90 Prozent der Befragten den Bau polnischer Atomkraftwerke unterstützt, betont Jakub Wiech, Fachjournalist für Energiefragen beim Onlineportal Energetyka24. „In Polen gibt es in der Atompolitik einen parteiübergreifenden Konsens – in der Gesellschaft und in der Politik. Es gibt in Polen keine relevante Partei, die gegen Atomkraft ist.“
Atomenergie soll Kohle ablösen
Auch klimabewusste Polen sehen die Atomkraft positiv. Sie soll dabei helfen, von der Kohleverstromung wegzukommen, die noch immer den größten Teil der Stromerzeugung im Land ausmacht, sagt der Energieanalyst Wojciech Jakóbik. „Mit der Atomenergie erreichen wir zwei unserer Klima- und Energieziele gleichzeitig. Versorgungssicherheit und die Reduktion von CO2-Emissionen.“
Selbst in der unmittelbaren Umgebung des geplanten Kraftwerks befürwortet eine Mehrheit der Bevölkerung den Neubau. Auch wenn die Unterstützung hier nicht ganz so deutlich ausfällt wie im Rest des Landes, was beispielsweise mit möglichen Auswirkungen auf den Tourismus zusammenhängt.
Endlagersuche spielt kaum eine Rolle
Themen wie die Endlagersuche für Atommüll spielen hingegen keine große Rolle in der öffentlichen Debatte, auch nicht für Energieexperte Jakub Wiech. „In den ersten Jahrzehnten werden diese Substanzen in den Kraftwerken selbst gelagert werden können“, sagt er. „Nur einen kleinen Teil davon würde ich überhaupt als Müll bezeichnen. Der restliche Teil der Brennstäbe könnte wieder aufbereitet werden, sodass er wieder als Brennstoff dienen kann.“
Die erste Tranche der staatlichen Förderung für den Kraftwerksbau will die polnische Regierung noch in diesem Monat auszahlen. Bis tatsächlich Atomstrom fließt, wird es nach den jetzigen Plänen aber noch mehr als zehn Jahre dauern.








