Nach Luftraumverletzungen in Dänemark und Osteuropa treibt die Europäische Union den Aufbau eines „Drohnenwalls“ voran. Was zu dem Projekt bisher bekannt ist.
Nach mehreren mysteriösen Drohnenüberflügen in Dänemark und wiederholten Luftraumverletzungen durch russische Drohnen in osteuropäischen Staaten will die EU ihre Ostflanke besser schützen. Im Zentrum der Pläne steht ein sogenannter „Drohnenwall“ – ein Abwehrsystem, das unbemannte Flugkörper erkennen, verfolgen und abfangen soll. Was die EU genau plant, wer beteiligt ist und wie schnell der Schutzwall entstehen könnte: die wichtigsten Fragen und Antworten.
Warum spricht die EU über einen Drohnenwall?
Auslöser für die aktuellen Pläne waren mehrere Zwischenfälle mit unbemannten Flugobjekten in den vergangenen Wochen. Russische Drohnen verletzten wiederholt den Luftraum Polens und Rumäniens; in Dänemark legten unbekannte Drohnen stundenlang Flughäfen lahm. Diese Vorfälle machten deutlich, dass Europa bislang über kein effektives Erkennungssystem gegen Drohnen verfügt. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen forderte daraufhin ein gemeinsames europäisches Abwehrsystem, das „in Echtzeit reagieren“ kann.
Was hat es mit dem Drohnenwall der EU auf sich?
Der Begriff „Drohnenwall“ steht für ein geplantes Abwehrsystem an der EU-Ostflanke. Es soll in der Lage sein, Drohnen schnell zu erkennen, ihre Flugbahnen zu verfolgen und sie notfalls abzufangen. Nach Angaben von EU-Verteidigungsindustriekommissar Andrius Kubilius ist der Drohnenwall das Kernstück einer umfassenderen Ostflankenstrategie. Diese soll zusätzlich Bodenverteidigungssysteme, maritime Sicherheitsmaßnahmen für Ostsee und Schwarzes Meer sowie eine satellitengestützte Lageerfassung beinhalten.
Der Drohnenwall richtet sich gegen unbemannte Flugkörper, die zur Spionage, Sabotage oder für Angriffe eingesetzt werden können. Die jüngsten Vorfälle zeigten, dass billige Drohnen westliche Streitkräfte zwingen, Kampfjets der jüngsten Generation und teure Lenkflugkörper einzusetzen – ein Missverhältnis, das militärisch wie finanziell problematisch ist. Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sprach von einer „neuen Realität“, mit der Europa umgehen müsse.
Wer baut den Drohnenwall?
Die Pläne für den Drohnenwall wurden bei einer Videokonferenz der EU-Verteidigungsministerinnen und -minister vorgestellt. Beteiligt waren an der Konferenz vor allem osteuropäische EU-Staaten, Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Polen und Rumänien, sowie Finnland. Auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas, mehrere Vertreter des Nato-Verteidigungsbündnisses sowie die aktuelle dänische EU-Ratspräsidentschaft nahmen teil. Auffällig: Deutschland blieb der Runde fern – obwohl Sicherheitsexperten hierzulande seit Langem vor gravierenden Lücken bei der Drohnenabwehr warnen.
Zur Finanzierung will die EU eigene Finanzierungsinstrumente nutzen. EU-Verteidigungsindustriekommissar Kubilius sprach von einem „Schutzschild für die Ostflanke, der ganz Europa zugutekommen wird“. Zugleich sollen nationale Verteidigungsbudgets und die europäische Rüstungsindustrie mobilisiert werden.
Welche Rolle spielt die Ukraine?
Die Ukraine hat im Krieg gegen Russland umfangreiche Erfahrungen bei der Abwehr von Drohnen gesammelt – etwa beim kostengünstigen Abschuss von russischen Schwärmen von Drohnen. Der ukrainische Verteidigungsminister Denys Schmyhal hat deshalb angeboten, dieses Wissen mit der EU zu teilen und sich am Projekt zu beteiligen. „Der Drohnenwall wird ein grundlegend neues Verteidigungsökosystem in Europa schaffen“, schrieb er.
In den baltischen Staaten wird zudem seit Längerem an einem ähnlichen System namens Eirshield gearbeitet, das Drohnen abwehren soll. Auch Laserwaffen werden derzeit von mehreren Staaten erprobt, weil sie im Gegensatz zu klassischen Raketen keine Munitionsprobleme verursachen.
Wann soll der Drohnenwall stehen?
EU-Verteidigungsindustriekommissar Kubilius sagte in einem Interview mit der Nachrichtenseite Euractiv, der Drohnenwall könne innerhalb eines Jahres aufgebaut werden. EU-Beamte rechnen jedoch damit, dass der Aufbau eines umfassenden Sensornetzwerks zur besseren Luftraumüberwachung erst bis Ende 2026 abgeschlossen sein wird. Die Entwicklung eines Abfangsystems dürfte noch länger dauern. Kurzfristig sollen zunächst zusätzliche Sensoren installiert werden.
Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP
Nach Luftraumverletzungen in Dänemark und Osteuropa treibt die Europäische Union den Aufbau eines „Drohnenwalls“ voran. Was zu dem Projekt bisher bekannt ist.
Nach mehreren mysteriösen Drohnenüberflügen in Dänemark und wiederholten Luftraumverletzungen durch russische Drohnen in osteuropäischen Staaten will die EU ihre Ostflanke besser schützen. Im Zentrum der Pläne steht ein sogenannter „Drohnenwall“ – ein Abwehrsystem, das unbemannte Flugkörper erkennen, verfolgen und abfangen soll. Was die EU genau plant, wer beteiligt ist und wie schnell der Schutzwall entstehen könnte: die wichtigsten Fragen und Antworten.
Warum spricht die EU über einen Drohnenwall?
Auslöser für die aktuellen Pläne waren mehrere Zwischenfälle mit unbemannten Flugobjekten in den vergangenen Wochen. Russische Drohnen verletzten wiederholt den Luftraum Polens und Rumäniens; in Dänemark legten unbekannte Drohnen stundenlang Flughäfen lahm. Diese Vorfälle machten deutlich, dass Europa bislang über kein effektives Erkennungssystem gegen Drohnen verfügt. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen forderte daraufhin ein gemeinsames europäisches Abwehrsystem, das „in Echtzeit reagieren“ kann.
Was hat es mit dem Drohnenwall der EU auf sich?
Der Begriff „Drohnenwall“ steht für ein geplantes Abwehrsystem an der EU-Ostflanke. Es soll in der Lage sein, Drohnen schnell zu erkennen, ihre Flugbahnen zu verfolgen und sie notfalls abzufangen. Nach Angaben von EU-Verteidigungsindustriekommissar Andrius Kubilius ist der Drohnenwall das Kernstück einer umfassenderen Ostflankenstrategie. Diese soll zusätzlich Bodenverteidigungssysteme, maritime Sicherheitsmaßnahmen für Ostsee und Schwarzes Meer sowie eine satellitengestützte Lageerfassung beinhalten.
Der Drohnenwall richtet sich gegen unbemannte Flugkörper, die zur Spionage, Sabotage oder für Angriffe eingesetzt werden können. Die jüngsten Vorfälle zeigten, dass billige Drohnen westliche Streitkräfte zwingen, Kampfjets der jüngsten Generation und teure Lenkflugkörper einzusetzen – ein Missverhältnis, das militärisch wie finanziell problematisch ist. Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sprach von einer „neuen Realität“, mit der Europa umgehen müsse.
Wer baut den Drohnenwall?
Die Pläne für den Drohnenwall wurden bei einer Videokonferenz der EU-Verteidigungsministerinnen und -minister vorgestellt. Beteiligt waren an der Konferenz vor allem osteuropäische EU-Staaten, Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Polen und Rumänien, sowie Finnland. Auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas, mehrere Vertreter des Nato-Verteidigungsbündnisses sowie die aktuelle dänische EU-Ratspräsidentschaft nahmen teil. Auffällig: Deutschland blieb der Runde fern – obwohl Sicherheitsexperten hierzulande seit Langem vor gravierenden Lücken bei der Drohnenabwehr warnen.
Zur Finanzierung will die EU eigene Finanzierungsinstrumente nutzen. EU-Verteidigungsindustriekommissar Kubilius sprach von einem „Schutzschild für die Ostflanke, der ganz Europa zugutekommen wird“. Zugleich sollen nationale Verteidigungsbudgets und die europäische Rüstungsindustrie mobilisiert werden.
Welche Rolle spielt die Ukraine?
Die Ukraine hat im Krieg gegen Russland umfangreiche Erfahrungen bei der Abwehr von Drohnen gesammelt – etwa beim kostengünstigen Abschuss von russischen Schwärmen von Drohnen. Der ukrainische Verteidigungsminister Denys Schmyhal hat deshalb angeboten, dieses Wissen mit der EU zu teilen und sich am Projekt zu beteiligen. „Der Drohnenwall wird ein grundlegend neues Verteidigungsökosystem in Europa schaffen“, schrieb er.
In den baltischen Staaten wird zudem seit Längerem an einem ähnlichen System namens Eirshield gearbeitet, das Drohnen abwehren soll. Auch Laserwaffen werden derzeit von mehreren Staaten erprobt, weil sie im Gegensatz zu klassischen Raketen keine Munitionsprobleme verursachen.
Wann soll der Drohnenwall stehen?
EU-Verteidigungsindustriekommissar Kubilius sagte in einem Interview mit der Nachrichtenseite Euractiv, der Drohnenwall könne innerhalb eines Jahres aufgebaut werden. EU-Beamte rechnen jedoch damit, dass der Aufbau eines umfassenden Sensornetzwerks zur besseren Luftraumüberwachung erst bis Ende 2026 abgeschlossen sein wird. Die Entwicklung eines Abfangsystems dürfte noch länger dauern. Kurzfristig sollen zunächst zusätzliche Sensoren installiert werden.
Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP