Die Polizei hat am Sonntag einen Frachter in der Schleuse Kiel-Holtenau wegen möglicher Spionage festgesetzt und durchsucht. Das gab das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein zusammen mit der Staatsanwaltschaft Flensburg am Montagabend bekannt. Hintergrund war demnach die Abwehr von Gefahren für die maritime kritische Infrastruktur Deutschlands, zudem ein laufendes Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Flensburg wegen Verdachts der Agententätigkeit zu Sabotagezwecken und des Sicherheitsgefährdenden Abbildens.
Medienberichten soll es sich um den Frachter Scanlark handeln. Von dem 75 Meter langen und 10 Meter breiten Schiff wurde Ende August laut der Ermittlungsbehörden eine Drohne gestartet, die über ein Marineschiff gesteuert worden ist, um dieses auszukundschaften und Bildaufnahmen anzufertigen. „Dieser Frachter diente möglicherweise als Ausgangspunkt für Drohnenflüge über kritische Infrastruktur“, sagte Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU).
An der Durchsuchung beteiligt waren Beamte aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Schleswig-Holsteins Innenministerium teilte mit, der Vorfall lasse deutlich werden, dass für die norddeutschen Küstenländer eine besondere Herausforderung durch ihre exponierte geographische Lage entlang der Küstengrenzen bestehe. Zudem seien die Nordländer wegen ihrer maritimen Infrastruktur spezifischen Risiken ausgesetzt. „Nord- und Ostsee sind strategisch wichtige Wasserstraßen Europas – für Handel, Energieversorgung und internationale Kommunikation.“
Laut der „Kieler Nachrichten“ durchsuchten die Beamten das Schiff mehrere Stunden lang. Dabei wurde dem Bericht zufolge auch Technik gefunden, die für Spionagetätigkeiten genutzt wird. Bei der Besatzung soll es sich demnach um Russen handeln. Nach einer ersten Durchsuchung wurden die Besatzungsmitglieder demnach während der Fahrt zum Hafen von Spezialkräften der Polizei Niedersachsen bewacht. Ein Schlauchboot der niedersächsischen Polizei eskortierte demnach den Frachter. Taucher suchten den Rumpf des Schiffes ab.
Dem Bericht zufolge war der Frachter regelmäßig auf dem Nord-Ostsee-Kanal unterwegs. Der Kanal mündet in die Kieler Förde an der Schleuse Kiel-Holtenau, an der das Schiff nun festgesetzt wurde. Es fährt unter der Flagge des karibischen Kleinststaates St. Vincent und die Grenadinen.