Mercosur-Protest Mit Rauchgranaten und Kartoffeln gegen die EU
Stand: 18.12.2025 15:17 Uhr
In Brüssel steht das Freihandelsabkommen kurz vor der Abstimmung. Wegen Ängsten vor Billigimporten aus Südamerika protestieren nun Landwirte mit ihren Traktoren in Brüssel gegen das Mercosur-Abkommen.
Tausende Landwirte haben – einige von ihnen gewaltsam – im Brüsseler Europaviertel für Chaos gesorgt. Die Bauern demonstrierten mit Traktoren auf den Straßen Brüssels gegen die EU-Pläne für das Mercosur- Handelsabkommens. „Sie sind von Europa enttäuscht, weil sie das Gefühl haben, dass wir ihnen nicht genug zuhören“, sagte Florian Poncelet, Präsident des belgischen Bauernverbandes FJA, und fügte hinzu: „Sie sind besorgt und sehr wütend.“
Es kam vor dem EU-Parlament zu Zusammenstößen mit der Polizei. Demonstrierende warfen Kartoffeln und Rauchgranaten vor dem Parlament Richtung Polizeibarrikade. Zudem wurden Brände gelegt, Pyrotechnik gezündet und Tränengas eingesetzt, wie auf Bildern zu sehen war. Die Polizei setzte Wasserwerfer gegen Demonstranten ein, die versuchten, Absperrungen zu durchbrechen.
Auch deutsche Bauern in Brüssel
Während die Veranstalter von rund 10.000 Demonstranten sprachen, zählte die Polizei etwa 7.300 Personen und hunderte Traktoren. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Präsident des Europäischen Rats, António Costa trafen mit Vertretern der Landwirte. Europa werde immer hinter den Landwirten stehen, versprach von der Leyen. „In Zeiten der Unsicherheit brauchen unsere Landwirte Verlässlichkeit und Unterstützung“.
Zu den Protesten sind auch Landwirte aus Deutschland angereist. Nach einer ersten Schätzung des bayerischen Bauernverbands beteiligten sich rund 500 deutsche Bäuerinnen und Bauern daran. Günther Felßner, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbands, teilte mit: „Wir stehen hier als Europäer. Europa braucht Stabilität – und diese Stabilität beginnt bei der Landwirtschaft.“ Die EU-Agrarförderung sei ein Stabilisierungsinstrument für die Ernährungssicherheit, für den ländlichen Raum und für den Zusammenhalt Europas.
Frankreich gegen Abkommen
Auch nach einer Einigung auf neue Sicherheitsklauseln, die protektionistische Maßnahmen gegen Lebensmittelimporte vorsieht, will Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die geplante Unterzeichnung des Freihandelsabkommens der Europäischen Union mit den vier lateinamerikanischen Mercosur-Staaten verschieben.
Macron sagte, Frankreich verlange, dass weiter an dem Abkommen gearbeitet werde, „damit die Dinge ernsthaft angegangen werden, unsere Landwirtschaft respektiert wird, die Ernährungssicherheit unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger überall in Europa gewährleistet ist.“ Man sei nicht bereit, das Abkommen so zu unterzeichnen, drängte auf weitere Zugeständnisse und zusätzliche Gespräche im Januar. Er erklärte, er habe diesbezüglich unter anderem mit seinen italienischen, polnischen, belgischen, österreichischen und irischen Kollegen gesprochen.
Unterzeichnung am Samstag unklar
Die neue Freihandelszone zwischen der EU und den Mercosur-Staaten mit mehr als 700 Millionen Einwohnern wäre nach Angaben der EU-Kommission die weltweit größte dieser Art. Eigentlich war die Unterzeichnung für Samstag bei einem Gipfel in der brasilianischen Stadt Foz do Iguaçu geplant – dafür braucht es aber eine bestimmte Mehrheit unter den EU-Ländern. Eine Entscheidung wird bei dem EU-Gipfeltreffen erwartet. Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva warnte am Mittwoch, seine Geduld sei am Ende: Werde das Abkommen nicht wie geplant am Samstag unterzeichnet, werde es während seiner Amtszeit nicht mehr zustande kommen, drohte er.
Ob es die erforderliche Mehrheit geben wird, war bis zuletzt unklar. Wenn Frankreich wie erwartet nicht zustimmt, wird es vermutlich auf Italien ankommen. Länder wie Polen und Österreich haben bereits angekündigt, wegen Sorgen von Landwirten und Bürgern gegen eine Unterzeichnung des Abkommens zu stimmen. Seit 1999 wird über das Abkommen verhandelt.








