
Chip-Probleme bei Volkswagen Drohender Produktionsstopp und Kurzarbeit
Stand: 22.10.2025 19:24 Uhr
Bei Volkswagen spitzen sich die Lieferprobleme bei Chips zu. Nun droht ein teilweiser Stopp der Produktion. Zudem laufen offenbar bereits Gespräche über Kurzarbeit. Am Abend berät die Bundesregierung mit Vertretern der Branche.
Volkswagen schließt wegen der Probleme beim niederländischen Chiphersteller Nexperia auch kurzfristige Einschränkungen in der Produktion nicht aus. „Derzeit ist die Produktion unbeeinträchtigt. Vor dem Hintergrund der dynamischen Lage können Auswirkungen auf die Produktion kurzfristig jedoch nicht ausgeschlossen werden“, heißt es in einem Eintrag im Intranet des Autobauers, der dem NDR vorliegt.
Der Bild-Zeitung zufolge ist Volkswagen bereits mit der Arbeitsagentur im Gespräch über mögliche Kurzarbeit für mehrere Zehntausend Mitarbeiter. Das Unternehmen wollte das auf Anfrage nicht kommentieren. Im VW-Intranet hieß es dazu nur: „Volkswagen steht in engem Kontakt mit allen relevanten Beteiligten vor dem Hintergrund der aktuellen Lage, um frühzeitig mögliche Risiken zu identifizieren und über entsprechend notwendige Maßnahmen entscheiden zu können.“ Über neue Entwicklungen werde informiert.
Betriebsrat: „Politischer Konflikt“
Ein Sprecher des Volkswagen-Gesamtbetriebsrats sagte auf NDR-Anfrage, man stehe im engen Austausch mit den Verantwortlichen im Unternehmen: „Ziel muss es sein, die Situation gleichermaßen im Sinne des Unternehmens und der Beschäftigten zu bewältigen.“ Vor allem die Politik sei nun gefragt: „Hier geht es um einen politischen Konflikt. Wirtschaftliche Akteure allein können ihn nicht lösen. Dies muss auf höchster politischer Ebene passieren.“
Noch am Abend berät sich die Bundesregierung per Schaltkonferenz mit Verbänden und Firmen. „Wir nehmen die Situation der betroffenen Unternehmen sehr ernst und sind zum Sachverhalt mit den Unternehmen sowie den niederländischen und europäischen Partnern in verschiedenen Formaten im Gespräch“, teilte das Bundeswirtschaftsministerium der Nachrichtenagentur Reuters mit.
Nexperia ist mit einem Marktanteil von 40 Prozent der weltgrößte Anbieter einfacher Halbleiter wie Dioden oder Transistoren. Die Firma entwickelt zudem moderne Chips für Batteriemanagement. Der chinesische Mutterkonzern Wingtech steht wegen angeblicher Risiken für die nationale Sicherheit seit 2024 auf einer schwarzen Liste der US-Regierung.
Lieferprobleme nach Intervention der Niederlande
Aktuell kommt es zu Lieferproblemen, nachdem die niederländische Regierung die Kontrolle über die bisher von der chinesischen Konzernmutter geführten Firma übernommen hatte. China stoppte daraufhin die Ausfuhr von Nexperia-Produkten wie Chips für die Autoindustrie. Ein VW-Sprecher bekräftigte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass Nexperia-Halbleiter in Komponenten verbaut seien, die der Autobauer von Lieferanten beziehe.
Das Bundesinnenministerium erklärte, ihm lägen „zum jetzigen Zeitpunkt“ keine Erkenntnisse vor, bei Nexperia habe es Warnungen vor in China hergestellten Chips mit schlechterer Produktqualität oder Spionageelementen gegeben. Zur Krise bei Nexperia sollte es am Abend eine Schalte des Bundeswirtschaftsministeriums mit Verbänden und Unternehmen aus der Automobil- und Elektronik-Industrie geben, wie dpa von Beteiligten erfuhr.
Mercedes rechnet nicht mit Ausfällen
Auch der Herstellerverband VDA hatte bereits vor möglichen Ausfällen wegen der Probleme bei Nexperia gewarnt – bis hin zu Produktionsstopps. Mercedes-Benz rechnet dagegen kurzfristig nicht mit Ausfällen wegen der Probleme. Dank guter Zusammenarbeit mit den Zulieferern und Lehren aus der Chipkrise sei man „im Kurzfristzeitraum abgesichert“, teilte der Autobauer mit.
„Wir arbeiten intensiv mit unseren Partnern daran, eventuell auftretende Lücken zu schließen.“ Mercedes beobachte die Entwicklung. Verlässliche Prognosen seien zum jetzigen Zeitpunkt aber nur schwer zu machen.