Nahost-Reise des Kirchenoberhaupts Papst Leo macht Libanons Jugend Mut
Stand: 02.12.2025 09:29 Uhr
Es war die wohl größte und emotionalste Veranstaltung des Papstes auf seiner Reise in den Nahen Osten. Im Libanon forderte Leo XIV. junge Menschen auf, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht aufzugeben.
Von Anna Giordano, ARD-Studio Rom
Es sind Zehntausende junge Menschen, die am Montagabend auf dem Platz vor dem maronitischen Patriarchat in Bkerke zusammengekommen sind. Auf den hinteren Reihen haben sie sich auf Plastikstühle gestellt, um besser zu sehen. Sie halten ihre Handys bereit und einige fangen spontan an zu singen, als der Papst eintrifft und in sein Papamobil steigt.
Und dann ist es soweit: Sie haben Glück, der Papst fährt direkt vor ihnen vorbei. „Wow, wir werden diesen Moment niemals vergessen, er wird nie vergessen werden“, sagt eine junge Frau namens Nawal. „Danke Jesus, dass wir das erleben durften. Wir sind so stolz darauf, dass wir Christen sind.“
Und eine andere Frau erklärt, warum sie heute hergekommen ist: „Wir glauben an den Frieden und wir wollen die Geschichte unseres Landes ändern. Sie soll keine Geschichte des Krieges sein, sondern eine Geschichte des Friedens werden.“
Leo XIV. wird nicht politisch
Vor einem Jahr begann die Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon. Dennoch greift Israel fast täglich an. Viele Menschen haben Sorge, dass ein neuer Krieg ausbrechen könnte. Der Papst hatte er schon vor seiner Reise angekündigt, er wolle eine Friedensbotschaft überbringen.
Seine Ansprache ist auch eine Aufforderung an die Jugend: „Liebe junge Menschen, vielleicht bedauert ihr, dass ihr eine Welt geerbt habt, die von Kriegen zerrissen und von sozialen Ungerechtigkeiten entstellt ist. Und doch wohnt in euch eine Hoffnung, ein Geschenk, das uns Erwachsenen mittlerweile zu entgleiten scheint. Ihr habt Zeit! Ihr habt mehr Zeit, um zu träumen, zu organisieren und Gutes zu tun.“
Der Papst wird nicht politisch, er nennt keine Akteure beim Namen. Doch er versucht, den jungen Menschen Mut zuzusprechen. „Der Herr wird immer mit euch sein und ihr dürft euch in den entscheidenden Herausforderungen eures Lebens und in der Geschichte eures geliebten Landes der Unterstützung der ganzen Kirche gewiss sein“, verspricht das Kirchenoberhaupt.
Tosender Jubel nach der Ansprache
Sind es nur schöne Worte oder doch mehr? Die jungen Leute jedenfalls sind begeistert. Nach der Ansprache ertönt tosender Jubel. Es ist die wohl größte und emotionalste Veranstaltung des Papstes auf dieser Reise. Leo XIV., der sonst eher zurückhaltend auftritt, lächelt mehrfach, redet energisch, obwohl es schon seine vierte Ansprache an diesem Tag ist.
Unter anderem hatte er am Nachmittag die Vertreter anderer Konfessionen und Religionen auf dem Platz der Märtyrer in Beirut getroffen. Es ist ein symbolischer Ort. Hier steht die Mohammad-al-Amin-Moschee neben der maronitischen Sankt-Georgs-Kathedrale, schräg gegenüber liegt die griechisch-orthodoxe Kathedrale.
„Angst und Misstrauen haben nicht das letzte Wort“
„In einer Zeit, in der das Zusammenleben wie ein ferner Traum erscheinen mag, erinnern die Menschen im Libanon, die verschiedenen Religionen angehören, eindringlich daran, dass Angst, Misstrauen und Vorurteile nicht das letzte Wort haben und dass Einheit, Versöhnung und Frieden möglich sind“, mahnt der Papst.
Das Verbindende über das Trennende stellen, Gemeinschaft im Glauben zu leben, auch über Konfessions- und Religionsgrenzen hinweg – das ist laut dem Papst die Grundlage dafür, Kriege und Konflikte zu vermeiden. Seine Reise in zwei eher muslimisch geprägte Länder, seine Treffen mit Vertretern anderer Kirchen und Religionen, sollen in dieser Hinsicht ein Zeichen setzen.








